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Löwen-Trainer Jacobsen will unter die ersten Vier (RNZ)

Die Stimmung im Löwen-Rudel ist sehr gut – Co-Trainer Roggisch mahnt an: „Von Spiel zu Spiel denken“

Mannheim. Der Andrang war riesig. So groß wie noch nie: Im Mannheimer Modehaus engelhorn & sports war gestern kaum mehr ein Durchkommen. Unten im Erdgeschoss grassierte das Löwen-Fieber. Überall standen Menschen in gelben Trikots, bewaffnet mit Stiften und bunten Blöcken. Es waren Löwen-Fans auf der Jagd nach Unterschriften.

Und die sollten ihr Kommen zur öffentlichen Saisoneröffnungs-Pressekonferenz nicht bereuen. Jeder bekam sein Autogramm, doch vorher gab’s noch was auf die Ohren. O-Töne von ihren Liebsten, den Stars aus der Löwenmanege. Auffällig dabei: Die Stimmung im Rudel ist sehr gut. Sie scherzten, sie lachten, sie nahmen sich immer wieder gegenseitig auf die Schippe und plauderten beinahe im Sekundentakt aus dem Nähkästchen. Intimste Details wurden verraten.

So wussten wohl nur die wenigsten, dass ein Marius Steinhauser nicht nur auf der rechten Außenbahn eine Macht ist, sondern eben auch als Masseur. „Abends auf dem Zimmer knetet er mir regelmäßig die Waden durch“, schmunzelt sein Flügelzangenpartner Stefan Sigurmannsson. Oder, dass Kapitän Uwe Gensheimer auf dem Hotelzimmer dafür sorgt, dass Zopfträger Kim Ekdahl du Rietz das Haarshampoo nicht ausgeht.

Der Spaßfaktor war hoch. Ernst waren sie dagegen nur selten, die Löwen. Erst, als es dann um die Saisonziele ging, legten sich die Lachfalten, wichen aber keineswegs den Sorgenfalten. Denn das Selbstbewusstsein ist riesig. Die Vize-Meisterschaft aus der Vorsaison macht eine breite Brust. Spielmacher Andy Schmid sagt: „Wir sollten erneut nur auf uns schauen und nicht, was da links und rechts so von uns passiert.“ Und weiter: „In der SAP Arena sind wir schon seit 16 oder 17 Monaten ungeschlagen.“

Stimmt, aber mittlerweile ist ja vieles anders: Neuer Trainer, neue Spieler! Allerdings ist der Kern, die erste Sieben, beisammen geblieben. Also genau die Asse, die in der letzten Runde dem ruhmreichen THW Kiel das Fürchten gelehrt haben, und in der Endabrechnung nur mickrige zwei Tore schlechter als die Riesen von der Ostsee waren.

Dementsprechend groß ist der Titelhunger diesmal: „Die letzte Saison war sehr schön, aber wir waren am Ende eben nur Zweiter“, legt Schmid nochmals den Finger in die Wunde und schiebt prompt die erste Kampfansage hinterher: „Nun wissen wir aber, was wir besser machen müssen.“

Olli Roggisch, der mittlerweile die Fronten gewechselt hat, vom Abwehrchef zum Co-Trainer, hält den Ball hingegen etwas flacher. Der lange Blonde: „Wir tun gut daran, wenn wir stets nur von Spiel zu Spiel denken.“ Und was sagt Trainer Nikolaj Jacobsen? Der denkt eigentlich nur noch an eins: Magdeburg. Den ersten Gegner. „Wenn wir da zwei Punkte holen, ist vieles möglich“, grinst der Däne, „denn danach geht es eigentlich eher gegen Gegner, die wir schlagen müssen.“ Im Klartext: Jacobsen will in der Liga unter die ersten vier Mannschaften. „Wenn wir uns für das Final Four in Hamburg qualifizieren könnten, wäre es natürlich auch schön“, zuckt er mit den Schultern, „vielleicht ja sogar für das Final Four der Champions League in Köln, wer weiß.“

Wie auch immer, mit diesen Löwen scheint wirklich vieles möglich zu sein. Die Stimmung ist nämlich nicht nur professionell, sie ist genial. Da steht ein verschworener Haufen auf der Platte. Und das trotz der chaotischen Zustände rings um das Kronauer Trainingszentrum. Ein weiteres Beispiel gefällig? Bitteschön: Als die Mannschaft kürzlich im Trainingslager in Schaffhausen war, kam es zu einem unschönen Zwischenfall. So war plötzlich unklar, wer denn den Besuch im Kletterpark bezahlen muss. Die Spieler oder der Verein? Letztlich klärte sich das Problem nach ein paar Telefonaten – aber dass es überhaupt dazu kommen musste! In einem intakten Umfeld passiert so etwas erst gar nicht.

Von Daniel Hund