Veröffentlichung:

Löwen schnappen nach Zebras (MM)

Badener nach 35:27 gegen Lemgo die einzige ungeschlagene Mannschaft / Eiertanz um Gudmundssons Abschied

MANNHEIM. Es lief alles ab wie gewohnt: Die Rhein-Neckar Löwen wärmten sich auf, Trainer Gudmundur Gudmundsson nahm seinen Platz auf der Bank der Badener ein und mit dem 35:27 (16:14)-Heimsieg gegen den TBV Lemgo rückten die Löwen sogar dem gestern Abend erstmals unterlegenen THW Kiel bis auf einen Punkt auf die Pelle. Und doch lag über der Partie so etwas wie ein Schatten, der wahrscheinliche Abschied von Coach Gudmundsson zum Saisonende und die damit verbundenen Konsequenzen waren gestern Abend abseits des Parketts die bestimmenden Themen. Um eine Bestätigung der Tatsache, dass der Isländer im nächsten Sommer die dänische Nationalmannschaft übernimmt, wanden sich die Betroffenen aber weiter wie die Schlangen um ihren Beschwörer.

„Gudmundur hat eine Ausstiegsklausel“, bestätigte Geschäftsführer Thorsten Storm, ob der Isländer von seinem Recht zum vorzeitigen Abschied Gebrauch machen wird, war dem Manager dagegen nicht zu entlocken. Dass ein Nationalverband an den Trainer herangetreten sei, war für die Löwen laut Storm nichts Neues. „Es ist aber noch in keinster Weise etwas entschieden. Der Trainer selbst blieb ebenfalls bei seiner selbst auferlegten Verschwiegenheit. „Ich kann nichts bestätigen, weil ich noch keinen Vertrag unterschrieben habe.“ Ob das am Montag anders aussieht, blieb offen: „Das Zeitfenster ist klein, aber dazu gibt es nichts mehr zu sagen.“ Die Spieler übten sich ebenfalls in Zurückhaltung. „Natürlich habe ich dazu eine Meinung. Aber der Trainer wird in Dänemark erst noch vorgestellt. Deshalb möchte ich mich dazu nicht äußern“, meinte Nationalmannschaftskapitän Oliver Roggisch.

Und dass die ganze Thematik das Personal in den kurzen Hosen zumindest unterbewusst beschäftigte, war gegen den TBV zu Beginn der Partie deutlich zu sehen. Ohne den angeschlagenen Alexander Petersson, der angesichts seiner weiter bestehenden Schulterprobleme drei Wochen nach seinem Comeback erneut den Weg in die Reha antreten muss, wurden zwar Chancen herausgespielt, aber die klarsten Einwurfmöglichkeiten vergeben. Auch die Abwehr samt Torwart Niklas Landin wirkte müde und unkonzentriert – und schon stand es 0:4 (5.), was Trainer Gudmundsson zu einer Auszeit veranlasste. Bei Groetzkis 5:5 waren die Löwen erstmals wieder gleichauf (10.), doch erst zehn Minuten später erzielte Kim Ekdahl du Rietz beim 10:9 die erste Löwen-Führung. Die Befreiung wollte aber erst unmittelbar vor der Halbzeitpause gelingen, als die Löwen vor dem sicheren Stojanovic endgültig ins Rollen kamen. Uwe Gensheimer, dem die Fans vor der Partie mit Hunderten gelben Schildern mit der Nummer drei zeigen wollten, wo er hingehört, schaltete sich mit zwei Toren aus dem Rückraum ein. Sein Flügelpartner Groetzki machte den 4:0-Lauf zum 16:13 perfekt (29.). Lemgo konnte nur noch einmal antworten.

Auch im zweiten Durchgang benötigten die Löwen dann nochmals Anlaufzeit, doch nach dem 19:18 starteten die Badener eine Serie zum 24:19 (44.) mit dem die Weichen endgültig gestellt waren. Der jungen Lemgoer Mannschaft, die immer wieder mit einem siebten Feldspieler angriff, gingen nun auch die Kräfte aus – am Ende fielen die Tore dann wie reife Früchte und die Nachricht von der Kieler Niederlage sorgte für zusätzlichen Jubel in der SAP Arena.

Von Thorsten Hof