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Löwen sichern sich die Vizemeisterschaft

36:25 Kantersieg gegen den HBW Balingen-Weilstetten

Die Rhein-Neckar Löwen haben am Mittwochabend im Sportzentrum Harres in St. Leon Rot den zehnten Bundesliga-Heimsieg in Serie gefeiert. Die Gelbhemden gewannen das Baden-Württemberg-Derby gegen den HBW Balingen-Weilstetten mit 36:25 (20:13).

Durch den Erfolg ist das Team von Trainer Nikolaj Jacobsen mit nun 55:9 Punkten nicht mehr vom zweiten Tabellenplatz der Handball-Bundesliga zu verdrängen, weder die SG Flensburg-Handewitt, noch der SC Magdeburg können die Badener im Klassement bis zum Saisonende noch überflügeln. Die Löwen spielen damit als Vizemeister 2014/2015 auch in der kommenden Saison in der VELUX EHF Champions League. Auf den THW Kiel, der zeitgleich sein Heimspiel gegen den TSV GWD Minden knapp mit 24:23 gewann, haben die Gelbhemden weiterhin zwei Minuspunkte Rückstand.

Die Partie gegen die „Gallier von der Alb“ fand nicht im „Wohnzimmer“ der Löwen, in der SAP-Arena, sondern im Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot statt. Die Terminfindung für die Partie war schwierig gewesen, da sich Balingen nach der Lizenzposse um den HSV Hamburg als 19. Mannschaft in die Liga geklagt hatte – in der SAP-Arena stand am heutigen Mittwoch die Hauptversammlung des Walldorfer Software-Giganten SAP auf dem Program. Nachdem die Löwen in ihren ersten beiden Partien in dieser Saison in St. Leon-Rot zum großen Teil keine gute Leistung gezeigt hatten – in den Champions-League-Begegnungen gegen RK Celje gab es nach schlechter erster Hälfte einen 31:27-Sieg, gegen Vadar Skopje verloren die Badener 28:35, überzeugte das Jacobsen-Team diesmal.

Der Erfolg gegen Balingen-Weilstetten war auch ein Statement der Löwen, eine Antwort auf die vergangenen beiden Partien, in denen die Löwen durch die 27:31-Niederlage bei der HSG Wetzlar wohl ihre Meisterschaftschancen verspielten und dann durch das 23:24 gegen Flensburg im Halbfinale des Final-Four um dem den DHB-Pokal einen weiteren Titeltraum platzen ließen. „Wir wussten nicht, wie stark das Final Four nachwirkt. Die Jungs haben konzentriert agiert und das gut weggesteckt“, sagte Geschäftsführer Lars Lamadé. „Wir haben nun die Chance, für die beste Bundesligasaison der Löwen zu sorgen“, meinte Bastian Rutschmann, der mit zwölf Paraden einen großen Anteil am deutlichen Erfolg hatte.

Die Löwen, bei denen Harald Reinkind und Mads Mensah Larsen anstelle von Alexander Petersson und Kim Ekdahl du Rietz begannen, taten sich allerdings von Beginn an schwer mit den Gästen. Vor allem, weil die Abwehr nicht sicher stand. Die Rückraumspieler der Balinger durften immer wieder ungehindert werfen – und treffen. Zudem ließen die Badener einige gute Möglichkeiten aus, Patrick Groetzki etwa traf beim Tempogegenstoß nur den Pfosten (9.). Als nach knapp zehn Spielminuten die Abwehr der Badener etwas sicherer stand, sie den einen oder anderen Ball erobern konnten und per Gegenstoß und per zweiter Welle Treffer erzielten, konnten sie sich absetzen. Mit einem Zwischenspurt mit drei Toren in Folge machten die Gastgeber aus einem 5:5 ein 8:5 (13.). „Im Angriff haben wir clever gespielt, haben den Ball gut laufen lassen“, so Trainer Nikolaj Jacobsen.

