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Löwen nicht hervorragend, aber ungefährdet (MM)

Mit dem 28:23-Heimerfolg über GWD Minden bleiben Gensheimer & Co. dem THW Kiel in der Bundesliga weiter auf den Fersen

Ein klassischer Arbeitssieg, nicht mehr, nicht weniger: Mit dem 28:23 (14:12) über GWD Minden bleiben die Rhein-Neckar Löwen schärfster Verfolger von Spitzenreiter THW Kiel. Von einer Glanzleistung war der Handball-Bundesligist in der mit 4237 Zuschauern spärlich gefüllten SAP Arena aber meilenweit entfernt. Bis auf wenige Glanzlichter, für die hauptsächlich die Weltklasse-Außen Patrick Groetzki und Uwe Gensheimer sorgten, boten die Löwen gestern Abend überwiegend Schmalkost.

„Das war bis auf jeweils die ersten zehn Minuten der ersten und zweiten Halbzeit nicht gerade hervorragend“, kommentierte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen. Die Grundlage für den am Ende dennoch ungefährdeten Sieg legten die Löwen nach der Pause. Binnen sechs Minuten kam die vom gerade eingewechselten Uwe Gensheimer befeuerte Löwen-Maschinerie ins Rollen, zog Minden mit einem 7:1-Lauf den Zahn. Danach hieß es dann aber viel zu oft: verwalten, verschleppen, verhaspeln. Während es im Angriff wieder deutlich schlechter lief, wurde im Löwen-Tor das Spiel entschieden. Niklas Landin lieferte Paraden am Fließband. Nach 60 Minuten waren es 15 Stück – bei 23 Gegentreffern.

Dass es bei den Löwen in Durchgang eins alles andere als rund lief, war an der Gesichtsfarbe von Coach Jacobsen deutlich zu erkennen: Mit hochrotem Kopf schimpfte er in Richtung seiner Profis, die mit der Pausensirene eine aussichtsreiche Gegenstoßchance fahrlässig hatten liegenlassen. Dabei war diese Aktion sinnbildlich für die gesamten ersten 30 Minuten, in denen die Löwen bis auf die Anfangsphase (6:2) fahrig, teilweise schlampig und sicherlich nicht in Bestform agierten.

Das Positionsspiel stockte gehörig – weder die Außen noch Kreisläufer Myrhol waren wirklich eingebunden. Myrhol erzielte seinen ersten Treffer fünf Minuten nach dem Seitenwechsel. Minden, das anfangs gar nicht ins Spiel gefunden hatte, stand jetzt gefestigt im Zentrum, ging aggressiv zu Werke und stellte die Löwen-Offensive vor kaum geahnte Schwierigkeiten.

In der Abwehr – immerhin – zeigte das Duo Kneer/Guardiola seine Klasse. Guardiola war nicht anzumerken, dass er wegen einer Schulterverletzung dreieinhalb Wochen gefehlt hatte. Wie eh und je stopfte er die Lücken in der Abwehr, rückte, wenn nötig, entschlossen aus dem Block und fischte sich so mehrere Bälle, mit denen er auch noch klug Tempogegenstöße einleitete und teilweise abschloss. Dass Minden dennoch zu leichten Treffern kam, lag an einer seltsamen Passivität, die die Löwen immer wieder zu befallen schien. Da verharrten sie unmittelbar vor dem Kreis, ließen die Mindener Rückraumschützen viel zu nahe herankommen und störten beim Abschluss nicht energisch genug.

Teammanager Oliver Roggisch wollte die hohe Belastung sowie die noch spürbar in den Knochen steckende Champions-League-Hinspielniederlage gegen Pick Szeged nicht als Entschuldigung gelten lassen: „Da müssen wir cleverer agieren und uns früher absetzen.“ In jedem Falle gibt es viel Luft nach oben für am Sonntag: Dann geht’s im Rückspiel in Szeged ums Viertelfinale der Königsklasse.

Von Rüdiger Ofenloch