Veröffentlichung:

Löwen in der „Hölle Süd“ am Ende eiskalt (MM)

Beim 34:33-Sieg bei der HBW Balingen-Weilstetten dreht der Tabellenführer einen Fünf-Tore-Rückstand / Kreisläufer Myrhol überragt

BALINGEN. „Wir gehen auf dem Zahnfleisch“, stöhnte Andy Schmid, der Spielmacher der Rhein-Neckar Löwen, nach den 60 hitzigen Minuten bei der HBW Balingen-Weilstetten. Doch die letzten Kräfte haben gestern Abend noch einmal gereicht: Mit 34:33 (14:16) setzten sich die Löwen in einem echten Krimi bei den Schwaben durch und schlossen die Vorrunde damit als Tabellenführer ab. „Hier sieht man, was möglich ist, wenn eine Mannschaft in eine Richtung marschiert“, strahlte Geschäftsführer Thorsten Storm.

In der „Hölle Süd“ war von Beginn an Feuer – und dass vor allem, weil die HBW vom Start weg auf Augenhöhe war. So nahm Balingens Keeper Nikolas Katsigiannis gleich ein paar spektakuläre Bälle weg und die Heimmannschaft kam auch durch Ballverluste der Löwen zu Gegenstößen, die ebenfalls auf dem Gaspedal blieben. Mit der „schnellen Mitte“ versuchten die Gelbhemden Profit aus den Wechselspielen zwischen Angriff und Abwehr aufseiten der HBW zu ziehen. Im Vorteil blieben allerdings die Schwaben, die beim 6:4 und 8:6 (12.) jeweils zwei Tore vorlegten, aber ihre liebe Mühe mit dem überragenden Löwen-Kreisläufer Bjarte Myrhol hatten. Der Norweger fühlte sich in der offensiven Abwehr der Schwaben sichtlich wohl und erzielte bereits bis zur Pause fünf seiner zehn Treffer. Für einen Vorsprung zur Halbzeit reichte es trotzdem nicht, weil HBW-Trainer Rolf Brack nach dem 12:12 (25.) den Torwart herausnahm, mit einem siebten Feldspieler agierte und mit dieser Taktik für Verunsicherung in der Löwen-Abwehr sorgte. So nutzte unter anderem Kai Häfner diesen Kniff bis zur Halbzeit gleich zwei Mal aus, die HBW ging unter dem Jubel der 2250 Fans mit einem 16:14 in die Kabine. „Das ist das erwartete Stück harte Arbeit“, schwitzte der verletzte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer auf der Tribüne nicht nur wegen seiner dicken Pudelmütze.

Und die Temperatur in der „Hölle Süd“ ging auch nach dem Seitenwechsel stetig dem Siedepunkt entgegen, weil die Löwen wie gehabt zu wechselhaft agierten. Besonders hart kam es für die Gelbhemden nach dem 20:18, als Balingen gleich drei Patzer im Angriffsspiel der Löwen in Folge mit Gegenstößen zum 23:18 (37.) bestrafte. Nun stand der Tabellenführer mächtig unter Druck und kämpfte sich dank einer doppelten Überzahlsituation wieder auf 24:22 (40.) heran.

Für die nötige Initialzündung sorgte dann allerdings Torwart Niklas Landin. Beim Stand von 28:27 entschärfte der Däne einen Strafwurf (48.), im Gegenzug glich Andy Schmid erstmals wieder zum 28:28 aus und in der Folge behielt der Schweizer auch beim Siebenmeter die Nerven: Erst traf Petersson, dann folgte das Schmid-Triple, auf einmal hieß es 32:30 für die Löwen, die sich nach dem erneuten 33:33-Ausgleich auf Alexander Peterssons Routine (34:33, 58.) und nochmals Landin verlassen konnten, der 50 Sekunden vor Schluss einen weiteren Strafwurf parierte und damit den Sieg festhielt. „Was für ein Krimi, Niklas hat uns zum Schluss sehr geholfen“, bilanzierte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson erleichtert.

Von Thorsten Hof