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Löwen blamieren sich beim Aufsteiger

Heidelberg/Lübbecke. Es sollte ein Abschluss nachMaß werden, ein finaler Beutezug in der Fremde. Doch es kam anders: Die Handballer der Rhein-Neckar Löwen verabschiedeten sich gestern mit einem Debakel in die EM-Pause. Oliver Roggisch und Co. enttäuschten auf ganzer Linie, zahlten im alten Jahr nochmals reichlich Lehrgeld: Die Lindgren-Sieben verlor beim Aufsteiger TuS N-Lübbecke mit 26:31 (10:16). „Wir haben gerade in der Abwehr wieder nicht richtig zugepackt. Das war dumm“, sagt Löwen-Manager Thorsten Storm und legt nach: „Das sind Dinge, die wir nicht hinnehmen können und auch nicht werden. Offenbar hat nicht jeder unserer Spieler einen Hintern in der Hose.“

Eine Pleite, die so natürlich nicht einkalkuliert war und eine unschöne Randerscheinung mit sich bringt: Die Badener, die sich in Lübbecke eine kollektive Auszeit gönnten, überwintern nur auf dem fünften Rang. Ein Tiefschlag für den ambitionierten Klub. „Es wird immer von der Champions League geredet, wenn du aber einen Elfmeter nach dem anderen versiebst, brauchst du das nicht zu tun.“ Die Löwen erwischten einen Katastrophen-Start. Das badische Starensemble lief von Beginn an hinterher. Bereits nach rund drei Minuten führten die Hausherren mit 4:1. Nettelstedt traf und traf, spielte sich phasenweise in einen Rausch.

Vor allem einen ostwestfälischen Legionär bekam man nie in den Griff. Gemeint ist Tomasz Tluczynski, der linke Flügelflitzer, der polnische Vize-Weltmeister von 2007. In den ersten dreißig Minuten brachte es der 30-Jährige auf sieben Treffer. Nach der Schluss-Sirene waren es deren elf – fünf davon versenkte er von der Siebenmeterlinie aus.

Ex-Löwe Alexis Alvanos, über dessen Wechsel zu den Ostwestfalen die RNZ im Oktober berichtet hatte, lief gestern übrigens trotz einer internen, schriftlich fixierten Absprache zwischen beiden Klubs auf. Storm: „Mir wurde kurz vor Spielbeginn telefonisch mitgeteilt, dass er spielen wird.“ Die Begründung: Lübbeckes Anwälte gaben grünes Licht, meinten, dass solch eine Vereinbarung nicht tragbar sei. „Das wusste ich selbst, aber es war eine Absprache unter Kollegen, quasi eine der Bedingungen für das Zustandekommen des Transfers. Lübbecke wusste aber wohl schon bei der damaligen Unterschrift, dass sie uns gewissermaßen betrügen werden.“

TuS N-Lübbecke: Tluczynski 11/5, Alvanos 6/1, Siodmiak 5, Jurecki 4, Niemeyer 2, Felixsson 2, Hansen 1.
Rhein-Neckar Löwen: Bielecki 6, Stefansson 6/1, Gensheimer 4/4, Groetzki 3, Harbok 2, Roggisch 1, Gudjonsson 1, Müller 1, Myrhol 1, Sigurdsson 1.
Zuschauer: 2950. Stenogramm: 4:1, 7:3, 11:5, 16:9, 16:10 (Hqalbzeit), 17:10, 18:16, 22:16, 22:18, 23:20, 27:20, 31:26 (Endstand).

Von Daniel Hund

 31.12.2009