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Löwen begeistern, doch Fans pfeifen (RNZ)

Höhen und Tiefen gab es beim Sieg gegen Magdeburg. Am Mittwoch geht es gegen Bad Schwartau als letzte Hürde vor dem Final Four.

Mannheim. Sie saßen einfach nur da, wirkten wie bestellt und nicht abgeholt. Die Köpfe hingen, die Schultern zuckten, der Schweiß tropfte. Irgendwie müssen sie sich vorgekommen sein, wie in einem falschen Film, die Spieler des SC Magdeburg, überrollt von einer gelben Dampfwalze. Von Rhein-Neckar Löwen, die beim 32:26 über die Gladiators die gehobene Handballkunst zelebrierten. Völlig entfesselt fegten die Badener die Ost-Sieben aus der SAP Arena.

Bei Gäste-Trainer Uwe Jungandreas war danach nur noch Frust. Sein Fazit war lang und vernichtend. Er sagte Dinge wie: „Das Beste war noch das Ergebnis, denn es hätte ja noch viel schlimmer kommen können.“ Oder: „Was da passiert ist, ist nur schwer in Worte zu fassen.“ Und: „Über diesen Blackout müssen wir reden.“ Was er meinte? Na die Löwen-Demonstration zwischen der 20. und 45. Minute, als sich Uwe Gensheimer und Co. einen 17:1-Torlauf herausballerten. Handball zum Verlieben war das.

Umso enttäuschender war es dann, was sich in der Schlussphase auf den Rängen abspielte. Weil der zwischenzeitliche 14-Tore-Vorsprung schmolz: Da überzeugen die Löwen seit Wochen, schießen auswärts Kiel und Flensburg ab, marschieren in Siebenmeilenstiefeln durch die Gruppenphase der Champions League, brennen gegen Magdeburg ein Feuerwerk ab und werden plötzlich gnadenlos ausgepfiffen. Von den eigenen Fans wohlgemerkt. Eine traurige Randnotiz, die in Magdeburg, Kiel oder sonst wo undenkbar wäre.

Auch Gudmundur Gudmundsson verstand am Sonntagabend die Welt nicht mehr. Der Löwen-Trainer: „Über diese Reaktion der Zuschauer bin ich sehr enttäuscht und überrascht. Das haben die Jungs nicht verdient.“

Wobei nicht alle über einen Kamm geschoren werden dürfen. Nicht jeder hat gepfiffen, aber eben doch so viele, dass es nicht zu überhören war. Und das, obwohl es für den Einbruch einen plausiblen Grund gab. Als die Partie entschieden war, wechselte Gudmundsson fast komplett durch, wollte Kräfte sparen und gleichzeitig der zweiten Reihe Spielpraxis vermitteln.

Eine Entscheidung, die Manager Thorsten Storm nachvollziehen konnte. Schließlich benötigen die Löwen im Tanz auf drei Hochzeiten jeden Spieler. Nur gemeinsam können sie Großes erreichen, möglicherweise sogar Titel gewinnen. Dementsprechend geknickt saß Storm dann auch bei der Pressekonferenz auf dem Podium: „Was da passiert ist, ist sehr schade. Unsere Mannschaft braucht die Fans.“

Zeit zur Wiedergutmachung besteht – und zwar prompt: Am Mittwoch um 19.30 Uhr gilt es in der GBG-Halle in Mannheim die Zähne zu zeigen. Die letzte Hürde vor dem Final Four im DHB-Pokal wartet auf die Gudmi-Sieben. Und die haben sie für viele längst übersprungen. Es geht gegen den VfL Bad Schwartau. Einen Zweitligisten. Den großen Außenseiter. Doch genau der darf nicht unterschätzt werden.

Bad Schwartau ist ein echter Pokalschreck, was die Norddeutschen auch in dieser Saison bereits unter Beweis gestellt haben: Mit 38:31 fegten sie den TSV Hannover-Burgdorf in der zweiten Runde aus dem Wettbewerb. Gudmundsson weiß das natürlich. Er verspricht: „Wir werden uns auf diese Partie genauso professionell vorbereiten, wie auf jedes andere Spiel auch.“ Das entsprechende Videomaterial hat der Isländer bereits gesichtet. An der nötigen Motivation wird es jedenfalls nicht mangeln: „Jeder von uns will unbedingt zum Final Four“, stellt Gudmundsson klar.

Womit wir wieder bei den Fans wären: Das Pokalduell ist noch lange nicht ausverkauft. Storm: „Wir hoffen, dass sich das noch ändert.“

Von Daniel Hund