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Löwen empfangen die HSG Wetzlar

Verletzungssorgen stürzen die Gäste in den Abstiegskampf

Drauf und dran war die HSG Wetzlar, sich in der  DKB-Handball-Bundesliga im oberen Tabellendrittel festzusetzen. Nach dem sechsten Spieltag fehlten den Lahnstädtern nur zwei Pluspunkte aus einem Heimsieg über den TuS N-Lübbecke, um weiter als Hecht im Karpfenteich des Handball-Oberhauses zu  schwimmen.  Auswärtssiege in Minden (30:24), in Hamburg (31:28), einem Heimerfolg über Lemgo (32:25) sowie einem Remis bei der MT Melsungen (28:28) standen  bis dahin nur zwei Niederlagen (in Göppingen 22:23 und zuhause gegen Kiel 29:32) entgegen. Doch prompt platzten im Spiel gegen die Ostwestfalen aus Lübbecke die kühnen Träume der Wetzlarer, weiterhin die Liga aufmischen zu wollen. 22:28 leuchtete das Endergebnis von der Anzeigentafel in der Wetzlarer Rittal-Arena, so dass HSG-Coach Kai Wandschneider enttäuscht konstatieren musste: „Das war heute für uns ein absolut gebrauchter Tag, bei dem keiner meiner Spieler seine oberste Leistungsgrenze erreichte.“  Auch in der nächsten Heimpartie  vermochten die Grün-Weißen beim 28:28 gegen die Füchse Berlin ihr Potenzial nicht abzurufen. Hinzu kam dieses Mal auch noch das Verletzungspech , weil mit Evars Klesniks (Außenbandverletzung) und Florian Laudt (Schambeinentzündung) zwei Schlüsselspieler neben dem Langzeitverletzten Maximilian Holst (Kreuzbandriss) im Wandschneider-Konzept fehlten. Den „personellen Notstand“ mussten die Mittelhessen dann zur Begegnung  der ersten DHB-Pokalrunde bei Ligaaufsteiger HC Erlangen ausrufen. Neben Holst und Klesniks  fehlte in dem Wandschneider-Team  nun auch noch Kristian Bliznac, der als Abwehrstratege mit Klesniks den HSG-Innenblock bildet. „Meine Rumpftruppe  hat sich dennoch prächtig geschlagen. Einzig die Abschlussschwäche gegen einen überragenden Torhüter war für unserer Ausscheiden aus dem Pokal ursächlich“, sagte der Wetzlarer Handball-Lehrer nach der 23:26-Niederlage bei den Franken.  Nach dem Motto „Erst hast Du kein Glück, dann kommt nach das Pech dazu“, erwischte es die Mittelhessen im Ligaspiel beim SC Magdeburg knüppeldick.  Ohne Holst, Bliznac, Klesniks, Laudt  angetreten, verlor die HSG in der 41. Minute in der GETEC-Arena ihren Torjäger Kent-Robin Tönnesen mit einer Oberschenkelverletzung. Der Linkshänder, der mit 54/8 Treffern aus neun Spielen immer noch bester Wetzlarer Torschütze ist, vergrößerte fortan das Wetzlarer Lazarett.  Da auch Evars Klesniks weiter ausfiel,  standen die Mittelhessen plötzlich ohne Linkshänder im Rückraum dar. „Ein Unding, in der ersten Liga ohne gelernten Linkshänder aufzulaufen“,  kritisierte die heimische Presse, zumal Wetzlar  immer tiefer  in den Abstiegsstrudel geriet. Den negativen Höhepunkt  der bisherigen Saison leisteten sich die Vertretung aus dem Lahn-Dill-Kreis Anfang November zuhause gegen Aufsteiger  BBM Bietigheim.  Die Mannschaft des Ex-HSG-Kapitäns Timo Salzer entführte mit 29:26 beide Punkte aus Wetzlar. Zwar waren die Hausherren weiterhin ersatzgeschwächt antreten, die Niederlage gegen den Neuling mussten sie sich aber selbst ankreiden. Eine erneut verschlafene Anfangsphase,  eine Unzahl technischer Fehler und Missverständnisse sowie das Auslassen klarster Möglichkeiten  brachten das Wetzlarer Publikum auf die Palme, das mit lauten Pfiffen und Buhrufen die schwache Vorstellung des Heim-Teams quittierten.  Als dann noch das Punktspiel beim HC Erlangen mit 20:22 verloren ging, landeten die HSG’ler mit 8:14 Punkten auf Rang 15 der Tabelle – einen Platz vor der Abstiegszone. Es war die „nächste Pleite beim nächsten Aufsteiger“ wie der Gießener Anzeiger schrieb. Für die HSG-Offiziellen bestand nun dringender Handlungsbedarf, die Lücke im rechten Rückraum zu schließen. „Wir müssen international tätig werden, weil in Deutschland kein geeigneter Linkshänder zu finden ist“, lautete die  Forderung von HSG-Trainer Kai Wandschneider, während HSG-Geschäftsführer Björn Seipp die Fahndung nach geeignetem  Personal mit „der Suche der Stecknadel im Heuhaufen“  verglich. War zunächst der ehemalige Mannschaftskollege von Ivano Balic in Spanien, Renato Vugrinec (Metalurg Skopje) als Verstärkung im Gespräch , verpflichteten die Wetzlarer noch vor ihrem Gastspiel bei der TSG Ludwigshafen-Friesenheim den ebenfalls von Metalurg Skopje gekommenen  Vladan Lipovina. Beim 29:23-Erfolg in Friesenheim stand der 21jährige Linkshänder allerdings nur sieben Minuten auf der Platte, weil er nach zu hartem Einsteigen die rote Karte zu sehen bekam.  Der Sieg bei den „Eulen“ war zwar für die Mittelhessen noch nicht der erhoffte Befreiungsschlag, aber  Kai Wandschneider zeigte sich nach dem Schlusspfiff „deutlich erleichtert“.

