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Manojlovic: Erst Bauch weg, dann Bundesliga (MM)

Velenje. Nikola Manojlovic blieb keine große Wahl. In seiner Kindheit spielte er Basketball und Handball. Der Serbe musste sich für eine Sportart entscheiden und bekam „Hilfe“ von seinem Vater. „Er hat lange als Trainer gearbeitet. Und er sagte, wenn ich kein Handballer würde, müsse ich ausziehen. Ich war damals neun Jahre alt.“

Gewiss weiß niemand, was Manojlovic als Basketballer erreicht hätte. Und so richtig ernst meinte der Papa seine Drohung wohl auch nicht – doch ganz falsch war die Entscheidung für den Handball wohl nicht. Der Spielmacher hat es zu etwas gebracht, spielte in der Bundesliga 2009/10 für die Rhein-Neckar Löwen und kassierte gegen genau jenen Verein am Samstag eine bittere Niederlage. Die Badener gewannen das Hinspiel im EHF-Cup-Viertelfinale bei Manojlovics neuem Verein, dem slowenischen Tabellenführer RK Gorenje Velenje, mit 27:25.

„Wir haben gut gekämpft, nach der Pause aber zu viel verworfen. Jetzt brauchen wir am nächsten Samstag im Rückspiel eine sehr gute Leistung, um ins Halbfinale einzuziehen“, sagte der 30-Jährige nach der Niederlage gegen seine ehemaligen Kollegen, die am Dienstag (20.45 Uhr) in der Bundesliga bereits wieder bei Frisch Auf Göppingen in der Bundesliga gefordert sind.

Auch in Göppingen spielte Manojlovic schon. Ende Juni 2009 hatte der Belgrader die Schwaben Richtung HCM Constanta verlassen, doch schon im September kam der Offensiv- und Defensivstratege zu den Löwen. Zuvor hatte er für den Klub aus der Schwarzmeer-Stadt nur eine Partie absolviert. Bereits nach seinem ersten Einsatz wusste der 30-Jährige, dass er aus Rumänien weg will. „Das Niveau war eher niedrig.“

Kurzes Intermezzo

Für Manojlovic stand fest, dass er in dieser international drittklassigen Liga nicht länger versauern will, da kam die Anfrage der Löwen gerade recht. Und diesmal brauchte er auch nicht die „Hilfe“ seines Vaters, um sich zu entscheiden.

Das Intermezzo bei den Gelbhemden war nach zwölf Monaten beendet, was der damalige Trainer Ola Lindgren bedauerte. Der Coach schätzte die Qualitäten des Rechtshänders, der gegen die Löwen als Abwehrstratege, Antreiber und Torjäger (sechs Treffer) glänzte. Seine Zeit in Mannheim hat er nicht vergessen. „Ich habe viele Freunde dort und freue mich auf das Wiedersehen am nächsten Samstag“, meinte der Serbe, der im Winter vor einem Wechsel nach Gummersbach stand: „Mehrere Vereine waren interessiert, die Bundesliga ist immer ein Thema.“

Aber dann zeigt Manojlovic auf seinen Bauch, der zu seiner Löwen-Zeit deutlich durchtrainierter aussah. „Ich habe ein bisschen zugenommen. Ich müsste für eine Rückkehr nach Deutschland erst einmal eine Diät machen“, scherzt der Regisseur, um dann noch schnell nachzuschieben: „Meine Familie und ich führen hier ein schönes Leben. Das gibt man nicht so einfach auf.“

Mit starken Leistungen hatte der Serbe bei der EM auf sich aufmerksam gemacht, erst im Finale wurden die Gastgeber von Dänemark gestoppt. „Das war ein wunderbares Erlebnis, ein Endspiel in Belgrad, meiner Heimatstadt“, erinnert sich der Nationalmannschaftskollege von Löwe Zarko Sesum, der bei der EM durch einen Münzwurf schwer am Auge verletzt wurde. „Eine Katastrophe“, verurteilt Manojlovic die Krawalle rund um das emotionsgeladene Halbfinale zwischen Serbien und Kroatien: „Zarko hat eine Medaille bekommen, aber auch die Erinnerung an diese schlimme Augenverletzung wird bleiben.“

Von Marc Stevermüer