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Löwen wollen mal wieder brüllen

Heidelberg. „Blamage! Katastrophe! Desaster!“ Im Tribünenbereich der Mannheimer SAP Arena schimpften sie am Sonntagnachmittag wie die Rohrspatzen, schüttelten immer wieder die Köpfe. Die Fans der Rhein-Neckar Löwen waren frustriert, bitter enttäuscht von ihrer Mannschaft. Kein Wunder: Handball-Magerkost war’s, was die Stars in der Mannheimer Manege boten. Zu einem Erfolg gegen Hannover reichte es trotzdem. Doch über den freute sich niemand. „Das war ein Dusel-Sieg gegen einen Gegner, der deutlich schlechter besetzt ist als wir.“ Thorsten Storm, der Manager der Löwen, sprach das aus, was alle dachten.

Gestern war Ursachenforschung angesagt. Trainer Ola Lindgren nahm sich seine Pappenheimer zur Brust, suchte nach Gründen für die indiskutable Vorstellung seiner Sieben. Storm machte sich seine eigenen Gedanken, grübelte: „Das Hannover-Spiel erinnerte mich an die Niederlagen in Nettelstedt und in Berlin. Da stimmt die Einstellung und die Konzentration nicht bei jedem. Das ist schade, denn sie haben schon häufig bewiesen, dass sie es besser können.“

Doch der Spielplan meint es gut mit den Beinahe-Versagern: Schon am heutigen Dienstag um 20.15 Uhr kann sich das Rudel rehabilitieren. Mit dem TSV Dormagen kreuzt ein weiterer Außenseiter im Bösfelder „Ufo“ auf. Storm fordert eine Reaktion. Ein überzeugender Sieg soll her. Der Manager erklärt: „Ich hoffe, dass sie aus dem Hannover-Spiel gelernt haben. Es wird nämlich Zeit, dass das Team für das entscheidende Saisondrittel in Form kommt.“

Es warten große Aufgaben. Medaillen werden vergeben: Mitte April steigt das Final Four in Hamburg. Die Löwen sind Wiederholungstäter, mischen zum fünften Mal mit. Und diesmal soll der große Wurf gelingen. Storm rechnet sich einiges aus: „Es ist wohl die größte Titelchance, die der Verein je hatte. Aber dazu müssen alle in jedem Spiel voll dabei sein.“

An der Unterstützung wird es nicht mangeln. Die Löwen-Fans formieren sich abermals zu einer gelben Wand, haben bereits einen Zug gechartert. Doch aktuell hält sich die Vorfreude in Grenzen. Frust macht sich breit. Schuld sind die steigenden Heimspielpreise für Dauerkarten. Storm versteht den Ärger. Er sagt: „Es ist immer schwierig und unpopulär, wenn die Eintrittspreise erhöht werden.“ Aber auch: „Nach vier Jahren, in denen wir nicht erhöht haben, mussten wir auf die gestiegenen Nebenkosten regieren.“

Im Ligavergleich zählen die Löwen in Sachen mittlerer und billigster Kategorie aber noch immer zu den fünf günstigsten Mannschaften, was die Kartenpreise dieser Klubs für die laufende Saison betrifft. Storm: „Und bei den Stehplatzkarten sind es pro Spiel gerade 60 Cent, die jetzt erhöht werden. Preise für Fanclub-Mitglieder bleiben sogar stabil.“

Und die treuen Kunden will man auch weiterhin verwöhnen. So wie beim Champions-League-Heimspiel gegen Valladolid. Storm: „Solch ein Achtelfinale kann man in Deutschland sicher nicht oft für zehn Euro auf den besten Plätzen verfolgen.“

Von Daniel Hund

 23.03.2010