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Löwen jagen den Bundesliga-Dino (RNZ)

Mannheim. 21 Spieltage sind absolviert, 13 stehen noch aus. Und manch ein Fan der Rhein-Neckar Löwen dürfte sich noch immer vorkommen, wie in einem Märchen aus Tausend und einer Nacht. Nach wie vor stehen sie ganz oben, die Gelben. Vor Kiel, vor Flensburg, vor Berlin. Vor sämtlichen Titelfavoriten. Doch langsam aber sicher mischt sich Skepsis unter die Freude. Denn gerade der Blick auf den aktuellen Kader, sprich auf das Lazarett, stimmt nachdenklich. Meisterlich ist nämlich anders: Nach dem Ausfall von Kim Ekdahl du Rietz und dem Langzeitverletzten Uwe Gensheimer ist der Rechtshänder-Notstand ausgebrochen.

„Wir können nur hoffen, dass sich da kein weiterer Spieler verletzt. Ab jetzt geht es vor allem über den Willen.“ Sagt Gudmundur Gudmundsson. Dem Trainer der Löwen ist das Lachen vergangen, selbst ein dezentes Grinsen war am Dienstag nicht drin. Gudmi, der Nachdenkliche: „Wir müssen die nächsten Wochen irgendwie überleben. Was bei den ganzen Baustellen nicht einfach wird.“

An neue Spieler – theoretisch könnte ja ein vertragsloser Handball-Rentner nachverpflichtet werden – ist jedenfalls nicht zu denken. Früher war das anders. Damals, als der Löwen-Rubel noch rollte, als Ex-Sponsor Jesper Nielsen die Schmuckschatulle großzügig öffnete. Im Jahr eins nach Nielsen wird Sparen groß geschrieben.

Wie auch immer, es hilft alles nichts, es geht weiter, es muss weitergehen. Denn die nächste Hürde lässt nicht lange auf sich warten. Am Mittwochabend ab 20.15 Uhr empfangen Niklas Landin und Co. den TV Großwallstadt. Den Bundesliga-Dino, der vor dem Absturz steht. Die Mainfranken sind Vorletzter, befinden sich auf Zweitliga-Kurs. Gerade mal drei Siege hat der TVG bislang eingefahren. „Für Großwallstadt ist die Saison bislang nicht optimal gelaufen“, erklärt Gudmundsson: „Aus meiner Sicht sind sie aber besser, als es ihr derzeitiger Tabellenstand aussagt.“

Und aufgegeben haben sich die Großwallstädter ohnehin noch nicht. Im Gegenteil: Beim mehrfachen deutschen Handball-Meister hofft man auf ein „Wunder“, einen Befreiungsschlag in der Mannheimer SAP Arena. Wie das gehen soll? TVG-Trainer Peter David weiß es. Sein Plan: „Jeder einzelne von uns muss an seine Grenzen gehen und einen unbändigen Siegeswillen an den Tag legen.“ Und weiter: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand. Die Mannschaft muss sich mit aller Macht gegen den Abstieg wehren.“

Starke Worte, die Gudmundsson nicht anders erwartet hat. Seine Antwort: „Mannschaften, für die es um die Existenz, also um alles geht, sind immer sehr, sehr gefährlich.“ Trotzdem sollen die Punkte natürlich im „Ufo“ bleiben.

Ein wenig Sorgen bereitet derweil Patrick Groetzki. Seit der WM-Pause ist ihm der Killerinstinkt abhanden gekommen. Vor dem Tor fehlt ihm die Leichtigkeit, die Präzision.

Eine Momentaufnahme. Manager Thorsten Storm beurteilt die Lage ähnlich. „Patrick ist ein Kämpfer, er wird sich da durchbeißen, ganz sicher“, prognostiziert der Nordmann, „wir brauchen seine Tore von der rechten Seite auch in den nächsten Monaten.“

Von Daniel Hund