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„Mit der Bundesliga hatte ich schon abgeschlossen“ (MM)

Michel Abt startet bei den Löwen durch

MANNHEIM. Seinen ersten Wurf parierte Mindens Torwart Jens Vortmann, und auch der zweite Versuch wurde eine Beute des GWD-Schlussmanns. Doch Michel Abt ließ sich nicht entmutigen – und wurde dafür belohnt. Drei Tore erzielte der Rückraumspieler der Rhein-Neckar Löwen beim 30:20-Sieg der Badener in Ostwestfalen, wo er sein „gefühltes Debüt“ in der Handball-Bundesliga feierte. Bislang war der 23-Jährige immer nur zu Kurzeinsätzen gekommen, ohnehin galt seine Konzentration lange Zeit dem Lehramts-Studium. Doch am Freitag führte kein Weg an ihm vorbei.

Sergei Gorbok (Fieber) war gar nicht erst mitgereist, zu Beginn der zweiten Halbzeit zwickte Kim Ekdahl du Rietz der Oberschenkel. Trainer Gudmundur Gudmundsson blieb nichts anderes übrig, als den Rechtshänder bei einer knappen 14:12-Führung zu bringen: „Michel hat genau das bestätigt, was er in der Vorbereitung schon gezeigt hat. Ich freue mich sehr für ihn.“

Abt räumt ein, zu Beginn nervös gewesen zu sein. „Aber nach ein paar Minuten hatte ich einfach nur noch mega-viel Spaß. Alle haben mir geholfen und mir Mut zugesprochen“, erinnert sich der gebürtige Heidelberger noch genau an eine intensive zweite Halbzeit in Minden: „Über meine Fehlversuche habe ich gar nicht nachgedacht, denn in der jeweiligen Situation war es richtig, sich diesen Wurf zu nehmen. Ich habe einfach weitergespielt.“

Morgen (20.15 Uhr/SAP Arena) im Gipfeltreffen gegen Flensburg kehren Ekdahl du Rietz und Gorbok in den Kader der Gelbhemden, die gestern den Transfer von Rajko Prodanovic bestätigten, zurück. Abt weiß, dass er in der Hierarchie klar hinter den beiden Topspielern steht. „Natürlich hoffe ich auf Einsatzzeit. Aber darüber entscheidet letztendlich der Trainer“, sagt der 23-Jährige, der sich am Tag nach seinem Auftritt in Ostwestfalen vor Glückwünschen kaum retten konnte. E-Mails, SMS und Anrufe – das Smartphone klingelte ununterbrochen, plötzlich war er in aller Munde.

Ehrgeizig und bescheiden

Daran war vor wenigen Wochen noch gar nicht zu denken. Zum Start der Saisonvorbereitung hatte Gudmundsson den Rückraumspieler von der Drittliga-Mannschaft in seinen Kader beordert. Ihm gefiel der Ehrgeiz des jungen Mannes, der Ende der vergangenen Runde freiwillig zu den Einheiten des Erstliga-Aufgebots kam und Zusatzschichten im Kraftraum absolvierte. Angesichts der großen Konkurrenz wurden Abt aber kaum Einsatzchancen eingeräumt. „Mit der Bundesliga hatte ich eigentlich schon abgeschlossen“, gibt der Student ehrlich zu. Doch jetzt hat er Lunte gerochen. Der Rückraumspieler will mehr – und trotzdem auf Nummer sicher gehen: „Momentan bin ich froh, dass ich noch Semesterferien habe. Ich will Studium und Bundesliga-Handball aber irgendwie unter einen Hut bekommen.“

Von Marc Stevermüer