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Löwen spielen am Samstag vor einer Weltrekord-Kulisse (RNZ)

Bei der Partie der Rhein-Neckar-Löwen gegen den HSV Hamburg werden am Samstag in Frankfurt 40.000 Zuschauer erwartet

Frankfurt/Main. Vom Rasen ist am Montag kaum noch etwas zu sehen gewesen in der Frankfurter Commerzbank-Arena. Das Grün verdeckten Abdeckplatten, auf die in den nächsten Tagen noch ein Holzboden und schließlich jene Spielfläche aufgelegt werden, die in der Mannheimer SAP-Arena den Rhein-Neckar Löwen als Grundlage ihrer Arbeit dient. Dann wird der Boden endgültig bereitet sein für den neuen Zuschauer-Weltrekord bei einem Handball-Spiel, der am Samstag (18.15 Uhr) im Frankfurter Fußballtempel aufgestellt wird bei der Bundesliga-Begegnung der Löwen gegen den HSV Hamburg. „Wir werden vor mindestens 40.000 Zuschauern Handball-Sport erleben“, sagte gestern Arena-Manager Patrik Meyer. Ein Plus von gut 3500 Menschen gegenüber der bisherigen Bestmarke.

Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen war im Mai 2011 direkt Beteiligter bei der bislang größten Kulisse. An die finale Begegnung um die dänische Meisterschaft vor 36 651 Zuschauern im Parken der Hauptstadt zwischen AG Kopenhagen und Bjerringbro-Silkeborg erinnert sich der damalige Co-Trainer der Gäste nur aus sportlichen Gründen nicht so gern: 21:30 hatte seine Mannschaft, der auch der heutige Löwen-Torhüter Niklas Landin angehörte, verloren. „Wir haben ganz verdient Silber geholt“, witzelte Jacobsen nach dem 35:18-Heimsieg der Löwen am Sonntag gegen den HC Erlangen. Die Veranstaltung selbst bezeichnete er als „großes Erlebnis“, gab mit Blick auf den Samstag aber zu bedenken: „Wir fahren nicht dahin, um Spaß zu haben bei einem Event, sondern wir wollen die zwei Punkte.“ Es ist schließlich ein Heimspiel für die Löwen, die 24 Begegnungen hintereinander als Gastgeber siegreich beendet haben. Die letzte Niederlage (28:34) in der SAP-Arena datiert vom 2. März 2013 – just gegen den HSV.

„Ich hoffe auf einen tollen Handball-Event und auch, dass wir den Heimvorteil und die zwei Punkte behalten können“, sagte Lars Lamadé an seinem ersten offiziellen Arbeitstag als Geschäftsführer der Löwen.

Sein Vorgänger Thorsten Storm ist Mitinitiator des weltweit bislang größten Handball-Spektakels, das live in 45 Ländern übertragen wird. Dem am Sonntag als Manager der Löwen ausgeschiedenen Bald-Geschäftsführer des THW Kiel war es ein Anliegen, die gesamte Sportart in den Fokus zu rücken, „wenn wir gegen den HSV spielen“, sagte Storm und korrigierte sich: „Oder wenn die Rhein-Neckar Löwen gegen den HSV spielen.“ Weshalb das Großereignis auch nicht unter Bundesligaspiel firmiert, sondern den Titel „Tag des Handballs“ trägt.

Ehe es zu dem sportlichen Kräftemessen des Vizemeisters mit dem früheren Champions-League-Sieger kommt, steht eine bunte Mischung auf dem Programm. Um 10 Uhr beginnen Turniere der C- und D-Jugend mit 80 Mannschaften und rund 1600 Spielern, nachmittags folgt dann ein Promi-Spiel zwischen den Mannschaften der Kapitäne Stefan Kretzschmar, Ex-Nationalspieler, und Frank Buschmann, Sport-Kommentator. „Der Tag des Handballs wird ein Handball-Fest werden“, prophezeite DHB-Präsident Bernhard Bauer. Während ihm eine Wiederholung alle zwei, drei Jahre in Form einer Veranstaltung mit Turnfestcharakter vorschwebt, kann sich die selten auf einer Linie mit dem Verband befindliche HBL ein jährliches Event vorstellen. „Vielleicht wird es ja eine Tradition“, sagte HBL-Präsident Uwe Schwenker.

Auch Löwen-Teammanager Oliver Roggisch hätte gerne mal vor so einer großen Kulisse gespielt. „Ich musste leidvoll mitkriegen, dass ich meine Karriere ein Jahr zu früh beendet habe“, unkte der ehemalige Abwehrchef. Als wirtschaftlicher Sieger dürfen sich die Löwen schon jetzt fühlen. Sie erhalten zusätzlich zu der Summe, die sie gegen den HSV in der SAP-Arena eingenommen hätten, die Hälfte des Gewinns. Schon mit 27 000 Zuschauern wäre der 600.000-Euro-Etat abgedeckt gewesen.

Von Reinhard Sogl