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Löwen lassen Fans schon wieder zittern

Gegen den TVB Stuttgart gibt es den sechsten Liga-Krimi in Folge

Löwe Andy Schmid führt sein Team zum Sieg.

In der Liga können die Löwen nur noch Krimi: Wie zuletzt gegen Kiel und in Leipzig gewinnen die Rhein-Neckar Löwen auch am Sonntag in der SAP Arena gegen den TVB Stuttgart beim 33:32 (14:14) mit einem Tor und kommen nach dem 14. Spieltag in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga auf eine Punktebilanz von 20:8. Wie schwer es ist, diesen Platz in der Spitzengruppe zu behaupten, zeigten die 60 Minuten im Derby gegen den TVB auf eindrucksvolle Art und Weise.

Letztlich war es die verlässliche Achse Andy Schmid / Jannik Kohlbacher, die den Löwen den Sieg brachte. Kohlbacher traf achtmal, Schmid gar zehnfach. Zufrieden war er dennoch nicht: „Wenn man zuhause 32 Tore kriegt, kann man nicht so gut gedeckt haben“, sagte der Löwen-Spielmacher. „Das entscheidende Momentum ist für mich gleich am Anfang, als wir deutlich führen, dann viele Würfe vergeben und Stuttgart ins Spiel holen.“

Das Derby bekommt seine Portion Hektik

Löwe Romain Lagarde war ein belebender Faktor.

Trotz eher geringer Derbytradition entwickelt die Partie schnell so etwas wie Derby-Charakter. Die Löwen finden dabei direkt Zugang zu ihrem Tempo-Spiel. Aus einer wie zuletzt gegen Minsk starken Abwehr ergeben sich Treffer aus Gegenstoß und erster Welle. 4:1 steht es in der 6. Minute nach Tor von Jesper Nielsen. Dann wird es zum ersten Mal hektisch. Nach Ballgewinn in der Abwehr vergibt Uwe Gensheimer die Konterchance. Andreas Palickas fünfte Parade – der Schwede erwischt einen Traumstart – lässt Patrick Groetzki den Gegenstoß liegen. Beim 5:4 durch Youngster Tim Wieling ist Stuttgart wieder dran (10.).

Ihren 4:0-Lauf schließen die Schwaben kurz danach zur 6:5-Führung durch Ex-Löwe David Schmidt ab. Weil sich die Löwen zwei weitere Ballverluste leisten, trifft Adam Lönn zum 6:8 aus Löwen-Sicht (16.). Wenig später nimmt Kristjan Andresson die erste Auszeit. Er bringt Romain Lagarde und Niclas Kirkeløkke für Mads Mensah und Alex Petersson auf den Halbpositionen. Und Lagarde schlägt direkt ein, trifft zum 8:9 und 9:10 (22.). Über diese wichtigen Treffer gewinnen die Löwen wieder etwas Kontrolle im Angriff. Jannik Kohlbacher nach feinen Zuspielen von Kirkeløkke besorgt das 10:10 und 12:11 (25.), legt sogar noch das 13:11 dazu (26.).

Stuttgart bricht Löwen-Lauf

Jannik Kohlbacher traf achtmal.

Mit einer Auszeit will Stuttgarts Trainer Jürgen Schweikardt den Löwen-Lauf brechen (27.). Dies gelingt ihm auch. Nach Kohlbachers fünftem Tor zum 14:12 (28.) steht die TVB-Abwehr und ermöglicht zwei Gegenstoß-Tore des starken Wieling. So geht es mit 14:14 in die Pause. Eine überwiegend zerfahrene erste Hälfte endet mit einem durchaus gerechten Remis. Stuttgart weiß durch eine clevere Spielführung zu gefallen. Die Löwen lassen wieder einmal in einigen Momenten Konstanz und Konzentration vermissen und halten den Gegner damit im Spiel.

Das soll sich auch in Durchgang zwei nicht ändern. Zwar lassen die Löwen dem 14:15 von Lönn eine Dreierserie zum 17:15 folgen (33.). Wirklich absetzen können sie sich aber bis zur Schlussphase nicht mehr. Woran das liegt? Vorne finden die Löwen in Person von Andy Schmid zwar fast in jedem Angriff eine gute bis sehr gute Lösung. Hinten sieht das komplett anders aus: Stuttgart zeigt sich vor allem im Zentrum und auf den Halbpositionen immer wieder brandgefährlich, geht mutig auf die Lücken der Löwen-Defensive und verliert auch nicht die Nerven, wenn es einmal in der einen oder anderen Szene hakt.

Wettschießen mit Chef-Schütze Andy Schmid

Uwe Gensheimer war sechsmal erfolgreich.

Als es um die 39. Minute herum richtig knirscht im TVB-Angriff, Andreas Palicka die neunte Parade und Jesper Nielsen einen Monsterblock setzt, bringt Schweikardt bei den Schwaben den siebten Feldspieler. Damit nimmt das Tempo weiter zu. Löwen und Schwaben liefern sich ein Wettschießen, das auf Seiten der Gelben von Andy Schmid und bei Stuttgart zunehmend von den Youngstern David Schmidt und Max Häfner dominiert wird. Schmid trifft alleine zwischen der 44. und 47. Minute dreimal, bringt die Löwen mit 26:23 in Front (47.). Häfner hält die Blauen im Rennen mit dem 26:24.

In der Schlussphase lässt Schmid keine Zweifel daran, dass er das Spiel in Händen behalten will. Das 32:30 ist sein neunter, das 33:30 sein zehnter Treffer (59.). Stuttgarts Kampfgeist wird mit zwei weiteren Toren belohnt, so dass es am Ende mit einem 33:32 von der Platte geht. Es ist in der Liga der dritte Löwen-Sieg infolge mit einem Tor Vorsprung. Vor allem aufgrund vieler Nachlässigkeiten bleibt es bis zum Ende spannend. Die beiden Punkte nehmen die Löwen nichtsdestotrotz mit ins nächste schwere Liga-Spiel in Minden am kommenden Samstag.  

Rhein-Neckar Löwen – TVB Stuttgart 33:32 (14:14)

Löwen: Palicka, Appelgren (ab 56.) – Schmid (10), Gensheimer (6/2), Kirkeløkke, Lagarde (2), Tollbring, Abutovic, Mensah (4), Fäth, Groetzki, Guardiola, Petersson (2), Nielsen (1), Ganz, Kohlbacher (8)

Stuttgart: Bitter, Lehmann – Häfner (4), Asgeirsson, Weiss (1), Faluvegi (2), Späth, Lönn (4), Röthlisberger (1), Zieker (6/4), Pfattheicher, Peshevski (3), Schmidt (6), Wieling (5)

Trainer: Kristjan Andresson – Jürgen Schweikardt

Schiedsrichter: Timo Hofmann / Thomas Horath

Zuschauer: 6523

Strafminuten: Abutovic (2) – Lönn (2), Späth (2)

Siebenmeter: 2/3 – 4/4

Löwen: Gensheimer scheitert an Bitter (53.)

Spielfilm: 0:1, 4:1, 4:2, 5:2, 5:6, 6:6, 6:8, 7:8, 7:9, 8:9, 8:10, 11:10, 11:11, 13:11, 13:12, 14:12, 14:14 (HZ), 14:15, 17:15, 17:16, 20:18, 29:25, 29:28, 30:28, 30:29, 31:30, 33:30, 33:32 (EN)