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Meisterschaftsrennen: Löwen bauen Tordifferenz mit Sieg gegen Melsungen aus (RNZ)

Löwen legen im Meisterschaftsrennen gegen den THW Kiel mit einem 41:28-Sieg vor. Die Mannheimer haben nun eine um 21 Treffer bessere Tordifferenz als die punktgleichen Norddeutschen.

Mannheim. 55:9 Punkte, plus 216 Tore – exakt acht Treffer betrug er, der Vorsprung der Rhein-Neckar Löwen auf den THW Kiel (55:9, 208), als die Gelben gestern zur nächsten Jagd im Titelkampf ausrückten. Weiter vorlegen lautete die Devise, kämpfen und siegen in der SAP Arena. 60 packende Handball-Minuten später, um kurz vor 22 Uhr, sah es statistisch dann so aus: 57:9 Punkte, plus 229 Tore. Die Hausaufgaben waren also gemacht, Melsungen abgewatscht. Mit 41:28 (21:12). Vor 12 022 begeisterten Zuschauern. Und einem überglücklichen Manager: „Die Jungs haben Druck gemacht, spielen gegen einen richtig starken Gegner und bleiben trotzdem so cool“, schmunzelte Thorsten Storm, „sie reden eben nicht nur, sie machen auch.“

Ein überragender Sieg war es also, aber auch einer, der hoch genug war? Das wird sich am Sonntag zeigen. Dann kann Kiel, das nun 21 Tore hinter den Löwen liegt, nachlegen, gleichziehen. Auswärts. Bei der TuS N-Lübbecke, der sich zuletzt gegen die Absteiger aus Emsdetten blamierte.

Los ging es gestern mit offenem Visier. Beide schenkten sich nichts. Und vor allem einer schien motiviert zu sein: Michael Müller, der Ex-Löwe. Immer wieder setzte das Rückraum-Ass der Melsunger seinen massiven Körper geschickt ein, riss Löcher in das gelbe Abwehrbollwerk und traf selbst. Zum 1:1 und zum 2:2 (4.). Szenen, die eines früh zeigten: Melsungen war nicht in die Kurpfalz gedüst, um Geschenke zu verteilen.

Doch die Löwen haben ja glücklicherweise einen, den aktuell jeder haben will: Niklas Landin. Diesen Teufelskerl im Tor. Der Däne war hellwach, leitete dank seiner Paraden Konter um Konter ein. Und das machte sich auch auf dem gigantischen Videowürfel bemerkbar: Nach zwölf Minuten leuchtete dort eine 8:3-Führung. Was für ein Kampf, was für eine Leidenschaft! Die MT wurde phasenweise regelrecht überrannt. Michael Roth, Melsungens Trainer, tat dann das einzig richtige: Er zog die einminütige Notbremse, bat zur Auszeit. Besser wurde es trotzdem nicht, dafür aber hektischer. Ein Beispiel gefällig? In der 15. Minute zückten die Schiedsrichter die Rote Karte gegen Philipp Müller. Der Melsunger hatte Sergey Gorbok am eigenen Kreis im Luftkampf unsanft zu Boden gerissen – eine harte Entscheidung.

Wie auch immer, die Löwen machten weiter. Mit Vollgas, mit durchdachten Aktionen. In Zahlen: Zum Pausenplausch stiefelten die Besten aus dem Südwesten mit einer 21:12-Führung. Neun Tore, gegen Melsungen, nicht gegen irgendwen – so spielt ein Meister.

Nach dem Wechsel gab’s dann einen Rollentausch. Da wurde der Denker und Lenker zum Torjäger. Andy Schmid schoss aus allen Lagen, traf aus dem Stand, im Sprung, im Fallen. Aber auch Melsungen legte noch eine Schippe drauf, spielte Mitte der zweiten Halbzeit auf Augenhöhe mit. Der Vorsprung schmolz und die Löwen-Köpfe hingen. Jedoch nur kurz. Zweimal Patrick Groetzki, einmal Alexander Petersson: 33:22 (48.). Was folgte war noch mehr Hektik: Sowohl Melsungens Abwehrchef Daniel Kubes (dritte Zeitstrafe) als auch Löwe Stefan Sigurmannsson (angebliche Tätlichkeit) sahen noch rot.

Und Storm? Der gestand: „Im Vorfeld wollte ich dieses Spiel gegen diesen starken Gegner eigentlich einfach nur irgendwie gewinnen – und jetzt das …“

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 9/5, Petersson 9, Schmid 9, Groetzki 5, Ekdahl du Rietz 2, Manojlovic 2, Harbok 2, Guardiola 2, Myrhol 1

Melsungen: M. Müller 8, Sellin 6, Fahlgren 5, Mansson 3, Steinbäcken 1, Kubes 1, Ph. Müller 1, Zufelde 1, Allendorf 1, Vuckovic 1

Von Daniel Hund