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Löwen landen historischen Sieg in Kiel

Badener ziehen mit 32:30 –Erfolg ins Viertelfinale um den DHB-Pokal ein

Historischer Sieg in Kiel: Die Rhein-Neckar Löwen stehen im Viertelfinale um den DHB-Pokal. Und wenn das schon von der Sache her nicht selbstverständlich ist, diesmal – es ist der achte Einzug der Badener in die Runde der letzten Acht – diesmal ist es erst Recht ein Riesending. Denn die Sieben von Trainer Gudmundur Gudmundsson hat neben einem weiteren Schritt Richtung Final Four in Hamburg so ganz nebenbei etwas Historisches geschafft. Der 32:30 (16:14)-Erfolg beim Titelverteidiger THW Kiel am Mittwochabend bedeutete: Nach 23 Jahren und 20 Tagen oder 1203 Wochen oder 8421 Tagen ist die unglaubliche Kieler Sieges-Serie gerissen. Seit dem 21. November 1990 hatten die Zebras im DHB-Pokal zuhause nicht mehr verloren, damals war Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer gerade mal vier Jahre alt. Am 11. Dezember 2013 und im Achtelfinale des Wettbewerbs 2013/14 netzte der 27-jährige Linksaußen sechs Mal vor 7452 Zuschauern in der Kieler Sparkassen-Arena ein und trug seinen Teil zur Krönung einer phänomenalen Mannschaftsleistung bei. Alexander Petersson avancierte mit acht Toren zum erfolgreichsten Werfer der Gäste.

Das Viertelfinale um den DHB-Pokal wird vor der Bundesligapartie zwischen Frisch auf Göppingen und der SG Flensburg-Handewitt am nächsten Dienstag (17. Dezember/20.15 Uhr) ausgelost. Als „Losfee“ wird Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes, fungieren. Sport1.de bietet die Auslosung der Runde der letzten Acht kostenfrei als Livestream an. Spieltermin des Viertelfinals ist Mittwoch, 26. Februar 2014.

Das Achtelfinale zwischen dem THW Kiel und den Rhein-Neckar Löwen – es wurde zu einem Start-Ziel-Sieg der Badener.

Löwen-Trainer Gudmundsson fasste die vorangegangenen 60 Minuten wie folgt zusammen: „Das war ein Super-Handballspiel auf hohem Niveau. Wir haben vor allem im Angriff immer wieder Lösungen gefunden und von allen Positionen Tore erzielt. Egal, ob die Kieler eine 5:1- oder eine 6:0-Abwehr formierten.  Ich bin sehr stolz.“ Manager Thorsten Storm fügte an: „Das ist etwas sehr, sehr Besonderes gegen dieses Top-Team des THW Kiel zu gewinnen. Aber wenn nicht heute, wann dann?“ Damit spielte Storm auf die zurückliegenden Spiele an. Und da hatte Kiel mit dem Duell am Sonntag in Berlin noch eine kräfteraubende Partie in den Knochen.  „Beide Trainer, Alfred Gislason auf Kieler Seite und Gudmundur Gudmundsson bei uns, bereiten ihre Teams jedes Mal sehr akribisch auf die jeweilige Aufgabe vor. Heute ging es auch darum, wer von beiden Teams mehr Puste hat. Und wir haben sehr gut gespielt, während Kiel doch etwas müde war.“ So gingen die Löwen als verdienter Sieger vom Parkett. Das unterstrich auch THW-Coach Alfred Gislason, der bilanzierte: „Wir waren heute in der Abwehr immer einen Tick zu spät dran und haben nicht viel zu fassen bekommen. Auch im zweiten Durchgang mussten wir immer einem Rückstand hinterher laufen und sind nie richtig in unser Spiel gekommen.“

