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Schlussspurt im Marathon – stolpern verboten (MM)

Rhein-Neckar Löwen haben fünf Spieltage vor Saisonende die Qualifikation für die Champions League in der eigenen Hand / Am Mittwoch gegen Essen

MANNHEIM. Keine Reise – und dazu die Rückkehr ins Wohnzimmer. Spiele in der SAP Arena, sie sind für die Rhein-Neckar Löwen in den vergangenen Wochen zu einer Seltenheit geworden. Doch in dieser Woche dürfen die Bundesliga-Handballer endlich wieder in Mannheim ran. Und das gleich zwei Mal. „Wir freuen uns darauf“, sagt Andy Schmid vor dem Heimspiel-Doppelpack am Mittwoch (20.15 Uhr) gegen TUSEM Essen und am Samstag (19 Uhr) gegen GWD Minden. Außer Frage steht: Für die Gelbhemden zählen auf dem Weg in die Champions League nur zwei Siege. „Wir befinden uns bei unserem Marathonlauf auf den letzten drei Kilometern und dürfen uns jetzt keine Schwächen mehr erlauben. Denn es gibt praktisch keine Gelegenheit mehr, einen Ausrutscher wieder gutzumachen“, sagt Trainer Gudmundur Gudmundsson.

So sieht das auch Manager Thorsten Storm: „Für uns gibt es nur noch Endspiele, es wird noch einmal eng. Mit einem Erfolg in Berlin vor einer Woche hätten wir einen großen Schritt machen können, doch das haben wir versäumt.“ Beim Geschäftsführer schrillen nach der teilweise desolaten Vorstellung der Löwen beim 26:32 in der Hauptstadt zwar nicht die Alarmglocken, doch vorsichtshalber will er noch einmal die Sinne seiner Mannschaft schärfen. Im Saisonendspurt soll schließlich die mühsam erarbeitete gute Ausgangsposition nicht verspielt werden, doch die vielen englischen Wochen und der durch Verletzungen geschrumpfte Kader fordern ihren Tribut. Zumal es im Aufgebot kaum adäquaten Ersatz für Leistungsträger wie Alexander Petersson oder Bjarte Myrhol gibt.

Umso beachtlicher ist es, dass die Gelbhemden trotz durchwachsener Rückrunde immer noch auf dem zweiten Tabellenplatz stehen. „Wenn ich dann lesen muss, die Niederlage in Berlin sei für uns der Titel-K.o. gewesen, kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Wir können uns nicht mit dem THW Kiel vergleichen, wir haben ganz andere Voraussetzungen und bislang Großartiges geleistet“, will sich Storm die Saison nicht schlechtreden lassen: „Wir sind froh, wenn wir in die Champions League kommen.“

Die Badener, bei denen Youngster Kevin Bitz kurz vor einer zweijährigen Vertragsverlängerung steht und in Zukunft vornehmlich auf Rückraum Mitte in der Drittliga-Mannschaft eingesetzt werden soll, wollen sich auf keine Rechenspiele einlassen, nachdem sie in Berlin die Chance zur Vorentscheidung im Kampf um die Königsklasse vergaben. „Bei den Füchsen hatten wir einen schlechten Tag. Das haben wir analysiert und dürfen dieses Spiel nicht einfach vergessen“, versteht Torwart Niklas Landin die Leistung in der Hauptstadt durchaus als Warnschuss. Der Däne will aber auch nichts dramatisieren – und schon gar nicht zu viel spekulieren: „Wir haben alles in der eigenen Hand und sollten erst einmal unsere beiden Heimspiele gewinnen.“

Dass die ernüchternde Vorstellung an der Spree keine Spuren hinterlassen hat, glaubt auch Schmid: „Wenn wir in dieser Saison verloren haben, war das fast jedes Mal eine klare Sache. Und immer hatten wir danach eine Antwort parat. Wir wissen also mit solchen Erlebnissen umzugehen. In Berlin konnten wir befreit aufspielen, jetzt haben wir wieder etwas Druck. Aber vielleicht brauchen wir das genau so.“

Von Marc Stevermüer