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Löwe Landin wird in einem Jahr ein Zebra (RNZ)

Der Torhüter des Vizemeisters wechselt 2015 zum THW Kiel – Trainer Jacobsen bemerkt lapidar: „So ist das Geschäft“

Kronau. Als Niklas Landin gestern bei der Vormittagseinheit der Rhein-Neckar Löwen im Kronauer Trainingszentrum das Wort ergriff, erstaunte die Erklärung des Weltklassetorhüters in eigener Sache keinen der Kollegen sonderlich. Der 25-Jährige bestätigte, was die Spatzen schon von den Dächern pfiffen in Nordbaden und an der Förde. Er werde nach dieser Saison zum THW Kiel wechseln, sagte Landin. Am 1. Juli 2015 mutiert Löwe Landin zu einem Zebra.

Am Mittwoch hatte Landin den freien Tag genutzt, um beim Deutschen Handball-Meister finale Vertragsgespräche zu führen und einen Dreijahreskontrakt zu unterschreiben. Der im In- und Ausland heiß begehrte Zerberus geht damit denselben Weg wie Löwen-Manager Thorsten Storm, der spätestens ab der kommenden Saison beim Liga-Krösus die Geschäfte führen wird.

Trainer Nikolaj Jacobsen von den Löwen, die Landin schon vor Monaten ein finanziell lukratives Angebot für einen Verbleib gemacht hatten, nahm die Nachricht mit derselben professionellen Einstellung entgegen wie die Spieler. „So ist das Geschäft. Das war keine Überraschung mehr. Wenn es sich so lange hinzieht, dann hat der Verein keinen Vorteil, bei dem ein Spieler schon einen Vertrag hat“, sagte Landins Landsmann und ergänzte: „Er glaubt, dass er mit Kiel mehr gewinnen kann.“

Und der THW, der FC Bayern des Handballs, noch mehr mit ihm. Landin gilt aktuell als bester Torhüter der Welt. Der bisherige Löwen-Trainer und neue Dänen-Coach Gudmundur Gudmundsson sieht in Landin aufgrund dessen noch jungen Alters noch weiteres Potenzial schlummern. Euphorisch kommentierte THW-Trainer Alfred Gislason die nächste spektakuläre Verpflichtung des Abonnementmeisters, dessen Lockruf des Geldes zu dieser Saison gerade Welthandballer Domagoj Duvnjak und Joan Canellas aus Hamburg und der deutsche Nationalspieler Steffen Weinhold aus Flensburg gefolgt waren. „Ich freue mich sehr, dass Niklas sich für uns entschieden hat. Er ist ein Super-Torhüter. Er wird ein weiteres, großes Puzzleteil beim Aufbau einer starken Mannschaft sein, die in der Lage ist, auch in Zukunft um alle Titel zu kämpfen“, sagte Gislason.

In einer Presseerklärung hob Landin die sportlichen Perspektiven als Hauptgrund seines Ja-Worts für Kiel hervor: „Ich habe mir die Entscheidung, wo ich meine sportliche Zukunft sehe, wahrlich nicht leicht gemacht. Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, in Kiel eine neue sportliche Herausforderung in der Nähe meiner Heimat zu suchen. Darauf freue ich mich, wenngleich meine volle Konzentration in der kommenden Saison natürlich den Rhein-Neckar Löwen gelten wird. Ich habe den Löwen viel zu verdanken, und ich möchte mich mit tollen Leistungen aus Mannheim verabschieden.“ Seit zwei Jahren spielt Landin für die Löwen, nicht zuletzt dank seiner Paraden waren die Badener drauf und dran, den THW vom Thron zu stoßen. Am Ende fehlten zwei läppische Tore zum großen Coup. 2013 gewann er mit den Löwen den EHF-Pokal.

Während Manager Storm derzeit auf Sylt ausspannt und für einen Kommentar in dieser gerade für seine Person kniffligen Personalie nicht zu erreichen war, äußerte der ebenfalls urlaubende Löwen-Aufsichtsratschef Bernhard Slavetinsky sein Bedauern: „Mit Niklas verlieren wir einen Leistungsträger und Publikumsliebling. Wir haben ihm im Rahmen unserer Möglichkeiten ein sehr gutes Angebot gemacht, seinen laufenden Vertrag über das Jahr 2015 hinaus zu verlängern. Das hat uns Niklas ebenfalls bestätigt, dennoch müssen wir seinen Wunsch, sich sportlich zu verändern, natürlich respektieren.“

Die Löwen wissen jetzt immerhin, woran sie sind. Trainer Jacobsen kündigte an, sich nach Ersatz umzusehen: „Ich werde ab jetzt den Markt beobachten.“

Von Reinhard Sogl