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Müller nutzt seine Chance

Velenje. Brisanz versprach die Champions-League-Partie der Rhein-Neckar Löwen bei Gorenje Velenje schon vor der Partie. Zvonimir Serdarusic tauchte in der Halle auf. Der ehemalige Meistermacher des THW Kiel sollte noch vor wenigen Monaten Trainer des badischen Handball-Bundesligisten werden. Doch dann kam die noch immer nicht aufgeklärte Manipulationsaffäre ans Licht, in der auch die Rolle von Serdarusic bislang nicht ganz klar ist. Die Löwen lösten bekanntlich den Vertrag mit dem Coach. Als er gestern darauf angesprochen wurde, verweigerte der slowenische Nationaltrainer die Antwort.

Für die Badener ist dieses Kapitel ohnehin Geschichte (Manager Thorsten Storm: „Es gibt keinen Kontakt mehr zu Serdarusic“). Die Löwen holten Ola Lindgren. Und mit dem Schweden auf der Bank gewannen sie 37:29 (19:12) in Velenje, was den Trainer natürlich freute: „Ich bin sehr zufrieden. Wir haben nie nachgelassen und das Spiel immer unter Kontrolle gehabt.“

Nach chaotischen 90 Anfangssekunden mit fast einem halben Dutzend Ballverlusten beider Mannschaften hatten die Löwen die Partie im Griff. Von Beginn an machten die Badener klar, dass sie die fest eingeplanten Punkte für den Gruppensieg mit nach Deutschland nehmen. Zum Prunkstück avancierte die Abwehr. Beweglich und aggressiv präsentierten sich die Löwen, immer wieder erkämpften sie sich den Ball und kamen über den Tempogegenstoß zu einfachen Treffern. Meistens wurde Linksaußen Uwe Gensheimer auf die Reise geschickt – und der gebürtige Mannheimer zeigte sich als eiskalter Vollstrecker. Fünf Treffer markierte er allein in den ersten zehn Minuten und hatte somit einen immensen Anteil an der frühen 7:2-Führung.

Gegen die Slowenen fanden die Gelbhemden auch danach immer wieder Lücken. Bevor sein Arbeitstag beendet war, durfte sich Ólafur Stefánsson ein paar Minuten als Rechtsaußen versuchen, da Patrick Groetzki eine Zeitstrafe absaß. „Er ist ein guter Handballer und seit vielen Jahren dabei. Er kann das“, lachte Lindgren nach der Partie.

Stefánsson kam nur zu Beginn zum Zug, danach räumte der Isländer seinen Platz für Michael Müller. Und der vertrat den Routinier glänzend. Sieben Treffer gelangen dem Neuzugang. „Das war für mich ein riesiger Schritt nach vorn. Ich habe meine Spielanteile wirklich gut genutzt“, freute sich Müller, der ein Lob vom Trainer bekam: „Er hat eine ganz starke Leistung gezeigt. Und zwar nicht nur im Angriff, sondern auch in der Abwehr.“

Beim 19:12 zur Pause sah es bereits hervorragend für die Löwen aus. Und auch nach dem Seitenwechsel ließen die Badener nichts mehr anbrennen. Der Sieg hätte sogar noch deutlicher ausfallen können. „Leider haben wir ein paar Chancen leichtfertig vergeben“, meinte Manager Storm, der aber dennoch zufrieden war: „Seit ich bei den Löwen bin, haben wir noch nie konstant auf einem so hohen Niveau gespielt.“ Keine Frage: Die Gelbhemden brauchen gar keinen Serdarusic.

Von Marc Stevermüer

 23.11.2009