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Manöverkritik des Löwen-Managers nach der Pokal-Niederlage (RNZ)

Thorsten Storm macht Übermotivation für die schlechte Vorstellung beim Final Four verantwortlich.

Hamburg. Als alles vorbei war, wurde Thorsten Storm, 49, umzingelt. Der Manager der Rhein-Neckar Löwen stand mit dem Rücken zur Wand, eingekreist von Journalisten, die alle auf der Suche nach dem Warum waren. Dem Grund für das erneute vorzeitige Scheitern beim Final Four. Am späteren Abend, als sich die erste Enttäuschung dann etwas gelegt hatte, nahm sich der Oberlöwe Zeit für ein Interview mit der RNZ.

Thorsten Storm, es war die siebte Teilnahme und wieder hat es nicht zum Titel gereicht. Liegt ein Fluch für die Löwen über dem Final Four?

Ein Fluch ist sicher etwas anderes. Alle bis auf Patrik Groetzki hatten gestern einen schlechten Tag. Das passiert im Sport immer wieder – es darf nur nicht in einem Finale oder einem solchen Spiel sein. Dann gehst du auch am Ende K.o. Dass es gegen Flensburg schwer wird, war mir von vorneherein klar.

Die Mannschaft hat bislang eine überragende Saison gespielt. Jetzt hätte sie sich erstmals dafür belohnen können und bleibt weit unter ihren Möglichkeiten. Ist das Kopfsache? Waren manche vielleicht zu nervös?

Das stimmt. Und das wird aber trotz dieses Spiels gestern so bleiben. Sie hat nur eine Chance verpasst, sich dafür zu belohnen. Aber es geht ja gleich weiter. Ich denke, dass einige bei uns übermotiviert waren. Jeder wollte ins Finale – unbedingt. Es fehlte die Leichtigkeit, die du brauchst, um in einer solchen Atmosphäre ein Team auf Augenhöhe zu schlagen. Flensburg hat nicht überrascht, die sind eine Spitzenmannschaft und haben verdient gewonnen. Schade ist nur, dass wir selbst nicht unser eigenes Potenzial abgerufen haben.

Irgendwie haben diesmal auch etwas die Impulse von der Bank gefehlt. Ein Plan B war nicht erkennbar.

Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht. Da ist es für einen Trainer schwer, etwas aus dem Hut zu zaubern. Der Rückraum hatte gestern zu wenig Durchschlagskraft, die Flensburger Abwehr war aggressiver und schneller unterwegs und im Tor waren sie auch besser. Dann wird es eng. Dann gewinnt der Gegner verdient.

Am Mittwoch steht das nächste „Endspiel“ in der Bundesliga gegen Kiel an, am Sonntag kommt dann Barcelona. Kann dieses Negativerlebnis von Hamburg nun vielleicht für einen Knacks sorgen?

Für das Selbstvertrauen war das Ausscheiden sicher nicht förderlich. Gegen Kiel haben wir nur eine Chance, wenn alle sich um 100 Prozent steigern. Die Trauer und den Frust müssen wir jetzt in Wut umwandeln und mit unseren Fans im Rücken Kiel niederkämpfen. Es ist für beide Mannschaften wie ein Endspiel und ich bin mir sicher, dass unsere Mannschaft ein anderes Gesicht zeigen wird. Ob es dann reicht, werden wir sehen. Vor der Saison hat wohl niemand wirklich damit gerechnet, dass wir eine solche Chance selbst zu diesem Saisonzeitpunkt noch haben werden. Nun haben sich alle diesen Moment verdient und mit dem nötigen Glück, das man braucht, werden wir die Chance vielleicht nutzen können.

Noch ein Wort zu den Schiedsrichtern gegen Flensburg, sie hatten auch nicht ihren besten Tag, oder?

Ich denke, dass es sehr schwer für die beiden war, dieses sehr intensive Spiel zu leiten. Vielleicht zu schwer. Aber wir hätten am Ende mit unserer eigenen Leistung wohl auch verloren, wenn sie einen besseren Tag erwischt hätten. Das Spiel lief aber leider insgesamt auch durch einige ihrer Entscheidungen in bestimmten wichtigen Spielsituationen genauso wie Flensburg es für einen Sieg gebraucht hat.

Von Daniel Hund