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Löwen machen sich das Leben wieder selbst schwer

Minden. Als Gudjon Valur Sigurdsson 80 Sekunden vor Schluss gestern vom Kreis zum 30:27 für die Rhein Neckar Löwen bei GWD Minden traf, war die Erleichterung bei den Gästen groß. Endlich konnte das Team um den isländischen Kapitän durchatmen, nachdem dem Champions Laegue Halbfinalist wie schon so oft in den vergangenen Partien die Konstanz gefehlt hatte, so dass der Bundesligavierte fast wieder eine hohe Führung noch aus der Hand gegeben hätte. Letztlich setzten sich die Löwen mit 31:27 (17:13) beim abstiegsgefährdeten Tabellen 14. durch und Trainer Ola Lindgren schnaufte erst einmal tief durch.

,,Ich bin froh, dass wir hier gewonnen haben. Das war kein einfaches Spiel, auch weil Minden mit seinem kleinen Kader sehr diszipliniert gespielt hat“, bilanzierte der schwedische Coach, nachdem sich seine Mannschaft wieder einmal ihr Handballerleben selbst schwer gemacht hatte. ,,Dass wir diesmal dennoch gewonnen haben, war für die Mannschaft umso wichtiger“, fügte Lindgren an.

Spätestens als Linksaußen Uwe Gensheimer in der 32. Minute die Löwen mit 19:13 in Führung gebracht hatte, hätte wohl keiner der nur 2.300 Zuschauer in der Kampa Halle noch einen Pfifferling auf die Gastgeber gegeben. Doch insbesondere aufgrund einer katastrophalen Wurfquote und vielen vergebenen Chancen, bauten die Gäste die biederen Mindener mehrfach wieder auf, so dass Löwen Manager Thorsten Storm nicht nur bei der knappen 21:19 Führung (37.) besorgt zur Anzeigetafel blickte. Auch in der Folgezeit schafften es die Gäste weder nach Patrick Groetzkis 25:21 (46.) noch nach Bjarte Mryhols 28:25 (56.) den Sack zuzumachen. ,,Wir haben sechs Freie vergeben. Zudem hat Medhus im Mindener Tor gut gehalten“, analysierte Lindgren und dachte dabei auch den vergebenen Tempogegenstoß von Abwehrspezialist Oliver Roggisch, der frei an dem in der 36. Minute für Nationaltorwart Nikolas Katsigiannis eingewechselten Norweger scheiterte, was Storm den Kopf schütteln ließ. Doch der Nationalspieler ­ ,,wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht“ ­ befand sich beim munteren ,,Fahrkartenwerfen“ der Löwen in guter Gesellschaft, denn auch Groetzki, der Ex Mindener Snorri Gudjonsson und Sigurdsson ließen Großchancen ungenutzt.

So kam es wie es kommen musste. GWD glich zum 25:25 (51.) aus, worauf die Mindener Fans aus dem Häuschen waren und auch beim 27:28 (58.) durch den im zweiten Abschnitt überragenden Stephan ,,Apollo Just“ konnten die Gastgeber noch von einer Überraschung träumen. Erst als die Schiedsrichter Aljoscha Schmidt danach mit einer Zeitstrafe belegten und Olafur Stefansson per Siebenmeter zum 29:27 traf, ,,das hat uns das Genick gebrochen“, so Mindens Trainer Richard Ratka, bogen die Gäste endgültig auf die Siegesstraße ein und ließen Storm durchatmen. ,,Bei schlechten Schiedsrichtern kann so ein Spiel auch ins Auge gehen“, sagte der Löwen Manager, nachdem die Vorstellung seines Teams gemessen an dessen Ambitionen besonders im zweiten Abschnitt dürftig war, auch weil die Mindener selbst im Angriff große Probleme hatten.

,,Ich glaube wir gewinnen mit sechs Toren“, hatte Tribünengast Alexis Alvanos in der Halbzeit geäußert, nachdem der kürzlich von den Badenern nach Lübbecke transferierte Grieche ­ ,,ich habe bei den Löwen nie eine Chance gekriegt und wollte weg, weil ich keiner bin, der seinen Vertrag auf der Tribüne absitzt und nur die Kohle einstreicht“ ­ sein ehemaliges Team noch in dessen Trainingslager in Bad Salzuflen besucht hatte. In dem Vorbereitungscamp wird Lindgren heute und morgen die erste schwache Vorstellung seines Teams bei dessen Ostwestfalentrip genau analysieren, denn nur mit einer deutlichen Leistungssteigerung werden die Löwen am Dienstag (20.15 Uhr, DSF) beim TBV Lemgo eine Chance haben.

Von Jürgen Heide