Veröffentlichung:

Mit Konstanz erneutes „Déjà-Vu“ vermeiden

Heidelberg/Köln. Auch gestern war der Frust bei den Rhein-Neckar Löwen über den Punktverlust beim 27:27-Remis gegen Gummersbach in Köln noch groß. „Wir sind alle enttäuscht, dass wir in der Schlussphase wieder einen Punkt abgegeben haben“, sagte Trainer Ola Lindgren.

Nachdem der Bundesligavierte innerhalb von nur drei Tagen nach dem 31:31 in der Champions League gegen Chambéry erneut eine hohe Führung noch aus der Hand gegeben hatte, wollen die Löwen morgen (19 Uhr, Europahalle Karlsruhe) im europäischen Wettbewerb gegen den slowenischen Vertreter RK Velenje „mit mehr Konstanz“, so Lindgren, einen erneuten Einbruch vermeiden. „Wir dürfen uns nicht so aus der Ruhe bringen lassen. Es tut natürlich weh, wenn man wieder kurz vor Ende den Ausgleich hinnehmen muss, weil man sich in so als Verlierer fühlt“, sagte Manager Thorsten Storm und sprach von einem „Déjà-vu“-Erlebnis.

Dass dieses Auswirkungen auf das Spiel gegen den EHF-Vizepokalsieger haben wird, glaubt Lindgren nicht. „Dass Spiel gegen Gummersbach ist im Hinblick auf den Mittwoch egal“, ist sich Gudjon Valur Sigurdsson sicher. Auswirkungen hat der Punktverlust aber auf die hohen Ambitionen des Champions-League-Halbfinalisten in der Liga, weil er vor allem im Hinblick auf insgeheim gehegte Titelträume ein Rückschlag ist, auch wenn der Löwen-Kapitän dies nicht zugeben will. „Die Saison dauert noch sieben Monate. Wenn wir jetzt aufgeben, kann ich gleich nach Island zurückgehen“, sagte Sigurdsson.

Auch Lindgren will die Jagd „auf Kiel und Hamburg“ nicht abblasen. „Mit fünf Minuspunkten haben wir es selbst in der Hand, uns erneut für die Champions League zu qualifizieren“, sagt der Schwede, der gegen Velenje auf den international noch nicht spielberechtigten Neuzugang Thomas Bruhn verzichten muss. „Wir brauchen eine klare Linie, um ihre 3-2-1-Deckung zu knacken“, fordert Lindgren von seinen Schützlingen im Angriff „mehr Disziplin“. Dass die Löwen in Köln teilweise ihr Konzept verloren, lag auch daran, dass Mittelmann Nikola Manojlovic schwach war und auch sein Vertreter Snorri Gujonsson den Takt nicht vorgeben konnte. Dennoch will Lindgren den beiden Neuzugängen auf der Spielmacherposition weiter das Vertrauen schenken, obwohl nicht nur Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar dort Linksaußen Sigurdsson als sehr gute Alternative ansieht, während der Blondschopf als Mittelmann für Lindgren nur eine „Notlösung“ ist. Auch der auf dieser Position in Köln in der Schlussphase agierende Olafur Stefansson soll sich laut Lindgren erst einmal auf sein Spiel auf halbrechts konzentrieren und von dort Druck entwickeln, bevor der Schwede über eine etwaigen Wechsel des Isländers in die Mitte überhaupt nachdenken will.

Mit gemischten Gefühlen sah Storm, dass der von den Löwen an Gummersbach ausgeliehene Steffen Fäth mit drei Toren eine passable Leistung zeigte. „Am Sonntag hätte ich ihn gerne bei uns gehabt“, sagte der Manager über das Rückraumtalent. Gerne im Löwenrudel hätte Storm auch Velenjes-Star Ivan Cupic, der im morgigen Champions-League-Spiel des Fünften der Gruppe B beim Spitzenreiter seine Visitenkarte abgibt. „Wir haben Interesse an ihm und würden ihn gerne unter Vertrag nehmen, aber daswollen andere Vereine wie Kiel und Zagreb auch“, sagte Lindgren über den kroatischen Nationalrechtsaußen. Der 23-jährige Vize-Europameister von 2008 hatte auf die Olympischen Spielen in Peking im gleichen Jahr verzichten müssen, nachdem er in der Vorbereitung beim Klettern über einen Drahtzaun sich mit seinem Ehering in diesem verfangen hatte, woraufhin zwei Drittel seines Ringfingers an seiner linken Wurfhand amputiert werden mussten.

Mit Cupic, dessen Vertrag bei den Slowenen noch bis 2011 läuft, würde Lindgren, der einen Transfer des pfeilschnellen Spielers in dieser Runde ausschloss, gerne nächste Saison zusammenarbeiten „und dann in der Champions League spielen“, wie der Schwede erklärt.

Von Jürgen Heide

 10.11.2009