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Löwen jagen auch im Stadion (RNZ)

In Frankfurt ein locker herausgespielter 28:26-Sieg gegen den HSV Hamburg – In der ersten Halbzeit alles klargemacht

Frankfurt. Dem Löwen-Spielmacher kam es „filmmäßig“ vor. „Alles war so weit weg, es war wie in Zeitlupe und man hat die Fans zeitverzögert gehört“, sagte Andi Schmid nach dem 28:26 (17:8)-Sieg gegen den HSV Hamburg in der Fußball-Arena der Frankfurter Eintracht vor immerhin 44.189 Zuschauern im weiten Rund. Mit vier Siegen aus vier Spielen steht der Vizemeister damit weiter an der Tabellenspitze und kann sich entspannt die Duelle der Verfolger anschauen.

Rechtsaußen Patrick Groetzki fand die Atmosphäre beim „Tag des Handballs“ vor der Weltrekordkulisse „sehr speziell, echt laut. Es war ein tolles Gefühl, hier zu spielen.“

Nicht so toll fanden allerdings die Hamburger dieses Spektakel. „Meine Spieler hatten zu viel Druck wegen der Zuschauer“, erklärte HSV-Trainer Christian Gaudin, warum sein Team in der ersten Halbzeit dermaßen unter die Räder gekommen war, während die Löwen Gas gaben wie einst im Mai, als sie mit ihren hohen Kantersiegen (vergeblich) dem Titel hinterher hetzten. „Diese Atmosphäre hat uns komplett gelähmt. Wir konnten unsere Emotionen nicht in positive Energie umsetzen“, meinte der neue und alte HSV-Geschäftsführer Christian Fitzek, der gleichwohl die Veranstaltung toll fand: „Man sollte versuchen, es zu wiederholen.“

„Die erste Halbzeit war überragend“, sagte auch Patrick Groetzki, „wenn wir so spielen, brauchen wir keinen Gegner zu fürchten. Es gibt aber noch Verbesserungsmöglichkeiten in der Abwehr.“ Die erste Halbzeit also ein Feuerwerk, in der die Hanseaten überrumpelt wurden und die Löwen bereits die Vorentscheidung herauswarfen. 17:8 hieß es beim Seitenwechsel. Das hätte den „Hausherren“ eigentlich Sicherheit geben müssen, stattdessen waren sie wohl satt. Denn Trainer Nikolaj Jacobsen beklagte nach der Hamburger Aufholjagd in der zweiten Halbzeit, dass seine Löwen die ersten zehn, zwölf Minuten versucht hatten, mit nur 80 Prozent zu spielen. Und als die Hamburger immer näher herankamen Probleme hatten, den Schalter wieder Richtung Vollgas umzulegen.

Den Sieg in Gefahr sah aber keiner, denn dazu war der Vorsprung dann doch zu groß. Immerhin führten die Löwen in ihrem diesmal so großen Gehege in der 58. Minute noch mit 28:23, ehe die Hamburger noch zum 28:26 herankamen, was aber Löwen-Coach Jacobsen auf seine Kappe nahm. „Die letzten zwei Tore nehme ich auf mich. Ich wollte, dass alle beim Zuschauerweltrekord spielen.“ Und deshalb hatte er durchgewechselt und damit den Spielfluss zerstört. Was aber kaum jemanden störte, denn alle Löwen waren hauptsächlich froh, zwei weitere Punkte gesammelt zu haben – und Teil des Weltrekords zu sein. Verschmitzt brachte es Alexander Petersson auf den Punkt: „Hamburg hat eine gute Mannschaft, aber ich glaube, wir haben eine bessere“, sagte der Rückraumspieler, der mit seinen acht Toren einen nicht geringen Anteil daran hatte, dass der ehemalige Meister und Champions League-Sieger aus Hamburg, der schon vor der Insolvenz stand und starke Spieler ziehen lassen musste, kaum ein Chance hatte.

Die nächste Hürde steht für die Löwen dort, wo ihnen am letzten Spieltag der vergangenen Saison der Titelgewinn durch die Finger geglitten war: In Gummmersbach fehlten am 24. Mai beim 40:35-Sieg zwei Treffer. Am Mittwoch (20.15 Uhr) geht es aber nur um zwei Punkte.

Von Hasso Waldschmidt