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Löwen jagen in der Königsklasse (RNZ)

Tübingen. Befindet man sich auf der Suche nach kernigen Aussagen, ist man bei Thorsten Storm bestens aufgehoben. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen haut häufig einen raus. Er spricht druckreif, sagt immer wieder Sachen, die unverfälscht ganz oben, direkt in die Überschrift, gepackt werden können. So auch vor dem gestrigen Gastspiel in Neuhausen. Storm zur RNZ: „Dort wollen wir den Deckel drauf machen.“ Im Klartext: Eine perfekte Saison sollte gekrönt werden. Mit einem Sieg, mit der endgültigen und vorzeitigen Qualifikation für die kommende Champions-League-Saison.

Gesagt, getan. Eiskalt bissen sie zu, die Löwen. Warfen sich einen letztlich ungefährdeten 32:21 (15:12)-Sieg heraus. Danach war die Freude dann groß, die Partyatmosphäre rings um die EHF-Cup-Helden zurück. Schulter an Schulter hüpften Uwe Gensheimer und Co. übers Feld. Ballten die Fäuste, setzten ihr schönstes Siegerlächeln auf. Oliver Roggisch, der Abwehrchef, jubelte: „Auch wenn einige von uns auf dem Zahnfleisch gehen, hat man in der zweiten Halbzeit gesehen, was wir für eine geile Truppe haben.“

Los ging es durchwachsen. Hinten löchrig, vorne glücklos. So begannen die Besten aus dem Südwesten. 1:3 stand es nach sieben Minuten. Für das schwäbische Kellerkind, gegen die badischen Himmelsstürmer. Doch halb so schlimm, da war ja noch ein Gelber, auf den immer Verlass ist. Niklas Landin, der letzte Mann, der Torwart-Riese. Der dänische Ausnahmekönner hielt die Löwen im Spiel, parierte auch Bälle, die nur ganz wenige parieren.

Und am gegnerischen Kreis glänzte mit zunehmender Spieldauer ein weiterer Nordmann. Gemeint ist Kim Ekdahl du Rietz. Immer wieder stürmte er mit großen Schritten auf den Neuhausener Abwehrriegel zu, stieg hoch und knallte den Harzball präzise in die Maschen. Mal flach, mal hoch – aber immer unhaltbar.

Die erste Löwen-Führung besorgte dann Andy Schmid. Der Schweizer mit den zündenden Ideen: In der 24. Minute war es soweit: 12:11. Endlich! Und plötzlich lief es: Mit einem Drei-Tore-Polster (15:12) marschierten sie in die Pause. Aufatmen war angesagt.

Weiter ging es mit Einbahnstraßen-Handball. Angriff für Angriff rollte auf den Kasten des TV Neuhausen. Nach 42 Minuten führten die Löwen bereits mit zehn Toren (25:15). Da konnte nichts mehr anbrennen. Die Zuschauer in der ausverkauften Paul-Horn-Arena beurteilten die Lage ähnlich. Still, ganz leise, war es plötzlich. Ernüchterung machte sich breit. Aber wohl vor allem Enttäuschung. Denn während die Löwen den letzten Schritt in Richtung Königsklasse gingen, steht der TVN endgültig mit beiden Beinen im Unterhaus. Der Abstieg ist nicht mehr zu vermeiden.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 7, Gensheimer 4, I. Guardiola 1, Sigurmannsson 2, Myrhol 6, Groetzki 5, Petersson 3, Ekdahl du Rietz 4.

Spielfilm: 2:0, 4:2, 4:4, 6:4, 7:7, 9:7, 11:11, 11:14, 12:15 (Halbzeit), 13:15, 13:21, 15:23, 15:25, 20:28, 21:30, 21:32 (Endstand).

Von Daniel Hund