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Löwen treiben Tempo-Handball auf die Spitze
Im Heimspiel-Finale gegen den HC Erlangen zelebrieren Spieler und Fans den neuen Löwen-Stil und feiern einen spektakulären Kantersieg
Löwen treiben Tempo-Handball auf die Spitze: 18 Tore nach 18 Minuten, am Ende ein kaum zu glaubendes 40:23 (24:10). Beim letzten Heimspiel der LIQUI MOLY HBL-Saison 22/23 zelebriert der amtierende Pokalsieger sein neues Markenzeichen: Express-Handball ohne Grenzen. Gegner Erlangen kommt übel unter die Räder, versucht personell und taktisch alles, findet nicht den Ansatz einer Lösung gegen entfesselt auftrumpfende Löwen. Über 7000 Fans feiern das Spektakel, Arenasprecher Kevin Gerwin für zehn Jahre Löwen-Zugehörigkeit und verabschieden das Quartett Lagergren, Nilsson, Helander und Horžen.
Was da in der ersten Halbzeit in der SAP Arena passiert, hat mehr mit einem Formel-1-Rennen gemein als mit einem Handballspiel. Die Löwen stehen mit Bleifuß auf dem Gaspedal – und das von Sekunde eins an. Bis zum 4:4 in der 5. Minute halten die Erlanger mit – dann müssen sie radikal abreißen lassen. Innerhalb von nur 3 Minuten starten die Löwen einen 5:0-Lauf. Und das geht so: wahlweise technischer Fehler oder Fehlwurf Erlangen, Tempo Löwen, Tor. Direkt nach dem 9:4 nimmt HCE-Coach Raul Alonso seine erste Auszeit, versucht den Löwen-Lauf zu stoppen. Gelingen mag es ihm und seinen Mannen nicht.
Dabei hatten sich die Franken etwas einfallen lassen, um die Löwen in deren letztem Heimspiel der Saison zu ärgern. Außen Christopher Bissel verteidigt auf der Spitze einer 5:1-Abwehr. Einzig der Effekt bleibt bescheiden. Zumal die Löwen ihren Positionsangriff auch gar nicht brauchen. Sie regeln es über acht Paraden von Mikael Appelgren, zahlreiche Steals und Ballgewinne durch technische Fehler und Fehlpässe. Die Löwen-Abwehr steht granatenmäßig – und dann, sobald die Kugel bei den Gelben ist – geht die Post ab.
Löwen treiben Tempo-Handball auf die Spitze: Fans feiern fast 60 Minuten durch
Löwen-Trainer Sebastian Hinze nutzt die frühe hohe Führung, um allen Spielern Einsatzzeit zu geben. Beim 18:8, dem sechsten Tor von Patrick Groetzki, ist es erstmals zweistellig (18.). Lukas Nilsson erhöht mit dem 23:10 auf plus 13 (29.). In die Pause nehmen die Löwen sogar ein 24:10 – das ist definitiv rekordverdächtig in Sachen Halbzeitstand und Toranzahl. Wahnsinn, was hier abgeht. Die Löwenfans feiern die Leistung ihrer Helden lautstark, lassen Spieler einzeln hochleben, klatschen die Jungs überschwänglich in die Kabine. Einziger Wehrmutstropfen: Ymir Örn Gislason knickt gegen Ende der ersten Hälfte um, muss runter und behandelt werden.
Mit dem 28:14 hält Löwen-Kapitän Groetzki auch zu Beginn von Halbzeit zwei die Führung konstant (35.). Olle Forsell Schefvert bringt Spielwitz rein, bedient Kristjan Horžen am Kreis in dem Moment, als alle denken, der Angriff wäre schon vorbei (29:15, 36.). Immerhin: Erlangen stemmt sich gegen eine noch höhere Niederlage, gibt sich trotz aussichtsloser Lage nicht auf, schmeißt sich aufopferungsvoll in die Zweikämpfe. Zwei starke Ballgewinne samt Gegenstößen bringen die Franken ein bisschen näher (29:17, 40.).
Block Jannik Kohlbacher, Konter Benjamin Helander: Da sind es schon 30 Löwen-Buden (30:17, 42.). Die 13. Parade von Mikael Appelgren ist ästhetisch wertvoll. Irre, wie er Erlangens Johannes Sellin einen glockenfreien Konter mit perfekter Beinarbeit abkauft (33:19, 45.). Explosion in der Arena, als David Späth für einen Siebenmeter ins Löwen-Tor kommt und nicht nur diesen, sondern auch den Nachwurf pariert (34:19, 47.). „Kopfball“ Apfel gegen Sellin – es bleibt beim 35:19 und Kurs Kantersieg (48.). Mit jeder Minute wird die Feierlaune größer.
Es ist eine einzige Party in Gelb. Eine Party, die so viel mehr Lust macht auf die kommende Saison mit dieser großartigen Löwen-Truppe. Appelgren erhöht auf 15 Paraden, wieder gegen Sellin (37:20, 52.). „Löwen! Löwen!“ skandieren die Fans in der Arena, feiern ihre Jungs in den letzten Minuten im Stehen. Juri Knorr mit seinem 12. Treffer macht die 40 voll (40:22, 59.). Für Erlangen ist es die höchste Liga-Pleite der Klubgeschichte, für die Löwen ein Tag wie im Märchen. Danke, Löwen-Fans, für euren unfassbaren Support! Für die Mannschaft geht es am Sonntag zum letzten Spieltag nach Flensburg.
Rhein-Neckar Löwen – HC Erlangen 40:23 (24:10)
Löwen: Appelgren (18 Paraden, 1 Tor), Späth (2 Paraden bei 1 Siebenmeter) – Gensheimer, Zacharias, Kirkeløkke (2), Knorr (12/4), Helander (2), Lagergren (4), Groetzki (7), Forsell Schefvert (2), Michalski, Horžen (3), Gislason, Nilsson (4), Kohlbacher (3)
Erlangen: Ferlin (1 Parade), Obling (3 Paraden) – Heiny (1), Seitz (2), Sellin, Bialowas, Zehnder, Firnhaber (2), Büdel (1), Bissel (3), Metzner (4), Link, Jeppsson (7/2), Kurch, Olsson (3/1), Zechel
Trainer: Sebastian Hinze – Raul Alonso
Schiedsrichter: Julian Köppl & Denis Regner
Zuschauer: 7072
Strafminuten: Horžen (2) – Link (4), Firnhaber (2), Sellin (2), Büdel (2)
Siebenmeter: 4/4 – 3/4
Vergebene / parierte Siebenmeter: Späth hält gegen Olsson (47.)
Spielfilm: 1:0, 2:2, 4:4, 9:4, 9:5, 13:5, 14:7, 15:8, 20:8, 22:10, 24:10 (HZ), 25:13, 27:13, 28:14, 32:18, 34:19, 37:19, 38:21, 39:22, 40:23 (EN)