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Löwen erobern Lemgo

Westfalen-Tour endet mit 38:22-Kantersieg beim TBV

Was für ein Ausrufezeichen: Dank einer glanzvollen Leistung gewannen entfesselte Rhein-Neckar Löwen beim punktgleichen Tabellennachbarn TBV Lemgo mit 38:22 (17:7) und kletterten zumindest für ein paar Tage auf Platz zwei. Herausragender Werfer im Team von Trainer Ola Lindgren war Karol Bielecki, der neun Mal einnetzte. Ólafur Stefánsson markierte acht Treffer und stellte eine persönliche Bestleistung im gelben Trikot auf. „Heute war einfach ein Tag, an dem alles geklappt hat“, jubelte Lindgren. „Wir haben zuletzt sehr viel Kritik einstecken müssen, obwohl die Mannschaft 14 Spiele nicht verloren hat. Daher haben wir uns vorgenommen, in Lemgo 60 Minuten hochkonzentriert zu bleiben. Ich habe selten so eine Top-Leistung aller Spieler erlebt.“

Im Gegensatz zu den Spielen zuletzt erwischten die Löwen in der Lipperlandhalle einen Blitzstart, schon nach 6:38 Minuten musste TBV-Trainer Volker Mudrow bereits eine Auszeit nehmen. Begünstigt von einigen guten Paraden von Keeper Henning Fritz, der Lemgos Torjäger Michael Kraus früh den Zahn zog, war die Lindgren-Sieben mit einem Bielecki-Geschoss auf 5:1 davongezogen. Die Maßnahme Mudrows fruchtete nicht. Nur wenig später zogen die Gelbhemden sogar auf 8:1 davon und sorgten für betretene Gesichter bei den Zuschauern. Kurios: In der elften Minute nahm auch Löwen-Coach Ola Lindgren ein Time-Out, weil er die Konzentration seiner Sieben hoch halten und den tollen Lauf fortsetzen wollte. Lemgos Torhüter Martin Galia, der in der Anfangsphase noch bei einem Eins-gegen-Eins gegen Guðjón Valur Sigurðsson hervorragend klärte, räumte kurz darauf entnervt für Carsten Lichtlein seinen Platz. Nach 20 Minuten führten die Rhein-Neckar Löwen beim Tabellennachbarn mit 10:3 – wären nicht die Spiele der vergangenen Wochen gewesen, hätte man sicherlich von einer Vorentscheidung sprechen können.

Die spannende Frage zu diesem Zeitpunkt war: Werden die Löwen wieder einmal eine deutliche Führung verschenken oder können sie sie diesmal souverän nach Hause fahren? Eine bärenstarke Verteidigung und ein waffenscheinpflichtiger Bielecki schraubten das Ergebnis auf 12:4 (23.), während Fritz seinen Kasten fest vernagelte und Ólafur Stefánsson mit seinen gewohnt klugen Anspielen glänzte. Mit einem 17:7 ging es in die Pause, Fritz hatte sage und schreibe elf Paraden bei nur sieben Gegentreffern verzeichnet, das entspricht einer Quote von 61,1 Prozent. Stefánsson hatte zu diesem Zeitpunkt bereits sechs Tore erzielt. Es war die mit Abstand beste Halbzeit dieser Saison, die 4479 Zuschauer in der Lipperlandhalle quittierten dies allerdings mit einem gellenden Pfeifkonzert.

Im zweiten Abschnitt änderte sich wenig. Symptomatisch war die Szene, als Stefánssons Ballverlust zum perfekten Anspiel für Oliver Roggisch wurde, der sich in der für ihn ungewohnten Rolle des Vollstreckers auszeichnete (22:11, 37.). An diesem Abend klappte einfach alles, es lief wie aus einem Guss. Und spätestens, als Andrej Klimovets das 30:19 erzielte und im Gegenzug der unter Form spielende Holger Glandorf die Kugel über das Tor drosch, war die Messe allen Erlebnissen der letzten Wochen zum Trotz gelesen (50.). Wie von der Leine gelassen tanzten die Löwen-Spieler auf dem Parkett, mitten unter ihnen Coach Lindren, der herumhüpfte wie ein kleines Kind, während sein Kollege Volker Mudrow ins DSF-Mikrofon sprach: „Heute war alles sehr schlecht.“

Bielecki freute sich: „Wir haben ein super Spiel gemacht, alle waren sehr heiß. Auf diese Leistung noch eine Schippe draufzulegen, wird schwierig.“ Ähnlich sah es Stefánsson: „Wir waren nach dem Minden-Spiel alle nicht zufrieden. Außerdem haben wir schon fünf Minuspunkte und wussten, dass wir uns nichts mehr erlauben dürfen.“ Dass es aber so perfekt laufen würde, hätte auch der Isländer kaum für möglich gehalten. Ob man denn besser spielen könne? „In Lemgo sicherlich nicht“, antwortete Stefánsson diplomatisch. Henning Fritz, der es auf 22 Paraden brachte, sagte: „Die Körpersprache hat heute den Ausschlag für unseren Erfolg gegeben. Wir haben perfekt harmoniert und den Lemgoern früh den Zahn gezogen.“

TBV Lemgo: Galia, Lichtlein (14.-40.) – Glandorf (3), Mocsai (5), Kraus (2) – Kehrmann (4), Strobel (1) – Svavasson (3) – Schmetz (1/1), Binder (1), Hermann (1), Kubeš (1).
Rhein-Neckar Löwen: Fritz, Szmal – Stefánsson (8/2), Guðjónsson (3), Bielecki (9) – Groetzki (2), Sigurðsson (1) – Myrhol (3) – Gensheimer (5/4), Roggisch (2), Harbok, Manojlović, Müller (2), Klimovets (3).
Strafminuten:
Kehrmann (4), Svavasson (4), Kubeš (2) – Roggisch (2), Manojlović (2), Harbok (2), Groetzki (2), Gensheimer (2).
Disqualifikation:
Müller (51., dritte Zeitstrafe).
Trainer:
Volker Mudrow – Ola Lindgren.
Zuschauer: 4479.
Schiedsrichter: Bernd Methe/Reiner Methe (Vellmar/Vellmar).
Spielfilm: 1:1 (2.), 1:8 (11.), 4:10 (20.), 6:13 (26.), 7:17 (HZ), 9:17 (32.), 10:21 (36.), 12:25 (40.), 18:28 (49.), 20:32 (54.), 22:38 (Ende).
Zeitstrafen: 5/8.
Siebenmeter: 2/1 – 7/6.
TBV Lemgo: Michael Kraus wirft am Tor vorbei.
Rhein-Neckar Löwen: Ólafur Stefánsson scheitert an der Latte.
Beste Spieler: Mocsai – Fritz, Bielecki, Stefánsson.