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Löwen jagen Zebras – oder umgekehrt

Heidelberg. Am Dienstagabend flimmerte es in die deutschen Wohnzimmer, das Gipfeltreffen zwischen dem HSV Hamburg und dem THW Kiel, der Handball-Knaller schlechthin. Giganten unter sich, zwei Schwergewichte im Clinch, im direkten Duell. Und dank Sport1 war man mittendrin statt nur dabei. Live und in Farbe. Ein Vorzug, den sich sicher auch das eine oder andere Ass der Rhein-Neckar Löwen zu nutzen machte. Quasi als Einstimmung, als Lehrfilm für den Sonntag und den kommenden Mittwoch. Dann bekommen die Badener nämlich selbst das Vergnügen, spielen in Kiel und in Hamburg.

Ein Killerprogramm, das den Gelbhemden alles abverlangen wird. Topleistung müssen her. Welche ohne Schwächen, ohne Aussetzer. Sonst weht ihnen im hohen Norden erneut ein eisiger Wind ins Gesicht. Doch das ist Zukunftsmusik. Momentan bleibt keine Zeit für Schwarzmalerei, dazu ist die Zeit zu kostbar. Es zählt nur eins: die Vorbereitung auf den sonntäglichen Champions-League-Kracher (17.15 Uhr, live auf Eurosport) beim großen THW. Und genau auf den schwört Gudmundur Gudmundsson sein Personal zurzeit ein. Der isländische Trainerfuchs überlässt mal wieder nichts dem Zufall.

Auch Thorsten Storm, Löwen-Manager von Beruf, befasst sich mit dem Branchenführer. Dieser Tage wird er häufig zu den Stärken und Schwächen der Kieler befragt. Alle wollen von ihm vor allem eins wissen: Na, wie sind sie einzufangen, zu stoppen, diese „Zebras“? Storm nimmt sich dann viel Zeit, spricht aber weniger über die Schwächen, mehr über die Stärken des Titelhamsters. Gerade die Abwehr beeindruckt ihn: „Da haben sie im Vergleich zu uns noch die Nase vorn, doch daran arbeitet Gudmundur mit den Jungs. Es darf Spielern wie Roggisch einfach nicht immer wieder passieren, dass sie die gleichen Fehler machen“, so Storm. Vor dem Serienmeister hat er Respekt. Das merkt man, das spürt man. Wort für Wort, Satz für Satz. Er sagt: „Wenn Kiel einen schwachen Tag erwischt, schaffen sie immer noch eine Mindestleistung und schaukeln das Ding irgendwie clever nach Hause.“ Storm lacht, schmunzelt: „Aber auch daran arbeiten wir.“

Rechtzeitig vor dem Knaller in Kiel, scheint Henning Fritz wieder fit zu sein. Der Löwen-Keeper, der Ex-Kieler, soll an seiner alten Wirkungsstätte zwischen die Pfosten rücken. „Laut unserer medizinischen Abteilung sieht es bei Henning gut aus“, berichtet Storm. Chrischa Hannawald, der kurzfristig für „Fritze“ eingesprungen war, ist jedenfalls wieder zu Hause. Der Altmeister wurde gebührend verabschiedet: „Unser Dank gilt dem Bergischen HC und allen Beteiligten, die Chrischas Engagement bei uns ermöglicht haben.“

Eine Baustelle ist also wieder geschlossen, andere nicht. Die rechte Seite bleibt das Sorgenkind. Michael Müller (Kreuzbandriss) und Ivan Cupic, der heute in der Heidelberger Atos-Klinik am Außenminiskus seines rechten Knies operiert wird, sind zum Zuschauen verdammt. Übrig bleiben die Linkshänder Olafur Stefansson und Patrick Groetzki. Wobei Stefansson nicht völlig auf sich alleine gestellt ist: Zarko Sesum, der trotz seines rechten Wurfarms eine Alternative auf Halbrechts ist, kann ihm zu wertvollen Verschnaufpausen verhelfen.

Nur Groetzki ist nicht zu ersetzen. Von niemandem! Der Pforzheimer ist auf sich alleine gestellt, muss durchspielen. Storm macht das keine Angst. Im Gegenteil: „Patrick hat kürzlich in Flensburg eines seiner besten Spiele für uns absolviert.“

Der Löwen-Tross startet am Samstag mit dem Flieger von Frankfurt aus in Richtung Hamburg. An Bordwerden auch einige Sponsoren sein, die am Abend gemeinsam in der Hansestadt essen gehen. Ohne die Mannschaft – wohlgemerkt. Die reist sofort nach Kiel weiter. Hochkonzentriert und entschlossen…

Von Daniel Hund

 19.11.2010