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Löwen bleiben einziger Verfolger des THW Kiel

28:23 Pflichtsieg über GWD Minden

Der Kampf um die Deutsche Meisterschaft wird wie im Vorjahr wohl nur noch zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen entschieden.  Während die  Löwen am Mittwochabend die Bundesliga-Begegnung in der SPA-Arena gegen den TSV GWD Minden mit 28:23 (14:12) gewannen und damit Spitzenreiter Kiel auf den Fersen bleiben, verlor mit der SG Flensburg-Handewitt der direkte Verfolger der Badener beim Unentschieden in Erlangen einen Punkt. Für die Löwen war die Partie gegen Minden unterdessen nicht mehr als ein Pflichtsieg.

Selbstvertrauen für das Achtelfinal-Rückspiel in der VELUX EHF Champions League am Sonntag bei Pick Szeged, wo die Löwen nach dem 30:34 im Hinspiel eine schwierige Ausgangslage vorfinden, konnten sich die Badener allerdings nur bedingt holen. Dafür war der Auftritt der Löwen gegen den Abstiegskandidaten über weite Strecken der Partie zu fahrig. „Es war nicht immer schön anzuschauen. Wir wollten uns ein bisschen Selbstvertrauen holen, aber viel konnten wir uns nicht holen. Trotzdem bin ich guter Dinge, dass die Mannschaft am Sonntag ein gutes Spiel zeigt“, sagte Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé. Und Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen fügte an: „Wir müssen uns steigern, wenn wir in Ungarn eine Chance haben wollen. Was mich zuversichtlich stimmt, ist, dass wir in den Phasen, in denen wir gut spielen mussten, die Tore reingemacht haben, das zeigt auch unsere Klasse.“

Die Badener standen in der Abwehr ab der 20., 25. Spielminute zwar recht sicher, nachdem sie hier zuvor doch die eine oder andere Schwäche offenbart hatten. Im Angriff allerdings zeigten die Löwen eine höchstens durchschnittliche Leistung. 28 Treffern standen 20 Fehlwürfe gegenüber. Das reichte am Ende auch deshalb zum Sieg, weil sich Torwart Niklas Landin zusammen mit seinen Vorderleuten steigerte, es am Ende auf 16 Paraden brachte. „Die Abwehr stand mit Gedeon kompakter, wir haben nicht viele Chancen zugelassen und Niklas hat gut gehalten“, lobte Jacobsen.
Bei den Löwen feierte Abwehrchef Gedeon Guardiola nach rund dreieinhalb Wochen Verletzungspause (Schultereckgelenksverletzung) sein Comeback. Der Spanier begann an der Seite von Stefan Kneer in der 6:0-Abwehr. Nach einer Parade von Niklas Landin hatte der Spanier auch die erste Möglichkeit der Löwen, scheiterte jedoch an Gäste-Keeper Jens Vortmann, traf dann allerdings Sekunden später zur Führung für die Gelbhemden. „Ich bin noch nicht wieder bei 100 Prozent, aber ich will der Mannschaft helfen“, sagte Guardiola.

Die Hausherren brannten in der Anfangsphase in der Offensive ein wahres Feuerwerk ab, hatten schon sechs Tore nach fünfeinhalb Minuten Spielzeit erzielt – Gästetrainer Frank Carstens sah sich gezwungen, die erste Auszeit zu nehmen. Auch weil Landin in den ersten fünf Minuten drei Paraden gelangen, mit denen er drei einfache Treffer der Gelbhemden einleitete. „Er hat einige wichtige Bälle für die Löwen gehalten“, sagte Carstens.
Doch nach der kurzen Unterbrechung war von der Dominanz und Treffsicherheit der Löwen nichts mehr zu sehen. Im Angriff klappte fast nichts mehr, in der Abwehr agierten die Gastgeber viel zu passiv. Keine Aggressivität, zu wenig Bewegung, so machten sie es den Gästen einfach, zu Toren zu kommen. Und die waren beim 7:6 wieder dran (12.), erzielten mit ihrem nächsten Angriff sogar den Ausgleich. Nun legte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen die grüne Karte und reagierte auf den 5:1-Lauf der Gäste. „Wir dürfen solch einen Vorsprung nicht so einfach wegwerfen“, monierte Kneer: „Wir müssen über 60 Minuten konzentrierter spielen.“

