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Mehr als „nur“ ein Co-Trainer
Assistent, Karriereplaner und Talentscout -Michael Jacobsen freut sich bei den Löwen auf eine Mischung aus Lernen und eigenverantwortlichem Gestalten
„Das ist ein Typ, der verlangt, dass wir hart arbeiten, aber auch ein Typ, der zuverlässig ist, zu seinem Wort steht und auch ein bisschen Humor hat.“ So glaubt Michael Jacobsen würden ihn seine ehemaligen Spieler als Trainer charakterisieren und die Anzahl dieser Spieler ist mittlerweile stattlich. Denn bereits seit seinem 14. Lebensjahr steht der Däne nahezu ununterbrochen als Coach an der Seitenlinie, betreute in dieser Zeit Kinder- und Jugendmannschaften in seinem Heimatverein Kokkedal, war verantwortlich für die U 19 und U 17 in Viborg, sammelte Erfahrungen beim dänischen Drittliga-Team AEI Aarhus und war ab 2014 acht Jahre lang bei der SG Flensburg- Handewitt als Sportlicher Leiter der dortigen Nachwuchs- Akademie tätig mit Schwerpunkt A- Jugend und Talentförderung. Seit 1. Juli ist der 38- Jährige nun Co-Trainer der Löwen.
„Wenn die Leute Co- Trainer hören, dann denken viele, dass ist einfach der, der die Statistik macht und kleine Aufgaben beim Training übernimmt. Klar, das werde ich auch machen. Aber darüber hinaus verfüge ich über einen großen Erfahrungsschatz im Jugendleistungssport aus meiner Zeit in Flensburg und auch aus meinem Trainerleben davor, was die Anschlussförderung in Richtung Profisport betrifft. Dieses Wissen möchte ich nutzen und versuchen, gemeinsam mit den Nachwuchstrainern und unserem Chefcoach Sebastian Hinze ein System zu entwickeln, in dem wir den tollen Talenten, die es hier ja zweifelsohne gibt, den Weg in den Profihandball ebnen können“, beschreibt der Mann mit dem markanten Bart einen seiner weiteren Aufgabenbereiche neben der alltäglichen Arbeit mit dem Bundesligateam.
Mehr als „nur“ ein Co-Trainer: Anschlussförderung und Scouting
Der studierte Pädagoge fungiert durch dieses Tätigkeitsfeld nicht nur als Assistent von Sebastian Hinze, sondern ist auch wichtiges Bindeglied zwischen den zuletzt sehr erfolgreichen Mannschaften der Junglöwen und den Löwen- Profis. Der leidenschaftliche Anhänger des dänischen Fußballclubs Bröndby Kopenhagen wird auch maßgeblich dafür verantwortlich sein, eine Strategie voranzutreiben, durch die Nachwuchsspieler und auch lokale Talente künftig erfolgreich bei den Löwen integriert werden können. Hier möchte Michael Jacobsen mit seinem Know-how Akzente setzen und ein effektives System für die Anschlussförderung entwickeln:
„In den letzten Jahren hat zwar in der gesamten Handball- Bundesliga ein Umdenken stattgefunden, man hat vermehrt Leistungszentren gebaut oder in die Nachwuchsarbeit investiert. Das hundertprozentige Rezept für einen erfolgreichen Übergang hat man glaube ich trotzdem generell noch nicht gefunden und genau das macht die Sache für mich so spannend. Ich habe natürlich bereits einige Dinge in Flensburg ausprobiert und einige Ideen, aber es gilt jetzt ein Konzept auszuarbeiten, das zu den Rhein-Neckar Löwen passt und funktioniert. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, aber da möchte ich einen Weg finden, eventuell mit ein paar Umwegen wie beispielsweise ein Zweitspielrecht, aber mit einer klaren Strategie. Und das ist ohne Frage eine interessante Aufgabe.“
