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Schlüsselspiel beim Meister (MM)

Mannheim. Die gemeinsame Ostereiersuche mit Töchterchen Julia dürfte am vergangenen Wochenende im Hause Gudmundsson eher knapp ausgefallen sein. Papa Gudmundur kam erst am späten Sonntagabend von seiner Reise nach Kroatien nach Hause, der Trainer der Rhein-Neckar Löwen brachte als Coach der isländischen Nationalmannschaft mit Siegen gegen Chile und Japan die Olympia-Qualifikation erfolgreich hinter sich. Am Montagmittag saß er bereits wieder zum Video-Studium vor dem Fernseher. Und heute Abend (19.15 Uhr/live in Sport1) steht der Kracher beim HSV Hamburg auf dem Spielplan.

„Diese Terminierung ist unglaublich“, sagt Gudmundsson, dem gestern gerade eine Trainingseinheit genügen musste, um für dieses Schlüsselspiel des Vierten aus Hamburg gegen den unmittelbaren Verfolger aus Baden vorbereitet zu sein. „Wir können allenfalls auf die verschiedenen Belastungen Rücksicht nehmen – und dann muss es eben einfach laufen“, blickt der Isländer auf die Partie beim HSV, der ebenfalls seine Nationalspieler zu den harten Olympia-Turnieren – drei Spiele in drei Tagen – oder zu anderen internationalen Maßnahmen abstellen musste.

Den zuletzt in Magdeburg gestolperten Hansestädtern wird dies ebenso wenig in den Kram gepasst haben wie den Löwen, Gudmundsson erwartet allerdings, dass der HSV gerade zu Hause alles daran setzen wird, Platz vier zu verteidigen. „Hamburg ist immer noch eine Spitzenmannschaft, in Magdeburg ist es für jedes Team schwierig“, bleibt der Isländer vorsichtig.

Dass es beim Meister kräftig im Gebälk knirscht, ist den Löwen aber dennoch nicht verborgen geblieben. „Pokal und Champions-League-Qualifikation sind die letzten Ziele, die Hamburg noch geblieben sind“, analysiert etwa Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer die Lage an der Waterkant, über die Gründe kann der Linksaußen aber nur mutmaßen. Verletzungspech, ein Motivationsloch nach der lang ersehnten Meisterschaft, der bevorstehende Abschied einiger Schlüsselspieler – „das kann alles eine Rolle spielen“, sagt Gensheimer, „aber im Endeffekt sind wir natürlich zu weit weg, um das zu beurteilen“.

Rückenwind nach DHB-Einsatz

Fakt ist jedenfalls, dass es sich beim heutigen Verfolgerduell um eine enorm wichtige Partie handelt. „Die werden alles zeigen“, erwartet der Löwen-Kapitän ein intensives Spiel, das Wort „richtungsweisend“ vermeidet er allerdings. Der Rechtshänder hatte übrigens einen Tag länger Auszeit als sein Coach, kam aber ebenfalls mit einem Erfolgserlebnis zurück. Das 33:26 der Nationalmannschaft gegen Europameister Dänemark vom Samstag, bei dem „Gensel“ fünfmal traf, gab weiteren Rückenwind. „Der gute Eindruck nach außen täuscht nicht. Wir haben spielerische Fortschritte gemacht und unsere Fehler reduziert“, sieht der Flügelspieler die DHB-Auswahl auf dem richtigen Weg – ohne die jüngsten Ergebnisse überbewerten zu wollen. Den deutschen Handballern war aber auf jeden Fall wieder der Spaß an der Sache anzumerken.

In Flensburg nicht mitwirken konnten dagegen die Löwen Oliver Roggisch (Rückenprobleme) und Patrick Groetzki (Knie), mit denen Trainer Gudmundsson heute Abend aber wieder rechnet.

Von Thorsten Hof