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Mehr als ein Spiel: Peterssons emotionale Rückkehr (MM)

Mit den Rhein-Neckar Löwen tritt der Isländer heute bei seinem Ex-Klub Berlin an

MANNHEIM. Ein Titel, der fehlt Alexander Petersson in Deutschland noch. Was dann schon ein bisschen verwundert. Schließlich ist er bereits seit 2003 in der Handball-Bundesliga am Ball. Doch bislang gelang er nicht, der große Wurf, der umjubelte Triumph. Nicht in Düsseldorf. Nicht in Großwallstadt. Sogar in Flensburg und Berlin nicht.

Doch jetzt kann es endlich klappen, ausgerechnet bei den bislang ebenfalls noch titellosen Rhein-Neckar Löwen. Am 18./19. Mai ist beim Final Four um den EHF-Cup der herbeigesehnte Erfolg möglich. Keine Frage: Petersson würde diese Trophäe gerne mitnehmen, zumal es in der nächsten Saison mit einem Triumph auf internationaler Bühne schwieriger werden dürfte. Den Badenern winkt die Champions-League-Teilnahme, einen großen – vielleicht sogar entscheidenden – Schritt dorthin können sie heute (19 Uhr) machen. Und das ausgerechnet im Topspiel bei Peterssons früherem Klub, den Berliner Füchsen.

„Wenn wir gewinnen, dürfte uns nicht mehr viel passieren“, ist sich der Isländer sicher. Schon jetzt hat der Hauptstadt-Klub fünf Minuspunkte mehr auf dem Konto, das Restprogramm der Löwen ist mit Ausnahme des Auswärtsspiels in Kiel lösbar. „Die Saison läuft besser als erwartet. Wir sind Zweiter in der Liga, im Europapokal ist noch alles drin. Damit konnten wir nicht rechnen“, freut sich Petersson, dem die Bedeutung der heutigen Partie extrem bewusst ist. „Spiele gegen einen Ex-Verein sind immer etwas Besonderes. Da schwirren viele Gedanken im Kopf herum, zumal ich in Berlin wirklich eine tolle Zeit hatte“, erinnert sich der Halbrechte gerne an den Höhenflug mit den Füchsen.

Füchse müssen zittern

Der Hauptstadt-Klub startete in den vergangenen Jahren richtig durch, etablierte sich in der nationalen Spitze und erreichte in der Champions League 2012 das Final Four. Doch in dieser Runde müssen die Füchse um ihr erneutes Ticket für die Königsklasse zittern. „Für die Berliner steht sehr viel auf dem Spiel. Sie brauchen einen Sieg gegen uns, um die Hoffnungen auf die Champions League aufrechtzuerhalten“, sagt der 32-Jährige vor dem emotionalen Wiedersehen mit den früheren Kollegen.

Er hat die Füchse und die Hauptstadt in sein Herz geschlossen, auch wenn ihm Berlin zunächst gar nicht so gut gefiel. Doch das legte sich schnell. Der Isländer mag es zwar lieber etwas ruhiger und beschaulicher, an der Spree fand er mit seiner Familie aber in Charlottenburg eine hübsche Bleibe und machte es sich dort gemütlich. Jetzt wohnen die Peterssons in der 8000-Einwohner-Gemeinde Rauenberg.

Zu Evgeni Pevnov, Torsten Laen und seinem ehemaligen Zimmerkollegen Iker Romero pflegt der Olympia-Zweite von 2008 noch einen intensiven Kontakt. „Iker ist ein besonderer Typ, solch einen Menschen habe ich in meiner Karriere noch nicht kennengelernt. Wir hatten richtig viel Spaß zusammen“, erinnert sich Petersson gerne an die Zeit mit dem in die Jahre gekommenen spanischen Weltstar.

„All das muss ich aber abstellen, wenn das Spiel beginnt“, sagt der Linkshänder, der nach der Begegnung schon verabredet ist. Mit einigen ehemaligen Kollegen will er gemeinsam etwas essen gehen, in Erinnerungen schwelgen, in die Zukunft blicken. Und nur allzu gerne würde der Löwe das mit zwei Punkten im Gepäck tun.

Von Marc Stevermüer