Weiter absetzen konnten sich die Löwen allerdings erst einmal nicht. Denn das gute Abwehrverhalten war nur ein kurzes Strohfeuer, die Abwehr ging anschließend wieder mit der gleichen Schludrigkeit zu Werke wie in der Anfangsphase. Alexandros Vasilakis und Patrick Weber durften aus dem Rückraum ungehindert Treffer um Treffer erzielen und entnervten mit ihren Toren auch Löwen-Schlussmann Niklas Landin, der nach knapp 20 Minuten auf die Bank musste – Bastian Rutschmann kam. „Unsere Abwehr war in der ersten Hälfte nicht aggressiv genug“, monierte Jacobsen später.

Dann folgte allerdings die Schlussphase der ersten Hälfte – und ein Schlussspurt der Löwen. Ein ziemlich starker Schlussspurt. Rutschmann hielt drei Bälle, die Abwehr stoppte den einen oder anderen Angriff – und die Gegenstöße rollten förmlich über die Gäste hinweg. Vor allem Gedeon Guardiola, bis zur Pause schon sechsmal erfolgreich, tat sich in dieser Phase als treffsicher hervor. Die Löwen zogen innerhalb von rund fünf Minuten von 14:12 auf 20:13 davon. „Da haben wir das Spiel in den Griff bekommen“, sagte Lamade. Damit war die Partie nach rund 30 Minuten praktisch entschieden.

Die zweite Hälfte, in der sich Uwe Gensheimer ausruhen durfte und Stefan Sigurmannsson für ihn auf der Linksaußen-Position spielte, nutzte Jacobsen für einige Experimente. Er brachte im Angriff einen siebten Feldspieler. Jacobsen: „Das war eine Neuinspiration, wir haben da jetzt eine Woche daran gearbeitet und werden weiter daran arbeiten.“ Er ließ in der Abwehr mit einer extrem offensiven 3:2:1-Deckung agieren.  „Nach der Umstellung hat das Abwehrverhalten besser geklappt“, lobte Jacobsen. Und er gab auch den Spielern, die sonst nicht so viel Einsatzzeit bekommen, wie etwa Marius Steinhauser, der nach wenigen Sekunden auf dem Parkett gleich seinen ersten Treffer erzielte, Spielpraxis. Trotzdem setzten sich die Löwen weiter ab, führten nach 40 Minuten 25:16.

Der Vorsprung der Badener pendelte in den nächsten Spielminuten ständig zwischen acht und neun Treffern, das eine oder andere Mal kamen die Gäste auch näher heran. Gefährden konnten sie die Gastgeber allerdings nicht mehr. Im Gegenteil: Die Löwen setzten sich in der Schlussphase auf elf Tore ab. Zwei Höhepunkte hab es auch noch: Drei Minuten vor Schluss wehrte Andy Schmid als Torwart einen Ball ab, nachdem er nicht mehr rechtzeitig mit Bastian Rutschmann hatte wechseln können. Und auch Nachwuchsmann David Schmidt erzielte einen Treffer.

 

Rhein-Neckar Löwen – HBW Balingen-Weilstetten 36:25 (20:13)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (ab 21.) –  Schmid (3/2), Gensheimer (4/1), Kneer (1), Sigurmannsson (2), Myrhol (2), Larsen (9), Reinkind (4), Guardiola (7), Steinhauser (1), Groetzki (2), Ekdahl du Rietz, Petersson (n.e.), Schmidt (1)

HBW Balingen-Weilstetten: Asanin (ab 30.), Fazekas – Böhm (5), Foth (2), Hausmann, Vasilakis (5), Wolfgang Strobel, Vrazalic (1), Weber (4), Djozic (3/1), Frietsch (4), Wiederstein, Ruß (1), Polydore

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Markus Gaugisch

Schiedsrichter: Colin Hartmann/Stefan Schneider

Zuschauer: 1195

Strafminuten: 4/2

Siebenmeter: 4/3 – 2/1

Gensheimer wirft an den Pfosten

Djozic wirft neben das Tor

Zeitstrafen: Larsen (2), Du Rietz (2) – Foth (2)

Rote Karte: Ekdahl du Rietz (47.)

Spielfilm: 2:3 (4.), 4:3 (6.), 5:5 (10.), 8:5 (13.), 10:7 (17.), 14:10 (23.), 17:12 (27.), 20:13 (Hz.), 23:15 (38.),  28:19 (47.), 30:23 (51.), 36:25 (Ende)

Beste Spieler: Rutschmann, Guardiola, Larsen – Vasilakis, Weber.