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Löwen: Konzentration auf neue Aufgabe (RNZ)

Heidelberg. Was für ein Spiel, was für ein Nachspiel. Die Rhein-Neckar Löwen gegen den THW Kiel, das waren 60 Minuten beste Handball-Bundesliga-Unterhaltung. Zunächst ging es hin und her, vor und zurück, um jeden Zentimeter Raum wurde gekämpft. Aber auch andere, bislang verborgene Talente kristallisierten sich heraus. Und Thierry Omeyer, 34, Kiels Weltstar zwischen den Pfosten, nahm hier eine Hauptrolle ein. Der Franzose bewies, dass er nicht nur meisterlich „hexen“ und provozieren kann, nein, er scheint offensichtlich auch das Zeug zum Schauspieler zu haben.

Hier befindet er sich aber noch in der Ausbildung: Seine Interpretation des sterbenden Schwans, der plötzlich durch Uwe Gensheimers „Geisterhand“ zu Boden sank, war nämlich alles nur nicht hollywoodreif. Später, im TV-Gespräch, versuchte Omeyer dann noch zu retten, was nicht mehr zu retten war: Die Fernsehbilder überführten ihn nämlich eindeutig, degradierten ihn zum Schwalbenkönig, zum Andy Möller des Handballs.

Wie auch immer, die Riesen von der Ostsee haben sich am Ende beide Punkte geangelt – und das verdient. Daran änderte auch die schwache Schiedsrichterleistung nichts. Die Zebras waren einfach besser, leichtfüßiger, zielstrebiger.

Heute wollen nun mal wieder die Rhein-Neckar Löwen jubeln. Um 20.15 Uhr wartet der Bundesliga-Alltag. In Lemgo, beim Ex-Meister, der seinen Status als deutsches Handball-Schwergewicht längst eingebüßt hat. Löwen-Manager Thorsten Storm hebt dennoch den Zeigefinger, warnt: „Das ist ein Gegner, der sich momentan im Umbruch befindet. Trotzdem muss man von einem schweren Spiel ausgehen.“

Mut macht Storm die Leistung gegen Kiel: „Im Spiel gegen Kiel haben wir gekämpft bis zum Schluss und hatten zudem einige schwierige Schiedsrichterleistungen zu verkraften. Und trotz der vielen Verletzten hatten wir die Partie phasenweise im Griff.“

Das war am Samstag, doch wer sagt, dass es heute, wenn es mal wieder gegen einen vermeintlich Kleinen geht, nicht wieder anders ist. Vieles wird von der Einstellung abhängen. Gerade an der nötigen Konzentration sollte es nicht mangeln.

Denn auch in Lemgo gehen nach wie vor ein paar Könner ihrer Arbeit zwischen den Kreisen nach: Rückraum-Granate Mait Patrail, der im Sommer von den Kadetten aus Schaffhausen kam, die Kreismänner Sebastian Preiß und Christoph Theuerkauf, Spielmacher Martin Strobel sowie Torwart Carsten Lichtlein zum Beispiel.

Unmittelbar vor dem Duell, das live auf Sport1 zu sehen sein wird, wird heute zudem die dritte Runde im DHB-Pokal ausgelost. Bundestrainer Martin Heuberger fungiert als Losfee.

Von Daniel Hund