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Löwen weiter auf Kurs

Gensheimer-Verletzung überschattet Heimsieg gegen Balingen

Einen Schönheitspreis gibt es dafür nicht, aber zwei weitere wichtige Punkte: Die Rhein-Neckar Löwen haben am Samstagnachmittag die Partie der Handball-Bundesliga vor 9484 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena gegen den HBW Balingen-Weilstetten mit 29:24 (17:16) gewonnen. Die Gelbhemden überzeugten im baden-württembergischen Duell im ersten Durchgang im Angriff und in der zweiten Hälfte in der Abwehr.

Die Badener feierten durch den 17. Erfolg in dieser Saison eine gelungene Generalprobe für das Topspiel am kommenden Mittwoch beim THW Kiel, dem derzeit ärgsten Verfolger der Löwen. Die Norddeutschen liegen vor dem mit Spannung erwarteten Duell derzeit sechs Punkte hinter dem Tabellenführer, spielen allerdings heute Abend noch in Lemgo. „Wenn wir eine ähnliche Leistung wie in Flensburg zeigen, können wir auch in Kiel gewinnen“, sagte Stefan Kneer.

Die Löwen werden dort auch auf ihren Kapitän Uwe Gensheimer verzichten müssen. Der Linksaußen hat sich eine Achillessehnenreizung und einen Muskelfaserriss zugezogen. Gensheimer war schon in der zweiten Hälfte im Pokalspiel gegen Melsungen in der vergangenen Woche (außer bei Siebenmeter), dass nach einer Fehlentscheidung der Schiedsrichter wiederholt werden muss sowie auch heute gegen Balingen-Weilstetten schon nicht dabei gewesen. „Ich werde die nächsten Wochen pausieren und hoffe, dass dann zum Start der Rückrunde wieder alles okay ist“, sagte Gensheimer, der somit auch die EM in Polen verpassen wird: „Das ist natürlich bitter, aber man muss da auch mal Vernunft walten lassen.“

Was der Kapitän, der das Spiel hinter der Bank aus verfolgte, in der ersten Halbzeit von seinen Mannschaftskollegen gegen Balingen-Weilstetten zu sehen bekam, dürfte dem Nationalspieler nicht gefallen haben. Denn eine solch schlechte Leistung in der Abwehr haben die Badener in der Defensive, eigentlich ihr Prunkstück, selten gezeigt. „Die Abwehrleistung war nicht gut, wir waren nicht aggressiv genug, sind oftmals zu spät gekommen“, monierte Patrick Groetzki. Egal ob wie anfangs in der 6:0-Variante, ab der 18. Spielminute in der 5:1-Variante oder in den letzten fünf Minuten vor der Pause in der 3:3-Variante mit Stefan Kneer für den bis dahin spielenden Hendrik Pekeler – die Badener bekamen keinen Zugriff auf die Angriffe der Gäste, die vor allem aus dem Rückraum beliebig werfen und treffen konnten. Auch der Wechsel im Tor von Borko Ristovski (bis dahin fünf Paraden) zu Mikael Appelgren in der 22. Spielminute hatte erst einmal nicht den gewünschten Effekt. „Ich bin von meiner Mannschaft enttäuscht, 16 Gegentore in der ersten Hälfte sind deutlich zu viel“, sagte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen.

Im Angriff lief es bei den Gastgebern hingegen richtig gut, weder die 6:0-Variante, noch später die 5:1-Formation der Gäste konnte die Angriffe der Löwen stoppen. Die Badener erzielten bis zur Pause sehr starke 17 Treffer, alleine 13 in den ersten 19 Spielminuten. Bis dahin waren die Löwen im Angriff ohne Fehlwurf geblieben, führten 13:10. Weil sich die Gastgeber in den letzten zehn Minuten vor der Pause aber die eine oder andere ausgelassene Chance leisteten, kamen die Balinger Tor um Tor heran, konnten beim 14:14 (25.) ausgleichen und lagen anschließend beim 14:15 und 15:16 sogar zweimal in Führung, ehe die Gelbhemden in der Schlussminute den Spielstand wieder drehen konnten und mit einer knappen 17:16-Führung in die Pause gingen.

