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Löwen weiterhin im Meisterschaftsrennen
Elf Gensheimer-Tore beim 32:26 Heimsieg gegen die MT Melsungen
Die Rhein-Neckar Löwen bleiben dank einer starken kämpferischen Leistung im Rennen um die Deutsche Handball-Meisterschaft. Die Badener gewannen die Bundesliga-Begegnung gegen die MT Melsungen am Dienstagabend in der SAP-Arena vor 9029 Zuschauern mit 32:26 (16:16).
Nur 50 Stunden nach dem 23:23 im Spitzenspiel am Sonntagnachmittag beim THW Kiel haben die Löwen durch den Erfolg punktemäßig wieder mit den Norddeutschen gleichgezogen, liegen in dem spannenden Rennen um die Deutsche Meisterschaft derzeit aber noch 41 Tore hinter den Zebras. Die Kieler gastieren am Mittwochabend beim SC Magdeburg. Die Ostdeutschen, Tabellenvierter der Handball-Bundesliga, sind dabei die vom Papier her schwerste Aufgabe im Restprogramm für den amtierenden Deutschen Meister – oder andersherum ausgedrückt, die größte Hoffnung der Löwen im Kampf um den Titel. „Wir werden vor dem Fernseher sitzen und Magdeburg die Daumen drücken, mehr können wir nicht tun“, sagte Kim Ekdahl du Rietz.
Mit einem Zwischenspurt, zum Teil in Überzahl, setzten sich die Badener nach einem ausgeglichenen Beginn gegen Melsungen von 3:3 (7.) auf 8:4 (12.) ab. Zu diesem Zeitpunkt schien es, als steuerten die Badener einem lockeren und ungefährdeten Sieg entgegen. Doch nach rund einer Viertelstunde Spielzeit, die Gäste hatten ihre Abwehr mittlerweile von der 5:1- auf die 6:0-Variante umgestellt, schlichen sich zu viele Fehler in das bis dahin fast perfekt funktionierende Angriffsspiel der Badener ein. Die Fehlwürfe häuften sich, ebenso die Fehlpässe. Hinzu kam der eine oder andere technische Fehler. So mussten die Badener um jedes einzelne Tor hart kämpfen. „Zwei Tage nach dem Spiel in Kiel war es nicht einfach“, sagte Du Rietz: „Aber wir wollten das, was wir aus Kiel mitgenommen haben, nicht wegwerfen.“
Beim 11:12 (22.) lagen die Gäste zum ersten Mal in der Partie in Führung. Die Löwen hatten die Begegnung beim 13:13 durch Andy Schmid zwar wieder ausgeglichen (25.), doch die Gäste konnten anschließend auf zwei Treffer (14:16./28.) enteilen. Zwei Tore von Uwe Gensheimer, eines davon mit dem ersten Tempogegenstoß der Badener an diesem Abend, sorgten wenigstens für ein Unentschieden nach 30 Spielminuten. „Wir sind in der erste Halbzeit nicht so richtig rein gekommen“, sagte Löwen Co-Trainer Oliver Roggisch, der auf der Pressekonferenz Cheftrainer Nikolaj Jacobsen vertrat, der in der zweiten Hälfte mit Nackenproblemen zu kämpfen hatte.
Probleme hatten die Gelbhemden in der Abwehr. Hier war den Löwen der Kräfteverschleiß aus dem Kiel-Spiel deutlich anzumerken. Jacobsen hatte sich anfangs für die weniger kraftraubende 6:0-Deckung entschieden, trotzdem waren die Badener in der Abwehr nicht flink genug auf den Beinen. Die Aggressivität fehlte, so konnten sie kaum einen Angriff der Gäste stoppen, Torwart Niklas Landin bekam ohne die Unterstützung seiner Vorderleute so gut wie keinen Ball zu fassen (zwei Paraden bis zur Halbzeit, darunter ein Siebenmeter), die Abpraller landeten bei den Gästen. Hinzu kam, dass die Nordhessen durch Fehler der Löwen im Spielaufbau den einen oder anderen erfolgreichen Tempogegenstoß laufen konnten. So kamen sie auf 16 Treffer bis zur Pause, daran konnte auch die Umstellung auf eine 5:1-Abwehr bei den Löwen in den letzten Minuten vor der Pause nichts ändern. „Wir waren in der Abwehr nicht so aggressiv“, sagte Du Rietz. Bitter für die Badener: Abwehrchef Gedeon Guardiola kassierte Sekunden vor der Pause bereits seine zweite Zeitstrafe. Trotzdem schickte ihn Jacobsen nach dem Ablauf der Strafe weiterhin aufs Feld.
