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Löwen im Wechselbad der Gefühle (RNZ)

Mannheim. Lars Lamadé stand oben auf dem Balkon einer Loge. Unruhig tigerte der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen dort hin und her, befand sich 60 Minuten lang unter Strom. Auch für ihn war der 30:24-Sieg über den Bergischen HC ein Wechselbad der Gefühle, großes emotionales Kino im „Ufo“. Mal ärgern, mal freuen. Das volle Programm.

Danach war dann aber nur noch grinsen. Erleichterung pur. Doch tief in ihm drin brodelte es nach wie vor. Lamadé, der Ehrliche: „Ich habe ja kein Problem damit, wenn der Gegner richtig gut ist und es deshalb knapp wird, aber letztlich haben wir die Fehler ja selbst gemacht.“

Stimmt. Unnötige Dinger waren dabei: Schlecht getimte Pässe, falsche Laufwege und unpräzise Würfe. Aber da war noch mehr, was Lamadé und seine Vorstandskollegen wurmte: „Wenn man eine Zweiminuten-Strafe kassiert, weil man bei einem Freiwurf des Gegners den Abstand nicht einhält, ist das wirklich ärgerlich.“

Schwamm drüber, gewonnen ist gewonnen. Und nach dem Wie fragt in ein paar Wochen ohnehin niemand mehr. Vor allem nicht bei einem Blick auf die nackten Zahlen: 30:24 – das liest sich doch richtig gut. Lamadé nickt: „Ganz ehrlich, hätte mir das jemand vorher gesagt, hätte ich das wohl sofort unterschrieben.

Und auch Trainer Nikolaj Jacobsen war nach getaner Arbeit eher Strahlemann als Brummbär. Mit breiter Brust schlenderte der Däne durch die Katakomben, klatschte ab und ballte die Fäuste. Kein Wunder, schließlich war das Hinspiel-Trauma endlich überwunden. Diese schmerzliche 23:24-Pleite gegen den Underdog, die gleichzeitig das erste Negativerlebnis von Jacobsen im Löwengehege war.

Sein Rückspiel-Fazit: „Ich habe habe heute sehr viel Positives bei uns gesehen, nur mit ein, zwei Phasen bin ich nicht so einverstanden gewesen.“ Nämlich? „Wir haben den BHC unnötigerweise mehrfach wieder zurück ins Spiel kommen lassen.“ Aber ist das nicht normal nach so einer langen Pause? „Nein, es wäre zu einfach, das nur auf die Pause zu schieben, es fehlte einfach die nötige Konzentration.“

Schon am Sonntag werden die Badner diese wohl über 60 Minuten brauchen. Auswärts. In der Champions League. Bei Chekhovskie Medvedi. Vom Papier her deutet in Moskau eigentlich alles auf einen gelben Faschingsspaziergang hin, doch das täuscht. Denn Medvedi ist besser als es der letzte Platz in der Gruppe C vermuten lässt. Lamadé sagt es so: „Wir müssen dort eine andere Leistung als gegen den Bergischen HC zeigen. Ich tippe auf einen heißen Tanz.“

Und der geht dann prompt weiter: Nachdem Kapitän Uwe Gensheimer und Co. am Montag wieder in den Flieger in Richtung Frankfurt steigen werden, wartet am kommenden Mittwoch um 20.45 Uhr schon der nächste Knaller auf die Besten aus dem Südwesten. Es gilt in Göppingen beim Landesderby die Krallen zu zeigen. „Das Programm nach dieser anstrengenden WM ist schon knüppelhart für unsere Jungs“, pustet Lamadé tief durch.

Von Daniel Hund