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Mit Vollgas und Finesse (BNN)

Löwen starten stark in die Champions League / Schöpferische Pause für Gensheimer

Mannheim. Es waren 44 Minuten gespielt beim Auftakt in der Handball-Champions-League gegen Montpellier AHB, Kim Ekdahl du Rietz hatte für die Rhein-Neckar Löwen nach einem Rückhand-Traumpass von Andy Schmid gerade das 27:16 erzielt, als der Kapitän einen starken Auftritt hatte. In einer Auszeit klopfte Uwe Gensheimer anerkennend Stefan Sigurmannsson auf die Schulter, der die gesamten 60 Minuten statt des Stamm-Linksaußens spielte und fünf Tore beisteuerte zum souveränen 35:24(18:11)-Heimsieg der Löwen.

Trainer Nikolaj Jacobsen hatte dem leicht an der Achillessehne lädierten und zuletzt formschwachen Gensheimer einen Abend auf der Bank gegönnt. „Uwe war ein bisschen angeschlagen, aber nicht so, dass er nicht hätte spielen können. Es freut mich, dass Sigurmannsson eine so starke Vorstellung geboten hat“, sagte der Coach und ergänzte grinsend: „Von daher war es die richtige Entscheidung des Trainers heute.“

Jacobsen hatte ein gutes Gespür für personelle und taktische Erfordernisse bewiesen und nach dem Traumstart in die Königsklasse Grund zum Strahlen. „Ich bin sehr zufrieden. In der ersten Halbzeit haben wir exzellenten Handball gespielt, vor allem im Angriff“, sagte der Däne, der aber auch die Vorstellung nach der Pause lobte. Seine Mannschaft habe endlich über 60 Minuten konzentriert agiert, sagte Jacobsen. In der Bundesliga hatte der Tabellenführer bislang oft nur in einer Halbzeit sein Potenzial abgerufen. „Es war wichtig, dass wir nach der Pause weiter Gas gegeben haben“, sagte Patrick Groetzki. Der Rechtsaußen war wie alle Löwen überrascht, dass Frankreichs Rekordmeister so wenig entgegenzusetzen hatte.

Die Gäste waren vor 3 119 Zuschauern in der Mannheimer SAP-Arena nur bis zum 5:5 ein Gegner auf Augenhöhe. Dann stellte Jacobsen die Abwehr etwas tiefer und Torhüter Niklas Landin kam auf Betriebstemperatur. Der Weltklassekeeper parierte bis zu seiner Auswechslung in der 55. Minute 20 Würfe, darunter zwei Siebenmeter. „Dass Niklas viele Bälle gehalten hat, hat den Gegner demoralisiert“, meinte Groetzki. Die Löwen kamen so zu vielen Tempogegenstößen, die vor allem Gedeon Guardiola nutzte. Der Abwehrchef traf fünfmal.

Bester Werfer der Löwen war Bjarte Myrhol (6). Der Mann am Kreis profitierte wie früher von Schmids Anspielen, die in der Bundesliga nicht mehr so perfekt funktionieren, weil die Gegner sich auf das kongeniale Duo eingestellt haben. Montpellier war diese Achse des Guten offensichtlich noch nicht so bekannt. „Es war sehr wichtig, diese zwei Punkte zu holen“, sagte Schmid mit Verweis auf den Stolperstart im vergangenen Jahr mit einem Remis zu Hause.

Auch Stefan Kneer, der mit Guardiola ein Bollwerk bildete, äußerte sich erleichtert angesichts der schweren Gruppe: „Wir hatten viel Respekt. Nach dem Elf-Tore-Sieg können wir uns jetzt den nächsten Spielen widmen.“ Am Samstag müssen die Löwen im Topspiel der Vorrundengruppe C bei der ungarischen Startruppe MKB Veszprem antreten. „Das war heute Selbstvertrauen tanken“, sagte Jacobsen nicht nur mit Blick auf die Aufgaben in der Königsklasse.

Schon am Mittwoch ist der Vizemeister in der Bundesliga bei GWD Minden gefordert. Mit einem mutmaßlich regenerierten statt degradierten Uwe Gensheimer in der Anfangsformation. „Wenn es sich nicht verschlechtert, dann gehe ich davon aus, dass er in Minden beginnt“, signalisierte Jacobsen seinem Kapitän.

Rhein-Neckar Löwen: Myrhol (6), Guardiola, Schmid, Sigurmannsson (alle je 5), Ekdahl du Rietz, Petersson, Reinkind (alle je 3), Groetzki (2), Kneer, Landin, Suton (alle je 1).

Montpellier AHB: Dolenec, Kavticnik, Simonet (alle je 4), Gaber, Grebille (beide je 3), Gajic, Tej (beide je 2), Fabregas, Guigou (beide je 1).

Von Reinhard Sogl