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Löwen zurück an der Tabellenspitze

29:24 Sieg gegen den VfL Gummersbach

Die Rhein-Neckar Löwen bleiben in der Erfolgsspur und haben das zehnte Bundesligaspiel in Serie gewonnen. Gegen den VfL Gummersbach gab es am Samstagnachmittag in der SAP-Arena vor 11.200 Zuschauern einen 29:24 (17:11)-Erfolg. Die Badener zeigten dabei in den ersten 23 Spielminuten eine klasse Leistung, ließen danach aber stark nach, haben sich durch den jederzeit ungefährdeten Sieg aber trotzdem an die Tabellenspitze geworfen.

Zumindest für knapp 24 Stunden haben die Löwen den THW Kiel nämlich von der Spitzenposition verdrängt. Die Norddeutschen gastieren am Sonntagnachmittag beim HC Erlangen, wo die Löwen in der Hinrunde mit 25:27 unterlagen und die SG Flensburg-Handewitt zuletzt nur ein 22:22-Unentschieden holte. Am Ostersonntag kommt es dann in Kiel zum mit Spannung erwarteten Spitzenspiel zwischen dem THW und den Löwen – einer Partie mit vorentscheidendem Charakter im engen Rennen um die deutsche Meisterschaft. „Wir wollen die Kieler nächste Woche ärgern“, blickte Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen nach dem Sieg gegen Gummersbach schon mal voraus.

Gestützt auf eine starke 6:0-Abwehr gestatteten die Löwen den Gummersbachern in den ersten 20, 25 Spielminuten oftmals nur Abschlüsse aus schwierigen Situationen, sodass Löwen-Torwart Niklas Landin den einen oder anderen Ball parieren konnte. Doch oftmals musste der Däne gar nicht eingreifen, weil die Abwehr vorher ihrem Gegner den Ball schon stibitzt hatte. Ihre beste Phase hatte die Löwen-Abwehr zwischen der 20. und der 22. Spielminute, als die Gäste bei fünf aufeinanderfolgenden Angriffen den Ball vertändelten, was den Löwen fünf Tempogegenstöße in knapp zwei Spielminuten ermöglichte, wovon diese allerdings nur drei zu Toren durch Stefan Kneer, Uwe Gensheimer und Patrick Groetzki nutzten. Trotzdem konnten sich die Gastgeber in dieser Phase schon vorentscheidend auf 15:5 (23.) absetzen. „Bis dahin lief es überragend“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer.

Die Löwen, die auf Mads Mensah Larsen (Oberschenkelverletzung) verzichten mussten, hatten bis zu diesem Zeitpunkt fast die Hälfte ihrer Treffer per Tempogegenstoß erzielt, ihre wohl stärkste Angriffswaffe war also immer wieder zur Geltung gekommen. Und nur fünf Gegentore in den ersten 23 Minuten, gar nur zwei zwischen der siebten und der 23. Spielminute –  das waren Weltklassewerte. „Wir haben das gut gemacht, konzentriert in der Abwehr agiert und die Fehler von Gummersbach ausgenutzt“, sagte Jacobsen.

Die Fans waren begeistert, in der ziemlich vollen Arena herrschte Hochstimmung. Doch aus Löwen-Sicht sollte es danach leistungsmäßig bergab gehen. Es folgte nach einem kleinen Durchhänger in den ersten Minuten der Begegnung nun der große Durchhänger, bis zum Ende der Partie sollten die Löwen nur noch in wenigen Phasen überzeugen. Die Badener gestatteten den Gästen einen 4:0-Lauf innerhalb kürzester Zeit zum 9:15 (27.) und verpassten es anschließend in Überzahl, sich wieder weiter abzusetzen. So führten die Löwen zur Pause beim 17:11 zwar deutlich, aber nicht so deutlich, wie sie hätten führen könnten. Neun Fehlwürfe in den ersten 30 Spielminuten waren dann doch der eine oder andere Patzer zu viel im Angriffsspiel. „Zum Ende der ersten Hälfte haben wir dann einen kleinen Einbruch gehabt, wir hätten mit einer deutlicheren Führung in die Pause gegen müssen“, monierte Jacobsen. Und Kim Ekdahl du Rietz merkte an: „Uns ist es nicht gelungen, unser Spiel durchzuziehen.“

