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Löwen im Fuchsbau ohne Chance

28:35-Niederlage der Badener in Berlin

Es war eine schallende Ohrfeige, die sich die Rhein-Neckar Löwen im Fuchsbau abholten: Beim 28:35 (12:17) blieben die biederen Badener die komplette Spielzeit unter ihren Möglichkeiten und mussten eine bittere, aber verdiente Auswärtsniederlage gegen die Füchse Berlin einstecken. Dabei ließen die Hauptstädter den Löwen nicht den Hauch einer Chance und feierten einen unterm Strich ungefährdeten Start-Ziel-Sieg.

„Berlin war die bessere Mannschaft und hat einen verdienten Sieg eingefahren. Sie waren uns in fast allen Bereichen überlegen“, resümierte Trainer Guðmundur Guðmundsson. Manager Thorsten Storm fand ebenfalls deutliche Worte: „Wir sind zurzeit leider keine Spitzenmannschaft und waren chancenlos. Dabei hätten wir heute auch gegen ein deutlich schwächeres Team als Berlin verloren. Das ist für uns sehr enttäuschend. Aber wer so viele individuelle Fehler macht, ist weit davon entfernt, eine Begegnung in der Bundesliga zu gewinnen. Erst recht in Berlin.“

Es war ein „Vier-Punkte-Spiel“, dieses direkte Duell um einen Qualifikationsplatz für die Champions League. Auf Tuchfühlung zur Spitze bleiben oder abdriften Richtung Niemandsland der Tabelle – so in etwa hießen die Alternativen für die Löwen vor der Partie am Dienstagabend in der Berliner Max-Schmeling-Halle. Tatsächlich wurde die Begegnung vor 8.874 Zuschauern zu einer 60-minütigen Lektion für die Löwen, die nun mit 17:9 Zählern abgetaucht sind.

Coach Guðmundsson wusste schon zuvor: „Wenn wir in Berlin etwas reißen wollen, muss alles passen.“ Erst recht nach dem deutlichen Sieg in der Champions League beim ungarischen Abo-Meister aus Veszprém hatten die Hauptstädter im Spitzenspiel die Favoritenrolle übernommen. Die Füchse also mit breiter Brust und vollgepumpt mit Adrenalin – und die Löwen? Die verschliefen prompt bereits die Anfangsphase: Der erste 4:0-Lauf der Berliner im ersten Abschnitt bedeutete das 5:1 (6.). Der Champions-League-Teilnehmer aus der Hauptstadt präsentierte sich wacher, war schneller und beweglicher auf den Beinen. Allerdings machten es die Löwen dem Gegner – auch durch eine zu hohe Anzahl von technischen Fehlern – denkbar einfach. So kamen die Badener beim 9:8 (18.) zwar bis auf ein Tor heran, aber nach pariertem Siebenmeter durch Stojanović gelang nicht etwa der Ausgleich – Myrhol scheiterte völlig frei am glänzend aufgelegten Silvio Heinevetter im Füchse-Tor – sondern Löffler warf in Unterzahl seine Sieben wieder mit zwei Treffern in Front. Aber nicht nur das, Löffler läutete für seine Farben auch den nächsten 4:0-Lauf ein: Romero, wiederum Löffler und Petersson stellten auf 13:8. Dabei verpuffte auch die Auszeit von Löwen-Coach Guðmundsson. Der Isländer musste in der Folge mit ansehen, wie im Angriff seines Teams weiterhin die nötige Durchschlagskraft fehlte, die letzte Konzentration vermisst wurde und die Chancenverwertung in den roten Bereich driftete.

Die dynamischen Füchse blieben auf dem Gaspedal und schafften es in den letzten beiden Minuten des ersten Durchgangs beinahe mühelos die Führung auf 17:12 auszubauen. „In der ersten Halbzeit haben wir uns selbst das Leben schwer gemacht, hatten insgesamt 16 Fehlwürfe zu verzeichnen, davon einige im Eins-gegen-Eins“, analysierte Guðmundsson im anschließenden Pressegespräch. „Nach der Pause hatten wir noch eine kleine Chance, als wir auf drei Tore dran waren“, erklärte Guðmundsson zum 17:14 (33.). „Aber dann haben wir die falschen Entscheidungen getroffen.“

Denn auch nach dem Wechsel war die Fehlerquote bei den Löwen viel zu hoch. Die Berliner mussten eigentlich nur darauf warten – und dann eiskalt zuschlagen. Über 22:15 (39.) auf 24:16 (41.) ballerten die Berliner eine deutliche Führung heraus. Zwar kamen die Löwen beim 25:21 (47.) noch einmal bis auf vier Tore heran. Doch das war nur ein Strohfeuer, das die Berliner im Handumdrehen und mit spielerischer Leichtigkeit wieder ausbliesen.

Füchse Berlin: Heinevetter, Štochl (n.e.) – Petersson (4), Jaszka (4/1), Christophersen (7) – Richwien (6), Ninčević (5/3) – Laen (1) – Romero (3), Špoljarić, Löffler (3), Pevnov, Bult (2), Stenbäcken, Sellin (n.e.).
Rhein-Neckar Löwen: Stojanović, Svensson (ab 39.) – Lijewski (7), Schmid (2), Šešum (3) – Čupić (2), Gensheimer (5/3) – Myrhol (1) – Roggisch, Bielecki (2), Lund (6), Gunnarsson, Ruß, Müller.
Strafminuten: Pevnov (2), Stenbäcken (2), Laen (2), Ninčević (2), Bult (2) / Gensheimer (2), Bielecki (2), Müller (2).
Disqualifikation: Šešum (57. /dritte Zeitstrafe)
Trainer: Dagur Sigurðsson – Guðmundur Guðmundsson.
Zuschauer: 8.874.
Schiedsrichter: Matthias Brauer/Kay Holm (Hamburg).
Spielfilm: 5:1 (6.), 6:4 (9.), 8:5 (13.), 9:8 (18.), 13:8 (23.), 14:10 (26.), 14:12 (27.), 17:12 (Hz.); 17:14 (33.), 22:15 (39.) 24:16 (41.), 25:21 (47.), 28:22 (52.), 33:24 (57.), 35:28 (Endstand).
Zeitstrafen: 5/6.
Siebenmeter: 5/4 – 3/3.
Füchse Berlin: Jaszka scheitert an Stojanović.
Beste Spieler: Heinevetter, Richwien, Christophersen – Lijewski, Lund.