In der zweiten Hälfte verlief das Spiel, was die Leistung der Löwen betrifft, dann genau umgekehrt. Die Abwehr stand nun in der 3:3-Formation gut, Torwart Appelgren zeigte einige wichtige Paraden, wurde vor allem ab der 40. Spielminute immer mehr zum Faktor im Spiel der Gastgeber, die in den ersten 15 Minuten des zweiten Durchgangs nur vier Gegentreffer kassierten, im gesamten zweiten Durchgang nur deren acht. „Wir haben da deutlich aggressiver verteidigt“, sagte Groetzki. Vor allem Stefan Kneer zeigte an seinem 30. Geburtstag eine starke Partie. „Stefan hat geackert, Bewegung und Kampfkraft reingebracht“, lobte Jacobsen.

Im Angriff hingegen konnten die Badener nicht an die Glanzleistung der ersten Hälfte anknüpfen, taten sich plötzlich ziemlich schwer, beim Versuch Tore zu erzielen. „Die Leistung im Angriff war nicht mehr so gut“, sagte Groetzki. Gerade einmal fünf Treffer gelangen den Gastgebern zwischen der 31. und 45. Spielminuten, darunter zwei verwandelte Siebenmeter von Andy Schmid, der sieben von acht Versuchen vom Siebenmeterstrich traf.

Mit einem 4:0-Lauf ab der 40. Spielminute gegen im Angriff nun zunehmend ratlose Balinger setzen sich die Löwen dann vorentscheidend von 20:20 auf 24:20 (47.) ab. Weil den Badenern dann im Angriff allerdings fünf Minuten kein Treffer gelingen wollte, kamen die Gäste noch einmal bis auf 24:22 (52.) heran. Es war allerdings ein letztes Aufbäumen der „Gallier von der Alb“, ehe die Löwen auf 28:23 (56.) davonzogen – und die lange sehr spannende Partie entschieden. „Es hätte uns deutlich schlimmer treffen können“, sagte Groetzki. So aber fahren die Löwen mit einem Sieg im Rücken nach Kiel. 

Rhein-Neckar Löwen – HBW Balingen-Weilstetten 29:24 (17:16)

Rhein-Neckar Löwen: Appelgren (ab 22.), Ristovski –  Schmid (11/7), Kneer (1), Sigurmannsson (4/1), Baena Gonzalez (2), Larsen (3), Guardiola (2), Steinhauser (n.e.), Groetzki (1), Ekdahl du Rietz (3), Pekeler, Petersson (2)

HBW Balingen-Weilstetten: Ristanovic (1.- 10. und für drei Siebenmeter), Baumeister (ab 10.) – Böhm (5), Foth, Nyokas (6), Hausmann (2), Wilke (1), Vasilakis (6), Theuerkauf (1), Strobel (1), Kunkel (2), Krieg, Ruß, Dominikovic

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Echard Nothdurft

Schiedsrichter: Hartmann/Schneider

Zuschauer: 9484

Strafminuten: 2/6

Siebenmeter: 10/8 – 1/1

Schmid scheitert an Ristanovic

Sigurmannsson scheitert an Ristanovic

Zeitstrafen: Guardiola (2) – Strobel (2), Hausmann (4)

Rote Karte:

Spielfilm: 3:3 (6.), 6:4 (9.), 11:8 (15.), 13:10 (19.), 14:15 (26.), 17:16 (Hz.), 18:18 (35.), 20:20 (42.), 24:20 (47.), 24:22 (52.), 26:22 (54.), 29:24 (Ende)

Beste Spieler: Appelgren, Schmid, Kneer – Nyokas, Vasilakis.