Und die Badener hatten große Probleme, aus dem Leistungsloch, in das sie kurz vor der Pause gefallen waren, wieder herauszukommen. Das hatte mehrere Ursachen. Die Gelbhemden hatten Probleme aus dem Positionsangriff heraus. Und da die Abwehr nun lange nicht mehr so sicher stand wie zu Beginn der Partie – den Gästen gelangen zwischen der 24. und der 44. Spielminute 15 Treffer -, fehlten den Löwen die einfachen Tore per Tempogegenstoß. Zudem wurde Gummersbachs Nationaltorwart Carsten Lichtlein immer mehr zum Faktor, er kam am Ende auf rund 20 Paraden. „Wir haben im Angriff weiter gut gespielt, viele Chancen herausgearbeitet, aber dann hat Lichtlein richtig gut gehalten“, sagte Jacobsen.

Man hatte jedoch nie das Gefühl, dass den Löwen die Partie vollends entgleiten konnte, dafür hatten sie dann doch immer wieder die richtige Antwort parat, wenn die Gäste auf vier oder fünf Treffer verkürzten. Aber das Löwen-Spiel wirkte nun nicht mehr so begeisternd und souverän wie zu Beginn, sondern teilweise zu lethargisch und uninspiriert. Die kurzfristige Umstellung auf eine 5:1-Abwehr sorgte immerhin dafür, dass Gummersbach nicht weiterhin so viele Treffer erzielte wie in den 20 Spielminuten davor. „Die Abwehr war nicht aggressiv genug, vielleicht haben die Kräfte gefehlt, wir haben zu viele Eins-gegen-eins-Situationen verloren“, sagte Jacobsen.

So verloren die Löwen die zweite Halbzeit mit 12:13, die Phase ab der 23. Spielminute gar mit 14:19. Dass war wohl auch dem Umstand des Kräfteverschleißes nach vielen anstrengenden Wochen mit weiten Reisen und harten Spielen geschuldet. „Ich bin froh, dass wir das Monsterprogramm der vergangenen Wochen mit weißer Weste überstanden haben“, sagte Jacobsen, der in der Schlussphase zudem den verletzungsbedingten Ausfall von Alexander Petersson beklagen musste, den Isländer plagten Aduktorenprobleme.

Rhein-Neckar Löwen – VfL Gummersbach 29:24 (17:11)

Rhein-Neckar Löwen: Landin, Rutschmann (für einen Siebenmeter) –  Schmid (1), Gensheimer (12/4), Kneer (1), Sigurmannsson (n.e.), Myrhol (2), Reinkind (1), Guardiola (1), Steinhauser (n.e.), Groetzki (5), Ekdahl du Rietz (4), Petersson (2), Ganshorn (n.e.)

VfL Gummersbach: Lichtlein, Puhle (n.e.) – Schroeter, Ernst (1), Kühn (7), Persson (1), Larsson (2), Jonsson (3), von Gruchalla (7/5), Bult, Becker, Schröder (1), Santos (2)

Trainer: Nikolaj Jacobsen – Emir Kurtagic

Schiedsrichter: Sebastian Grobe/Adrian Kinzel

Zuschauer: 11200

Strafminuten: 0/10

Siebenmeter: 5/4 – 6/5

Gensheimer scheitert an Lichtlein

Santos scheitert an der Latte

Zeitstrafen: – Kühn (2), Bult (2), Ernst (6)

Rote Karte: Ernst (58, dritte Zeitstrafe)

Spielfilm: 2:0 (2.), 3:2 (5.), 7:3 (11.), 9:5 (18.), 15:5 (23.), 15:9 (27.), 17:11 (Hz.), 19:15 (37.), 23:17 (43.), 24:20 (49.), 28:22 (55.), 29:24 (Ende)

Beste Spieler: Gensheimer, Landin, Guardiola – Lichtlein, Kühn, von Gruchalla.