Beim Knaller-Duell in der Runde der letzten 16 mussten die Fans gut zweieinhalb Minuten auf den ersten Treffer warten: Rechtsaußen Patrick Groetzki verwandelte zur Führung für die Löwen. Und die Badener legten weiter vor: Weil Alexander Petersson traf, wie er wollte: Auf sein Konto gingen die nächsten drei Tore für die Gäste – 4:3 (6.) für die Löwen, die durch einen Gegenstoß von Uwe Gensheimer und erneut durch den wie aufgezogenen Petersson auf 6:3 (9.) stellten. Im Angriff effektiv und in der Abwehr kompakt: Diese Führung hatten sich die Badener verdient.  Allerdings mussten sie in Unterzahl (Petersson) den Anschluss durch Niclas Ekberg hinnehmen. Aber Andy Schmid packte den Hammer aus: 7:5 (13.). Und sie konnten sich auf einen ganz besonders verlassen: Niklas Landin Jacobsen im Kasten. Für den Dänen wurden bis zur Pause neun Paraden notiert, aber gegen den Wurf aus der Distanz von Aron Palmarsson war auch der Zwei-Meter-Mann machtlos. Dem Isländer gelang zunächst sein vierter und wenig später in Überzahl auch sein fünfter Treffer. Wie in der Bundesligapartie lief Palmarsson zu großer Form auf. Auf den Tag genau fünf Wochen zuvor hatten die Löwen schon einmal in der Kieler Sparkassen-Arena gastiert und dabei eines der besten Spiele gegen den THW überhaupt gemacht – zumindest knapp 50 Minuten lang. Dann gaben die Badener einen möglichen Sieg jedoch aus der Hand, verloren in der Schlussphase den Faden und die Partie – mit 28:31. Ein 7:0-Lauf der Kieler hatte es möglich gemacht. Seither hatten die Badener sieben Pflichtspielsiege in Serie hingelegt. Und nun? Gegen die Kieler, die ihre letzte Heimniederlage überhaupt am 9. Dezember 2012 in der Bundesliga gegen die MT Melsungen quittiert hatten,  zeigten die Löwen den unbändigen Willen, kassierten zwar  den Ausgleich zum 8:8 (18.) , aber sie legten wieder vor. Mit Petersson als Anführer und einer bärenstarken Mannschaftsleistung. Die Löwen führten 13:12 (25.) als Coach Gudmundsson das Duell zum ersten Mal unterbrach: Auszeit Löwen. Und immer wieder Landin. Der Keeper sicherte die Führung, auch in Unterzahl. Zwar markierte Palmarsson das 14:14, aber Bjarte Myrhol zeigte die Zähne – und traf. THW-Coach Gislason legte die Grüne Karte. Aber die Löwen setzten den Schlusspunkt vor der Pause: Kim Ekdahl du Rietz mit seinem vierten Tor zum Halbzeitstand: 16:14 für die sehr gut eingestellten Gäste, die sich im ersten Durchgang blendend präsentiert sowie unbändigen Kampfgeist und ganz viel Herz gezeigt hatten.

Nach dem Wechsel brachte Myrhol die Löwen auf 17:14 in Front. Und Landin parierte. Immer wieder. Vier Minuten vernagelte er seine Hütte, ehe erneut Palmarsson die Lücke fand – zum 15:18 (34.). Myrhol stellte auf 20:16 (39.). Danach traf Petersson nur den Pfosten und Schmid scheiterte per Siebenmeter. Auf der anderen Seite versenkte Vujin in Unterzahl zum 18:20 (42.). Und wieder die Löwen vom Strich: Diesmal Gensheimer kalt wie eine Hundeschauze. Auch beim 23:20 (45.). Die Kieler warfen alles in die Waagschale, Jicha vollendete in Unterzahl zum 21:23. Aber die Badener spielten die doppelte Überzahl (Jicha und Zeitz) mustergültig über die Außenposition aus: Groetzki zum 24:21 (47.). Auszeit Kiel. Und erneut Groetzki. Die Löwen in Unterzahl, aber Ekberg donnerte den Siebenmeter an die Latte (50.). Petersson mt seinem siebten Treffer: 27:22. Und die Badener blieben hellwach. 

