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Lindgrens Liebäugelei (MM)

Mannheim. Sein Reihenhaus in Heidelberg hat Ola Lindgren längst geräumt. Im Sommer 2009 hatte der Handball-Trainer im Stadtteil Rohrbach mit seiner Familie eine neue Bleibe und beim Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen eine neue Aufgabe gefunden. Doch die eigentlich auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit endete schon nach 15 Monaten. Trotzdem hat der Schwede den Bezug zu Heidelberg nicht verloren. „Meine Tochter studiert dort noch. Wenn ich bald Zeit habe, muss ich mal nach dem Rechten schauen“, sagt Lindgren und lacht.

Sein Lebensmittelpunkt ist mittlerweile wieder Halmstad, wo er auch geboren wurde. In seinen eigenen vier Wänden trifft man ihn allerdings nur selten an. „Ich bin auf der ganzen Welt zu Hause“, verweist der 47-Jährige auf Reisen nach Spanien und Deutschland, wo er sich zahlreiche Spiele anschaute. Als Trainer der schwedischen Nationalmannschaft, die er zusammen mit Staffan Olsson betreut, machte sich der zweifache Weltmeister selbst ein Bild von seinen Profis. Und die enttäuschten ihn zuletzt nicht mit dem zweiten Platz beim Supercup, obwohl Leistungsträger wie Oscar Carlén, Kim Andersson, Jonas Kälman oder Kim Ekdahl du Rietz fehlten.

Letztgenannter spielt seit dieser Saison bei HBC Nantes und möglicherweise schon bald für die Löwen. Spätestens 2013 soll er zu den Badenern wechseln, wie sein Berater Martin Klett im Sommer verriet. Lindgren traut dem 21-Jährigen die Bundesliga auf jeden Fall zu: „Er ist wurfgewaltig, kraftvoll, dynamisch. Der Wechsel nach Frankreich hat ihm gut getan, aber Kim ist noch nicht am Ende seiner Entwicklung angelangt.“

Mit Geduld haben Lindgren und Olsson dem schwedischen Handball zu neuem Glanz verholfen, das Duo führte die Skandinavier bei der diesjährigen Heim-WM auf den vierten Platz. Um diesen Erfolg zu erreichen, erhielten die beiden Trainer bei ihrem Amtsantritt 2008 das, was man Lindgren bei den Löwen nicht gab: Zeit. Der Ex-Coach der Badener möchte auf dieses Thema nicht näher eingehen, sondern hofft darauf, dass sein Vertrag bei den Gelbhemden bald aufgelöst wird, damit er frei für eine andere Aufgabe im Klub-Handball ist. „Ich habe Lust auf etwas Neues“, sagt Lindgren, der zwischenzeitlich auch für einen Posten bei AG Kopenhagen, dem zweiten Klub des Löwen-Geldgebers Jesper Nielsen, im Gespräch war: „Ich habe immer gesagt, ich möchte gerne arbeiten. Das ging hin und her, irgendwie hat es aber nicht geklappt.“

Respekt vor Myrhol

Der Schwede liebäugelt nun mit einer Rückkehr nach Deutschland. „Die Bundesliga ist immer reizvoll. Ich hätte nichts dagegen, wenn ich dort wieder arbeiten könnte“, gesteht der 47-Jährige, der mit einigen Löwen-Spielern noch in Kontakt steht. „Beim Supercup habe ich mit Uwe Gensheimer, Patrick Groetzki, Michael Müller und Oliver Roggisch gesprochen“, berichtet Lindgren, der jedoch besonders zu Kreisläufer Bjarte Myrhol einen guten Draht hat. Die beiden kennen sich schon seit gemeinsamen Nordhorner Tagen: „Bjarte ist ein toller Spieler und ein außergewöhnlicher Mensch. Wie er mit seiner Krebserkrankung umgegangen ist, bewundere ich. Und dass er jetzt so schnell wieder auf dem Feld stehen kann, ist die beste Medizin für ihn.“

Wenn es sein Kalender zulässt, will Lindgren nach Mannheim kommen und sich ein Spiel der Löwen anschauen. Und bei dieser Gelegenheit könnte er dann ja auch mal bei seiner Tochter vorbeischauen …

Von Marc Stevermüer

 09.11.2011