Jacobsen („In einigen Phasen sind wir zu leichtfertig mit unseren Chancen umgegangen“) konnte damit seine Mannschaft nicht mehr in die Leistungsshpären der ersten Spielminuten zurückzaubern, aber zumindest den Lauf der Mindener stoppen. Beim 11:9 nach 20 Minuten führten die Löwen wieder mit zwei Treffern. Niklas Landin, der sich wie seine Mannschaftskollegen eine zehnminütige Auszeit gegönnt hatte, bekam wieder den einen oder anderen Ball zu fassen. Doch auch der Däne konnte nicht verhindern, dass die Gäste fünf Minuten vor dem Ende der ersten Hälfte beim 12:12 wieder ausgeglichen hatten. „Wir haben bis dahin in der Abwehr zu viele Fehler gemacht“, sagte Guardiola.
Trotzdem stellten die Badener nun ein deutlich aggressivere Abwehr als noch in der Anfangsphase. Minden konnten bis zum Pausenpfiff keinen Treffer mehr erzielen. Die Löwen verpassten es allerdings, sich deutlicher als mit 14:12 abzusetzen.
Das holten die Badener dann aber nach dem Wechsel nach, als sie erneut klasse begannen und mit drei Toren in drei Minuten durch zwei Gensheimer-Treffer, der Linksaußen wurden in der ersten Hälfte geschont, und ein Tor von Guardiola auf 17:12 davonzogen. Den Gästen gelang erst in der 36. Spielminute, nach elf Minuten Durststrecke, wieder ein Treffer aus dem Spiel heraus zum 19:14, zuvor hatte nur Ajoscha Schmidt per Siebenmeter getroffen. „Wir haben beide Halbzeiten sehr konzentriert begonnen“, lobte Jacobsen.

Doch der gute Beginn der Löwen, er sollte wieder nur eine kurze Episode bleiben. Die Mindener blieben dran, ließen die Löwen nicht weiter auf als vier, fünf Tore enteilen. Vor allem, weil der Angriff der Badener stotterte wie ein alter Motor – wie schon phasenweise in der Partie der VELUX EHF Champions League gegen Pick Szeged am vergangenen Freitag. Trotzdem dachte man, dass die Partie nach 45 Minuten entschieden sei, als die Löwen mit 23:17 führten. Doch mit drei Treffern in Serie verkürzte Minden auf 23:20 (50.).
Jacobsen reagiert mit einer Auszeit, die Löwen verdaddelten den Ball jedoch anschließend und Moritz Schäpsmeier, mit sieben Treffern erfolgreichster Gäste-Angreifer, verkürzte per Tempogegenstoß auf 21:23. Doch dann traf Bjarte Myrhol und holte zudem eine Zwei-Minuten-Strafe gegen Aleksandar Svitlica heraus – die Überzahl nutzten die Löwen, um auf 25:21 davonzuziehen, Groetzki traf. Der Rechtsaußen sorgte dann sechs Minuten vor dem Ende mit seinem Treffer zum 26:21 für die Entscheidung.

Rhein-Neckar Löwen – TSV GWD Minden 28:23 (14:12)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (n.e.) –  Schmid (1), Gensheimer (5/1), Kneer, Sigurmannsson (1), Myrhol (3), Larsen (2), Reinkind (2), Guardiola (3), Steinhauser (n.e.), Groetzki (5), Ekdahl du Rietz (2), Petersson (4), Ganshorn (n.e.)

TSV GWD Minden: Vortmann, Eijlers (für einen Siebenmeter) – Freitag, Schäpsmeier (7), Kozlina (1), Rambo (1), Jernemyr, Niemeyer (2), Schmidt (5/1), Svitlica (3), Oneto Zugina (2), Doder, Bilbija (2), Kunkel, Torbrügge

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Frank Carstens

Schiedsrichter: Thomas Hörath/Timo Hofmann

Zuschauer: 4237

Strafminuten: 2/6

Siebenmeter: 2/1 – 2/1

Gensheimer scheitert an Eijlers
Ajoscha Schmidt scheitert an Landin

Zeitstrafen: Ekdahl Du Rietz (2) – Jernemyr (2), Niemeyer (2), Svitlica (2)

Spielfilm: 6:2 (6.), 7:6 (12.), 7:8 (15.), 12:10 (23.), 12:12 (25.), 14:12 (Hz.), 17:12 (33.), 20:16 (40.), 22:16 (45.), 23:21 (51.), 25:21 (54.), 28:23 (Ende)

Beste Spieler: Landin, Petersson, Guardiola – Vortmann, Schmidt, Schäpsmeier.