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Mit Wut im Bauch zum HSV (RNZ)

Heidelberg. Geruhsame Ostern? Nicht im Hause Gudmundsson! Der Papa war nämlich ausgeflogen, verreist – nach Kroatien. Rein beruflich natürlich: Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen, glänzte in seinem Nebenjob, führte Island zu den Olympischen Spielen. Zwei Siege, einer gegen Chile, einer gegen Japan reichten, um im Quali-Modusgemeinsammit Kroatien die Nase vorne zu haben.

Ein großer Erfolg für ein kleines Land. In der Heimat war der Jubel groß. Nur einer freute sich nicht so richtig mit: Gudmi, der Vater des Erfolgs. Ihm fehlte dazu die Zeit. Kurz nach der Landung in Frankfurt stand der Nordmann gestern wieder im Kronauer Trainingszentrum auf der Matte. Einem Videostudium folgte prompt das Abschlusstraining. Abschlusstraining? Ja, richtig, Abschlusstraining: Es war der Feinschliff vor dem heutigen Bundesliga-Kracher beim HSV Hamburg (19.15 Uhr, live auf Sport1).

Wobei das mit dem Feinschliff ein wenig relativiert werden muss. In Wirklichkeit war es nämlich eher eine Art Auslaufen. Für mehr war das Rudel einfach zu platt, geschlaucht vom Nationalmannschafts-Abstecher. Und das ausgerechnet jetzt, ausgerechnet vor dem Duell mit dem HSV, dem Deutschen Meister, dem direkten Konkurrenten im Kampf um die Champions-League-Qualifikation. Gudmundsson selbst kann darüber einfach nur den Kopf schütteln: „Wer macht solch einen Spielplan? Was soll das? An Ostern musste fast jeder unserer Spieler drei Spiele in drei Tagen bestreiten. Und als Belohnung darfst du dann sofort wieder nach Hamburg reisen“, schnauft der Isländer, holt tief Luft und legt nach: „Im Fußball wäre solch eine Konstellation doch undenkbar.“

Ausbaden müssen es die Spieler. So wie Zarko Sesum zum Beispiel. Der serbische Rückraum-Mann im Löwen-Kader landete gestern erst um 17.30 Uhr, verpasste neben dem Videostudium auch das Abschlusstraining. Ab in Richtung Hamburg ging es für die Gelben heute morgen gegen 5 Uhr. Und sie hatten ein paar Sorgen im Gepäck: Der Einsatz von Oliver Roggisch beim HSV ist fraglich. „Oli machen Rückenprobleme zu schaffen“, berichtet Gudmundsson, „trainieren konnte er am Montag nicht. Wir hoffen nun, dass es in Hamburg zu einem Einsatz reicht.“ Und wenn nicht? „Dann fehlt uns in der Abwehr unser wichtigster Mann“, grübelt Gudmundsson.

Weg von den Löwen, hin zum Hamburger SV. Beim Meister hängt der Haussegen schief. Nichts läuft, wie es laufen soll. Am Personal liegt es jedenfalls nicht. Was in Hamburg passt und wirft, genügt höchsten Ansprüchen, ist Weltklasse. Gudmundsson nickt und stellt eines klar: „Der Favorit sind wir in diesem Spiel sicher nicht.“

Doch wer den Löwen-Dompteur kennt, der weiß: Gudmundsson hat immer einen Masterplan parat. Wie der aussieht, wird nicht verraten. Nur so viel: „Falls wir all das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben, können wir auch in Hamburg etwas holen.“

Von Daniel Hund