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Löwen sparen beim 28:23 gegen Minden ihre Kräfte für Szeged (RNZ)

Ein entspannter Handball-Abend – Der anstehende Kraftakt in Ungarn schien in den Hinterköpfen der Löwen zu stecken

Hier ein Autogramm, da ein Schnappschuss mit der Handykamera. Für die Rhein-Neckar Löwen war es gestern nach anfänglichen Schwierigkeiten ein entspannter Handball-Abend, den sie im Kreis der Fans ausklingen ließen. Denn GWD Minden kam, sah und fiel, hatte nie eine echte Siegchance und wurde mit einer 23:28 (12:14)-Niederlage zurück auf die Autobahn geschickt.

Aber auch den Löwen war nicht wirklich nach Feiern zumute. Nicht nach dieser Leistung mit vielen Durchhängern und nicht vor dem richtungsweisenden AchtelfinalRückspiel in der Champions League am Sonntag in Szeged. Dort, wo nun schon fast ein kleines Handball-Wunder her muss, um doch noch das Viertelfinal-Ticket zu lösen.

Der anstehende Kraftakt in Ungarn schien gestern irgendwie auch schon in den Hinterköpfen der Löwen zu stecken. „Eigentlich darf das nicht sein“, erklärt Löwen-Co-Trainer Oliver Roggisch. Genau so wirkte es phasenweise aber. Der Fokus fehlte. Roggisch nickt: „Da waren schon ein paar Konzentrationsschwächen dabei. Wir hätten den Sack deutlich früher zu machen können.“

Doch der Reihe nach: Los ging es vor 4237 Zuschauern mit einem Lichtblick. Gedeon Guardiola war tatsächlich zurück. Der lange Spanier breitete – erstmals seit seiner Schulterverletzung – wieder im gelben Innenblock die Arme aus. Und nicht nur das: Der Defensiv-Haudegen schlug ganz nebenbei auch noch am gegnerischen Kreis zu. Guardiola schloss einen Tempo-Gegenstoß zur 1:0-Führung an. Ein Bilderbuch-Comeback.

Aber Halt, Stopp – da fehlte doch einer. Richtig, der Kapitän sogar. Vielspieler Uwe Gensheimer war gestern mal Bankangestellter. Trainer Nikolaj Jacoben rotierte, schickte den pfeilschnellen Stefan Sigurmannsson ins Getümmel. Und es ging auch ohne „Gensel„. 6:2 stand es nach sechs Minuten. Kinderleicht sah es aus, was die Löwen zwischen den Kreisen zeigten. Allerdings nur bis zur 9. Minute. Ab da war dann nämlich der Wurm drin. Minden machte hinten dicht und schwärmte vorne aus. Und das ließ sich auch auf den Videowürfel ablesen: Dort leuchtete plötzlich ein 7:7 auf (14.).

Fehlte da etwa die nötige Spannung? Jacobsen schien sich das auch zu fragen. Der Däne holte seine Vize-Meister zusammen: Auszeit, Krisengipfel. Besser wurde es aber auch danach nicht. Die Gäste legten gar vor (7:8). Ein Problem war erneut die eigene Abwehr. Löchrig präsentierte sich die. Minden traf Angriff für Angriff. Löwen-Keeper Niklas Landin konnte einem phasenweise regelrecht leidtun, denn unterstützt wurde der Zwei-Meter-Hüne von seinen Vorderleuten nicht wirklich.

Ganz zähe Kost war es nun. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen einem Titelaspiranten und einem Abstiegskandidaten. Verkehrte Handball-Welt im „Ufo„. Zu einer Zwei-Tore-Führung reichte es zur Pause dennoch (14:12). Doch Jacobsen schmeckte auch die nicht. Er tobte. Gut, das macht er meistens. Aber nicht so fuchsteufelswild war der Coach.

Zurück auf der Platte war die Gensheimer-Schonzeit vorbei. Der Kopf der Mannschaft stürmte auf der linken Flanke hoch und runter. Mit ihm kamen dann auch die Tore. Zuerst Gensheimer höchstpersönlich, dann Guardiola und weil’s so schön war noch mal Gensheimer per Sensationsdreher: 17:12 (34.). Beim 23:17 (47.) deutete sich ein verspätetes Schützenfest an. Doch die Besten aus dem Südwesten schalteten erneut zwei Gänge runter. Erst als der Vorsprung abermals auf zwei mickrige Törchen geschmolzen (23:21/50.) war und vereinzelt Pfiffe durch die Arena hallten, zündete der badische Turbo wieder.

Klar ist: Gegen einen anderen Gegner kann so ein schwankender Auftritt mächtig in die Hose gehen. Zum Beispiel am Sonntag bei Pick Szeged.

Von Daniel Hund