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Löwen nutzen die lehrreiche Erfahrung
Kassel. Manchmal kann eine bittere Niederlage während der Vorbereitung auf die Bundesliga-Saison auch etwas Gutes an sich haben. Wie das 29:31 der Rhein-Neckar Löwen im August im Halbfinale des Sparkassen-Handballcups gegen die MT Melsungen, das den Badenern vor dem Ligaduell eine ernsthafte Warnung war. „Ich habe dieses Turnierspiel nicht vergessen“, erklärte beispielsweise Löwen-Torjäger Karol Bielecki. Und Abwehrchef Oliver Roggisch ergänzte: „So war uns klar, dass sich Melsungen etwas ausrechnet.“
Die beiden Hünen und ihre Mitstreiter gingen deshalb die Aufgabe in Kassel überaus konzentriert an, wurden dafür am Ende mit einem 28:26 (15:15)-Auswärtserfolg belohnt und verhinderten damit, dass der Kontrahent in der Tabelle nach Punkten mit ihnen gleichzieht. Es war allerdings ein hartes Stück Arbeit für den Favoriten, der zwei Tage nach dem Champions-League-Einsatz in Karlsruhe gegen Kielce bis zur siebten Minuten mit 1:4 ins Hintertreffen geraten war, weil die Hausherren vor 2.374 Zuschauern in der Rothenbach-Halle ihre Angriffe geschickt vortrugen. Vor allem der Ex-Magdeburger Alexandros Vasilakis warf seine Klasse in die Waagschale und traf wiederholt an Bielecki vorbei ins Gehäuse von Löwen-Schlussmann Slawomir Szmal.
„Wir haben in Abwehr und Angriff sehr gut gespielt“, meinte Melsungens Rechtsaußen Dimitrios Tzimourtos, der Ersatz für den Bundesliga-Torschützenkönig Savas Karipidis (Wadenbeinbruch). Kein Wunder also, dass die Gastgeber fast in der gesamten ersten Halbzeit in Führung lagen. Kurz vor der Pause handelte sich Melsungens Coach Ryan Zinglersen wegen Reklamierens eine unnötige Zeitstrafe ein, als den Löwen ein äußerst umstrittener Siebenmeter zugesprochen worden war. In Überzahl ging der Gast dann durch zwei Treffer von Linksaußen Uwe Gensheimer mit 17:15 erstmals in Führung (32.). „Die zwei Minuten nach demWechsel nehme ich auf meine Kappe“, betonte Zinglersen.Mit diesem Vorsprung im Rücken kontrollierten die Rhein-Neckar Löwen Ball und Gegner. „Der sehr gute Start in die zweite Halbzeit war sehr wichtig“, meinte denn auch Löwen-Coach Ola Lindgren.
Dank der umsichtigen Spielweise der Rückraumstrategen Snorri Gudjonsson und Olafur Stefansson ergaben sich für die Löwen viele hervorragende Tormöglichkeiten, die dieser zumeist eiskalt nutzte – und das, obwohl Melsungens Torhüter Mario Kelentric einen gut Tag erwischt hatte.
So parierte der Routinier aus Kroatien zum Beispiel glänzend gegen den Weißrussen Siarhei Harbok, als dieser in der 41. Minute bei einem Konter frei vor ihm aufgetaucht war. Nicht mehr als ein Schönheitsfehler für die Gäste, denn nur Sekunden später holte Außen Patrick Groetzki das Versäumte nach und markierte das 21:17 für die Lindgren-Schützlinge. Außerdem erwies sich Torwart Slawomir Szmal in einigen Szenen als ein Meister seines Fachs.
„Wir haben insgesamt sehr ruhig nach vorn gespielt, bis wir eine sichere Torchance hatten“, stellte Bielecki erfreut fest. Einmal wurde es jedoch noch spannend. Dann nämlich, als Nenad Vuckovic für die MT Melsungen in der 49. Minute bis auf 23:24 verkürzen konnte.
Nur gut aus Sicht der Löwen, dass sich in der Folgezeit der pfeilschnelle Isländer Gudjon Valur Sigurdsson kein X für ein U vormachen ließ und einige wichtige Treffer für die Rhein_Neckar Löwen beisteuerte. Mit seinem Doppelschlag zum zwischenzeitlichen 28:24 beseitigte er letzte Zweifel am vierten Erfolg des Champions-League-Teilnehmers in dieser Bundesliga_Saison und bestätigte zugleich, dass ihnen die Pleite beim Sparkassen-Handballcup eine lehrreiche Erfahrung war.
Von Björn Mahr
12.10.2009