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Löwen-Doppelrolle: Spitzenreiter und Außenseiter (MM)

Bundesliga-Tabellenführer reist entspannt zum Topspiel am Mittwoch nach Hamburg / Trainer Gudmundsson erklärt den HSV zum Favoriten

MANNHEIM. Gestern Abend zählte Gudmundur Gudmundsson seine Schäfchen – ach ne, Löwen – durch. Alle Mann kehrten zurück ins Training des badischen Handball-Bundesligisten, nachdem es zuletzt recht übersichtlich in der Umkleidekabine war. Einzig Patrick Groetzki, Bjarte Myrhol, Kevin Bitz, Isaias Guardiola, Matthias Gerlich und Goran Stojanovic hatte Gudmundsson zu den Übungseinheiten in der vergangenen Woche begrüßt, der Rest des Rudels war mit den jeweiligen Nationalmannschaften im Einsatz. Keine Frage: Die Vorbereitung auf die Spitzenpartie am Mittwoch (20.15 Uhr) beim HSV Hamburg verlief für die Rhein-Neckar Löwen nicht optimal. Das Gute: Gleiches gilt wegen der Länderspiele auch für den hanseatischen Kontrahenten.

„Wir freuen uns auf diese Begegnung“, sagt Trainer Gudmundsson, dessen Team nach neun Siegen in neun Ligaspielen nur so vor Selbstvertrauen strotzt. Der HSV hingegen leistete sich bereits sechs Minuspunkte, gab zuletzt einen sicher geglaubten Erfolg gegen den großen Rivalen THW Kiel aus der Hand – und droht im Kampf um die Champions-League-Plätze frühzeitig den Anschluss zu verlieren. „Der Druck liegt nicht nur wegen der Tabellensituation keinesfalls bei uns. Wir sind ohnehin nicht der Favorit und ganz entspannt. Aber wir wollen natürlich gewinnen, auch wenn es eine sehr schwere Aufgabe wird“, sieht Gudmundsson die Rollen ebenso klar verteilt wie Manager Thorsten Storm: „Die Tabelle sagt zurzeit zwar etwas anderes aus, dennoch sehe ich den HSV, Berlin, Flensburg und natürlich Kiel vor uns. Wir sind eigentlich noch nicht so weit, um aus Hamburg etwas Zählbares mitzunehmen. Da müsste schon alles passen. Aber auszuschließen ist das nicht.“

In der Tat: Wer in dieser Saison alle Spiele gewonnen hat, dem ist auch bei den ein wenig wackelnden Hanseaten etwas zuzutrauen. „Hamburg hat in dieser Saison sehr wechselhaft gespielt“, meint Gudmundsson, der jedoch nicht glaubt, dass die nicht mehr für möglich gehaltene Niederlage der Hanseaten gegen den THW einen Knacks bei der Formation seines Kollegen Martin Schwalb hinterlassen hat: „Im Gegenteil: Ich glaube eher, dass die Hamburger in diesem Spiel gesehen haben, wie gut sie wirklich sind. Der HSV wird aus dieser Partie gelernt haben.“

„Meister wird der THW Kiel“

Storm glaubt ebenfalls, dass die Niederlage gegen Kiel den Hamburgern nicht mehr in den Kleidern steckt: „Der HSV hatte 50 Minuten lang alles im Griff und es ist ein bisschen merkwürdig, warum plötzlich so der Faden riss. Aber der Gegner war eben der THW. Bei den Kielern dreht dann ein Filip Jicha auf und der entscheidet solch ein Spiel fast allein.“

Der Titelverteidiger trifft im zweiten Topspiel am Mittwoch übrigens auf die SG Flensburg-Handewitt. „Das wird ein interessanter Handball-Abend“, sagt Storm, der das Thema Meisterschaft ganz weit von den Löwen wegschiebt: „Kiel wird am Ende wieder ganz oben stehen, weil das die beste Mannschaft ist. Aber wir tun alles dafür, um den Abstand zu verkürzen.“

Von Marc Stevermüer