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Löwen gewinnen tierisches Duell (RNZ)

Mannheim. Selbstbewusst, so sahen sie aus, die Berliner Füchse, als sie gestern in der Mannheimer SAP Arena aufkreuzten. Schon beim Warmmachen schien der eine oder andere Handball-Star aus der Hauptstadt förmlich über die Platte zu schweben. Das lag am Rückenwind, am Elf-Tore-Wunder von Berlin, am erstmaligen Einzug ins Final Four der Königsklasse. Der war gut fürs Ego. Ein Ego, das sich die Rhein-Neckar Löwen erst wieder erarbeiten müssen. Gestern, eben gegen diese Füchse, war die perfekte Gelegenheit dazu. So viel zur Theorie – wenn da nicht die Praxis wäre.

Doch die war gestern auch kein Problem. Die Löwen entschieden vor 7.867 Zuschauern das tierische Duell für sich, gewannen mit 31:29 (15:14). Ein Sieg, der im Hinblick auf die Champions-League-Qualifikation noch Gold wert sein kann. Dementsprechend zufrieden blickte danach auch Löwen-Manager Thorsten Storm drein. Er strahlte: „Wir haben toll gekämpft und verdientgewonnen.Glückwunschandie Mannschaft.“

Los ging es energisch. Selbst Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson war permanent mittendrin statt nur dabei, unter Starkstrom. Immer wieder ballte er die Fäuste und schrie in Richtung Platte: „Männer, mehr Bewegung, mehr Bewegung in der Abwehr.“ Das war gut so. Sein Personal nahm es sich nämlich zu Herzen, stand hinten deutlich besser als zuletzt. Und falls doch mal ein Ball durch den Defensivblock sauste, war Löwen-Keeper Goran Stojanovic mehrfach zur Stelle. Der Routinier krallte sich einige Knaller aus der zweiten Reihe.

Auf der anderen Seite, beim Gegner, breitete ein prominenter Kollege von ihm die Arme aus: Silvio Heinevetter, Deutschlands Nummer eins zwischen den Pfosten. Häufig entscheidet er Spiele im Alleingang. Mit unglaublichen Reflexen, durch sein perfektes Stellungsspiel. Gestern dauerte es etwas, bis Heinevetter am Tatort SAP Arena auf Betriebstemperatur war. Dann aber richtig: Gegen Uwe Gensheimer, gegen Karol Bielecki und gegen Andy Schmid. Das Beeindruckende dabei: Sowohl ein Geschoss von Schmid als auch eine Rückraum-Rakete von Bielecki fischte der Mann mit dem Vollbart nicht nur aus dem Winkel, nein, er fing sie sogar. Im direkten Vergleich hatte dennoch Stojanovic die Nase vorn. Genau wie die Löwen zur Pause: Kapitän Uwe Gensheimer und seine gelben Mitstreiter führten mit 15:14.

Nach der Pause ging es zunächst hin und her. Mal lagen die Löwen vorn, mal die Füchse. Beim 20:22 (41.) nahm Gudmundsson die Auszeit, schwor seine Sieben nochmals ein und brachte jemanden, der noch längst nicht zum alten Torhüter-Eisen gehört: Henning Fritz, den Weltmeister von 2007. Minutenlang war er unüberwindbar, einfach nur stark.Und plötzlich, fünf Minuten später, stand es 24:22. Für die Löwen gegen Berlin. Vier Tore in Serie, ein Superlauf. Der bereits vorentscheidende Lauf? Ja, Berlin erholte sich nicht mehr, konnteamEndenur noch artig gratulieren.

Von Daniel Hund