Noch sieben Minuten, der THW hatte mit einem 3:0-Lauf auf 26:28 verkürzt , weil er die Fehler der Gäste eiskalt bestrafte. Auszeit Löwen. Und erneut Siebenmeter.  Wieder Gensheimer: 29:26. Noch fünfeinhalb Minuten.  Und auch beim 30:27 durch Petersson hatte die Drei-Tore-Führung Bestand.  Dann erhielt Manojlovic seine dritte Zeitstrafe. Und der THW schaffte beim 29:30 (57.) den Anschluss. Schmids Wurf wurde geblockt. Landin hielt gegen Ekberg. Und Groetzki zum 31:29 (58.). Die Löwen-Abwehr holte sich die Pille: Noch 60 Sekunden: Myrhol: 32:29. Vujin verkürzte noch einmal. Die Uhr zeigte noch elf Sekunden. Und Coach Gudmundsson legte noch einmal die Grüne Karte.

Der Rest war grenzenloser Jubel. „Das fühlt sich überragend an. Wir hatten uns viel vorgenommen, weil wir bereits im Bundesligaspiel nicht chancenlos waren. Damals allerdings haben wir uns mit technischen Fehlern um den Lohn gebracht. Heute ist es von Anfang an sehr gut gelaufen und die Abwehr des THW hat keine Mittel gefunden. Und auch in der zweiten Halbzeit hatten wir eine sehr gute Trefferquote vorzuweisen“,  diktierte ein überglücklicher Rechtsaußen Groetzki den Journalisten in die Böcke. Und nochmal Coach Gudmundsson: „Wir sind sehr glücklich über das Weiterkommen und heute genießen wir das. Aber dann folgt auch schon die Vorbereitung auf Hamburg.“

Bereits am Samstag (15 Uhr) geht’s weiter im Norden: Dann wartet der HSV Handball auf die Löwen. Zum Duell in der DKB Handball-Bundesliga. Ebenfalls eine Hammeraufgabe.

 

Das Video zum Sieg beim THW Kiel:

 

THW Kiel – Rhein-Neckar Löwen 30:32 (14:16)

THW Kiel: Sjöstrand (ab 25.), Palicka – Toft Hansen (3), Sigurdsson (n.e.), Sprenger, Wiencek (1), Ekberg (4/2), Zeitz (3), Jallouz, Palmarsson (8), Klein (4), Jicha (4), Vujin (3).

Rhein-Neckar Löwen: Landin Jacobsen, Stojanovic (54.-58.) – Schmid (3/1), Gensheimer (6/4), Roggisch, I. Guardiola, Manojlovic, Gorbok (n.e.), Myrhol (5), Groetzki (4), G. Guardiola (1), Petersson (8), Ekdahl du Rietz (5).

Trainer: Alfred Gislason – Gudmundur Gudmundsson

Strafminuten: Jallouz (2), Sprenger (2), Wiencek (2), Zeitz (2) – Manojlovic (6), G. Guardiola (2), Petersson (2).

Siebenmeter: 3/2 -7/5

THW Kiel: Ekberg trifft die Latte

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer scheitert an Palicka, Schmid scheitert an Sjöstrand

Zeitstrafen: 4 – 5

Rote Karte: Manojlovic 56. (dritte Zeitstrafe)

Zuschauer: 7452

Schiedsrichter: Lars Geipel / Marcus Helbig

Spielfilm: 2:3 (5.), 3:6 (9.), 8:10 (20.), 12:14 (25.), 14:16 (HZ), 14:18 (34.), 20:23 (45.), 22:27 (50.), 27:30 (55.), 29:30 (58.), 30:32 (EN)

Beste Spieler: Palmarsson – Landin Jacobsen, Petersson