Veröffentlichung:

Mensah Larsens große Show (MM)

Überragender Däne führt Löwen zum 35:18-Sieg über Erlangen und an die Tabellenspitze / Schmid verlängert Vertrag

MANNHEIM. War das der erhoffte Befreiungsschlag, die ersehnte Initialzündung? Es sah zumindest danach aus. Denn das, was die Rhein-Neckar Löwen gestern auf die Platte zauberten, hatte so ganz und gar nichts mehr mit den durchwachsenen Auftritten zuvor zu tun. „Wir haben gegen Magdeburg und Bietigheim jeweils eine Halbzeit gut gespielt, diesmal waren zwei. Das lässt uns zuversichtlich in die Zukunft schauen“, meinte Rechtsaußen Patrick Groetzki nach dem 35:18 (20:10)-Sieg gegen den HC Erlangen. Der starke Auftritt gefiel auch Trainer Nikolaj Jacobsen: „Wir haben schnell gespielt und auch nach der Pause nur acht Gegentore zugelassen. Das freut mich, denn es ist nicht einfach, bei einer so deutlichen Führung konzentriert zu bleiben.“

Frühe Entscheidung

Spätestens nach 16 Minuten war das ungleiche Duell in der SAP Arena entschieden, zu diesem Zeitpunkt führten die Löwen bereits 12:4. Bis dahin hatten sie ein Spektakel auf das Parkett gezaubert, mit Lust und Leichtigkeit den Gegner auseinandergenommen. Im Rückraum hatte Mads Mensah Larsen den Vorzug vor Kim Ekdahl du Rietz erhalten. Eine Maßnahme, mit der Jacobsen goldrichtig lag. Ein explosionsartiger Antritt, ein pfeilschneller Armzug – katapultartig schleuderte der Däne seine präzisen Würfe reihenweise ins Tor. „Es tat gut, so viel zu spielen und noch dazu ein paar Tore zu machen“, sagte der Neuzugang, der achtmal erfolgreich war und ein Sonderlob des Trainers einheimste: „Er hat in den ersten beiden Partien nicht so gespielt, wie ich ihn aus Aalborg kenne. Diesmal hat Mads gezeigt, was er kann.“

Der achtfache Torschütze brillierte nicht nur mit eigenen Treffern, sondern garnierte seine Leistung mit einem feinen Anspiel über das halbe Feld an Kreisläufer Gedeón Guardiola. Jacobsen setzt darauf, dass sich die Blockade bei seinem sportlichen Ziehsohn nun gelöst hat: „Ich habe ihm gesagt, er soll so spielen, wie ich ihn kenne. Das heißt: Mads soll erst einmal selbst gefährlich werden, bevor er etwas für die anderen macht.“ Gegen Erlangen befolgte der Rückraum-Mann den Rat des Trainers, der sich sicher ist: „Mads wird ein Riesenspieler werden.“

Ekdahl du Rietz verfolgte die Gala des Kollegen 60 Minuten lang ganz entspannt auf der Ersatzbank, seine gute Laune verlor der Schwede trotz ungewohnter Zuschauerrolle nicht. „Wenn es jetzt nicht so spät wäre, würde ich noch trainieren“, witzelte der Rechtshänder, dem der Trainer bewusst eine Pause gönnte: „Ich habe zwei überragende Spieler für eine Position. Jetzt ist Kim frisch für das Duell mit dem HSV Hamburg.“

Für die Partie gegen die Norddeutschen schossen sich die Löwen gegen Erlangen warm, auch nach dem Seitenwechsel zeigten sie ganz hohe Handball-Kunst. Die vielen Wechsel taten dem Angriffsschwung keinen Abbruch, als Regisseur hatte längst Top-Talent Tim Suton das Zepter übernommen. „Es für die Stammformation schön zu sehen, dass das Zusammenspiel auch funktioniert, wenn wir nicht mehr auf der Platte stehen“, sagte Groetzki: „Es gab keinen großen Bruch im Spiel.“

Die Freude bei ihm war groß. Über das Ergebnis. Über die Leistung. Und über eine Personalie. Denn Andy Schmid hat seinen bis Juni 2016 geltenden Vertrag bei den Gelbhemden vorzeitig bis 2018 verlängert. „Die Mannschaft hat sich fantastisch entwickelt und ich sehe diese Entwicklung noch lange nicht am Ende. Ich hoffe, mit meiner Verlängerung auch ein Zeichen für meine Mitspieler gesetzt zu haben“, sagte der Schweizer, der traditionell niemals um einen flotten Spruch verlegen ist und sich nach der Vertragsverlängerung neben dem Titeltraum auch noch ein ganz privates Anliegen verwirklichen will: „Ich hoffe, dass mein Sohn einmal ein besseres Hochdeutsch spricht.“

Von Marc Stevermüer