Für die Partie bei den Löwen haben sich die Lahnstädter  etwas vorgenommen. „Wir wollen zeigen, dass wir besser spielen können, als es unser Tabellenstand ausweist“, heißt es im Lager des heutigen Gastes. In der Tat haben sich die Wetzlarer schon des Öfteren als „Wundertüte“  präsentiert. Kopf, Dreh- Und Angelpunkt des Grün-Weißen-Teams ist nach wie vor Ivano Balic, der  nach Aussage von Coach Wandschneider  „unwahrscheinlich fit ist“ und derzeit seinen X-ten Handball-Frühling erlebt. Für das HSG-Tor  stehen mit Andreas Wolff ein „Jung-Nationalspieler“, der zuletzt in Friesenheim seine ausgezeichnete Form präsentierte, sowie der spanische Routinier Jose Javier Hombrados zur Verfügung.  Mit Steffen Fäth spielt bei den Wetzlarern auf der Königsposition ein aktuelles Mitglied der Nationalmannschaft, und auf der Rechtsaußenposition wird der französische Nationalspieler Guillaume Joli von Begegnung zu Begegnung stärker.  Die Mittelhessen können sich auf eine eingespielte 6:0-Abwehr verlassen, in der mit Carlos Prieto auch ein Ex-Löwe steht.  Unterschätzt werden darf die Wandschneider-Sieben  aufgrund ihrer aktuellen Tabellensituation nicht, denn immerhin hat die HSG Wetzlar den Löwen  in der SAP-Arena schon öfters Paroli geboten. In der Saison 2012/13 reichte es für die Gelbhemden  nur zu einem knappen 31:29-Sieg, ein Jahr zuvor ging die Partie ebenfalls eng aus (28:25) und in der Runde 2010/11  schaffte Wetzlar gar ein 26:26-Unentschieden bei den Gastgebern. Nach der Partie bei der MT Melsungen am vergangenen Samstag, verbunden mit einem langen Rückstand, hofft Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen morgen unterdessen auf einen deutlichen Spielverlauf für seine Mannschaft. „Wir haben uns zuletzt gegen Lemgo, Celje und Melsungen unheimlich schwer getan. Ich hätte nichts dagegen, wenn es gegen Wetzlar mal wieder etwas besser läuft, und wir nicht immer erst einen Rückstand drehen müssen. Das kostet nämlich unheimlich viel Kraft. Dafür müssen wir aber über 60 Minuten konzentriert spielen, das war zuletzt leider nicht der Fall“, so der Däne, der morgen erneut seine Bestbesetzung auf die Platte schicken kann. Anwurf gegen die Mittelhessen ist am morgigen Mittwoch schon um 19 Uhr in der SAP Arena, Eintrittskarten gibt es noch an der Abendkasse.