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Löwen am Scheideweg

Karlsruhe/Bad Bramstedt. Wie ein Irrwisch hüpfte Martin Schwalb (Foto: dpa) beim Pflichtsieg des HSV Hamburg in der Champions League gegen Tatran Presov an der Seitenlinie herum und brüllte seine Schützlinge zum 200. Erfolg in seiner Ära als Coach der Hanseaten. Dabei hätte sich der impulsive Trainer des Tabellenführers der Handball-Bundesliga entspannt zurücklehnen und sich auf das heutige Topspiel (20.15 Uhr/live in Sport1) gegen die Rhein-Neckar Löwen einstimmen können.

Davon will der gebürtige Schwabe allerdings nichts wissen, auf Lorbeeren ausruhen kommt für „Schwalbe“ nicht infrage. „Wir sind gewarnt. Für die Löwen geht es um enorm viel“, betont der 47-Jährige die Bedeutung dieses Schlüsselspiels. „Bei einer Niederlage hätten die Löwen schon sieben Minuspunkte – so viele wie wir am Ende der letzten Saison“, rechnet der HSV-Coach vor und weiß, dass bei einer Niederlage die Badener den Titel vorzeitig abschreiben können. „Deshalb müssen wir von Beginn an konzentriert sein“, mahnt auch Pascal Hens. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft hat seinen Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel auskuriert und kehrte gegen Presov in den Kader des Vizemeisters zurück.

Die Löwen hatten derweil an der 27:30-Niederlage im Champions-League-Vorrundenspiel beim THW Kiel zu knabbern, haben die erste Saisonpleite in der Königsklasse aber mittlerweile aufgearbeitet. „Wir müssen auf der Leistung aus der zweiten Halbzeit aufbauen“, meint Linksaußen Uwe Gensheimer. Gegen den Rekordmeister lagen die Badener zur Pause mit 9:17 zurück, gewannen aber den zweiten Durchgang mit 18:13. „Wenn wir uns von Anfang an anstrengen, dann haben wir auch gegen Hamburg eine Chance“, pflichtet Manager Thorsten Storm bei, der in Kiel aber phasenweise „die Geilheit aufs Tore werfen“ vermisst hatte.

„Nach dem Seitenwechsel waren wir die bessere Mannschaft“, sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson, der mit seinem Team in Bad Bramstedt Quartier bezogen hat, und fügt an: „Das ist ein ganz wichtiges Spiel für uns.“ Eine Kampfansage an den Pokalsieger, der im Finale im April die Löwen mit 34:33 nach Verlängerung schlug, schickte indes Oliver Roggisch an die Norddeutschen: „Wir wollen in Hamburg punkten.“

Von Christof Bindschädel

 24.11.2010