Michael Jacobsen wird jedoch nicht nur durch die Förderung der eigenen Talente vor Ort an der sportlichen Weiterentwicklung und künftigen Kaderplanung der Löwen mitwirken. Er ist zudem im Bereich Scouting eingebunden, mit Schwerpunkt Skandinavien: „Das ist momentan ein sehr begehrter und großer Markt. Da habe ich als Däne, auch wenn ich jetzt schon acht Jahre in Deutschland bin, eine gute Verbindung und diese Kenntnisse versuche ich, nun auch einfließen zu lassen. Wir müssen schließlich schauen, dass wir die nächsten Topspieler und Toptalente hier zu den Löwen holen. Es geht dabei nicht nur um Skandinavien, sondern auch generell darum, das Scouting zusammen mit Oliver Roggisch und Sebastian Hinze so aufzustellen, dass es uns hilft, Talente frühzeitig vor ihrem großen Durchbruch zu entdecken, den können sie ja dann hier bei den Löwen feiern.“
Mehr als „nur“ ein Co-Trainer: Reizvolle Mischung
Als Co-Trainer bei einem Team der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga dazulernen und gleichzeitig eigenverantwortlich die Zukunft mitgestalten: Diese Mischung hat Michael Jacobsen besonders gereizt, als er im Frühjahr seinen Zwei-Jahres-Vertrag mit der Option auf ein Jahr Verlängerung bei den Löwen unterschrieben hat. „Für mich war klar, ich möchte nach der langen Zeit im Nachwuchsbereich auch den Schritt in Richtung Profihandball gehen und dann kam das Angebot von hier. Ich hatte auch andere Angebote Richtung zweite Liga als Cheftrainer, aber wenn man seinen ersten Schritt im Männerhandball gleich bei einem Topverein wie den Löwen machen kann, greift man natürlich zu. Und dazu eben noch die anderen Aufgaben, bei denen ich meine Kenntnisse perfekt einbringen kann.“, so der 38- Jährige, der seit 2014 die A-Lizenz besitzt und sich aktuell zum EHF-Mastercoach fortbildet. So führte ihn sein beruflicher Weg nach acht Jahren an der Flensburg- Akademie in diesem Sommer nach Baden.
Mittlerweile sind auch seine Frau Sandra und sein kleiner Sohn vom Eigenheim an der Förde in den Südwesten gezogen. In St Leon Rot hat die kleine Familie dank der tatkräftigen Unterstützung von Löwen- Mannschaftsbetreuer Stefan Hoßfeld schnell ein Haus zur Miete gefunden: „Das war wichtig, dass die beiden mit mir hierher gekommen sind, denn mit der Zahl an Arbeitstagen ist es nicht machbar, hin und her zu reisen und genügend Zeit zusammen zu verbringen. Aber so ist es super.“
Der Wohnort und die Arbeitsstätte haben sich für den Familienvater zwar geändert, seine Ideen für die erfolgreiche Entwicklung einer Mannschaft sind jedoch die gleichen geblieben: „Ich habe in Flensburg gelernt, dass die Unterschiede zwischen der deutschen und dänischen Trainingskultur auch Vorteile haben, was den Leistungssport angeht. Wenn man den richtigen Weg aus beidem findet, dann kann man sehr viel richtig machen“, so Michael Jacobsen und konkretisiert: „Ich glaube, es ist wichtig, die Jungs mehr einzubinden. Die Eigenverantwortung soll gefördert werden, in dem man auch ein Stück Verantwortung im Entscheidungsprozess zulässt. Natürlich ist es so, wenn der Puls auf 180 ist, dann bestimmt der Trainer und gibt Hinweise, aber im Endeffekt sollte man diesen Austausch offen lassen. Außerdem müssen wir auch Lust auf unseren Sport haben, Spaß daran haben. Das kommt für mich auch durch harte Arbeit und gemeinsames Anstrengen, denn so bildet sich eine Gemeinschaft mit dem nötigen Vertrauen.“
Von den ersten Ergebnissen der harten Arbeit in der Vorbereitung auf die neue Saison können sich die Löwenfans morgen Abend ein Bild machen, ab 19 Uhr im Testspiel gegen HBW Balingen/ Weilstetten in der Kronauer Trainingshalle.