Aus der Kabine kamen die Löwen wie verwandelt. Aggressiv in der Abwehr, mit Biss und Torhunger im Angriff und vor allem dem Willen, diese Partie trotz aller Müdigkeit unbedingt gewinnen zu wollen. „Solch eine Energieleistung, ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft“, sagte Löwen-Geschäftsführer Lars Lamadé. Mit einem 5:0-Lauf nach dem Ablauf der Strafe gegen Guardiola setzten sich die Gelbhemden von 17:18 auf 22:18 (39.) ab. Drei Toren in Serie steuerte dabei Uwe Gensheimer bei – eines aus dem Positionsangriff, eines per Siebenmeter und eines per Tempogegenstoß. Der Linksaußen war mit elf Treffern bester Löwen-Torschütze.
Die offensive Abwehr der Gastgeber stand nun viel besser, eroberte Bälle, Torwart Landin hielt in den ersten zehn Spielminuten der zweiten Halbzeit doppelt so viele Bälle (vier, darunter erneut ein Siebenmeter) wie in der gesamten ersten Halbzeit. „Wir waren aggressiver und Niklas hat uns geholfen“, sagte Du Rietz. Nach 45 Spielminuten führten die Löwen beim 26:21 so erstmals mit fünf Treffern Differenz.
Und die Badener verteidigten diesen Vorsprung in der Folge, lagen fünf Minute vor dem Ende der Partie beim Stand von 30:24 mit sechs Toren in Führung – auch dank Landin, der nach dem Wechsel eine starke Leistung zeigte, Wurf um Wurf der Melsunger parierte und auf elf Paraden, darunter drei Siebenmeter, kam. „Wenn man die zweite Halbzeit sieht, haben wir verdient gewonnen“, sagte Oliver Roggisch.
Rhein-Neckar Löwen – MT Melsungen 32:26 (16:16)
Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (n.e.) – Schmid (6), Gensheimer (11/5), Kneer, Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (1), Larsen, Reinkind (1), Guardiola, Steinhauser (n.e.), Groetzki (3), Ekdahl du Rietz (6), Petersson (4), Ganshorn (n.e.), Schmidt (n.e.)
MT Melsungen: Appelgren, Sandström (für einen Siebenmeter und ab 47.) – Maric (1), Sellin (7), Schröder (1), Hildebrand, Danner (4), Philipp Müller (3), Boomhouwer (1), Rnic, Allendorf (3/2), Vuckovic (2), Michael Müller (4), Ullrich, Forstbauer
Trainer: Nikolaj Jacobsen – Michael Roth
Schiedsrichter: Sebastian Grobe/Adrian Kinzel
Zuschauer: 9029
Strafminuten: 10/12
Siebenmeter: 5/5 – 6/3
Sellin scheitert an Landin
Allendorf scheitert an Landin
Sellin scheitert an Landin
Zeitstrafen: Guardiola (4), Gensheimer (2), Petersson (2), Du Rietz (2) – Danner (4), Philipp Müller (4), Sellin (2), Michael Müller (2)
Rote Karte: –
Spielfilm: 3:3 (7.), 8:4 (12.), 9:9 (16.), 11:12 (22.), 14:14 (26.), 14:16 (28.), 16:16 (Hz.), 20:18 (36.), 23: 19 (40.), 26:21 (45.), 28:23 (49.), 29:24 (53.), 32:26 (Ende)
Beste Spieler: Gensheimer, Landin, Ekdahl du Rietz – Allendorf, Sellin.