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„Unsere effektivste Waffe“

Heidelberg. Phasenweise wirkten die Rhein-Neckar Löwen wie auf einem sechzigminütigen Betriebsausflug, völlig losgelöst, völlig entspannt. Sie grinsten, sie lachten, sie waren bestens drauf, die Gelbhemden: Das von Ola Lindgren trainierte badische Starensemble warf sich auf dem Balkan zu einem ungefährdeten 39:27 (19:12)-Erfolg gegen Gorenje Velenje. „Starker Keeper, starke Abwehr, starke Gegenstöße“, zog Löwen-Manager Thorsten Storm ein positives Fazit.

Für einen Start nach Maß sorgte Uwe Gensheimer. Der Publikumsliebling, der Lokalmatador der Löwen, raste die linke Außenbahn hoch und runter. Nach acht Minuten hatte der Wirbelwind aus Friedrichsfeld bereits fünf Treffer aus dem rechten Wurfarm geschüttelt. Gerade die Tempo-Gegenstöße sind seine Spezialität. Hier kommt seine Athletik zum Tragen: Schnörkellos, kompromisslos – einfach gut dieser Gensheimer. In Storm hat er einen treuen Fan: „Uwe ist schon seit Wochen in einer Top-Verfassung. Mit Gudjon Valur Sigurdsson haben wir aber noch eine weitere Bank auf Linksaußen.“

Mit neun Toren sicherte sich „Gensel“ gestern die Torjägerkrone. Trotzdem stahl ihm ein Teamkollege etwas die Show: Michael Müller, der Ex-Großwallstädter, das Sorgenkind. Doch spätestens seit gestern kann man sagen: Das war einmal. Denn der Torjäger im rechten Rückraum scheint sich nun endgültig frei geschossen zu haben. Sieben Tore und etliche blitzgescheite Zuspiele gingen auf sein Konto. Diese Robustheit, diese Explosivität, diese Präzision. Lange hat man in der Löwen-Manege auf seine Vorzüge gewartet, sehnte sie herbei. Den Glauben an den 100-Kilo-Mann hatte man aber nie verloren: „Ich wusste, dass er irgendwann kommen wird“, erklärt Storm, „in Velenje war Michael unsere effektivste Waffe.“

Wobei ihm eines zugute kam. Trainer Ola Lindgren schenkte Müller beinahe die ganze Partie über das Vertrauen. Olafur Stefansson wurde geschont. Genau wie Karol Bielecki. Nach dem Grund braucht man nicht lange zu suchen. Ein kurzer Blick auf den Terminkalender der Löwen reicht aus: Am Mittwoch um 19.15 Uhr steigt in der Mannheimer SAP Arena ein Knaller-Spiel, eine Art Nord-Süd-Gipfel. Die Lindgren-Sieben empfängt die SG Flensburg-Handewitt. Für Storm ist es ein besondere Partie: „Auch wenn ich schon drei Jahre in Flensburg weg bin, das ist mein Heimatverein.“ Hört sich schwer nach Gastgeschenken an. Doch das täuscht: „Ich wünsche mir natürlich einen Heimsieg“, sagt Storm, „und hoffe auf eine tolle Kulisse.“

Am Kronauer Trainingszentrum trudelte das Rudel bereits gestern Abend wieder ein. Volle Konzentration voraus, lautet die Devise. Bevor es zurück nach Deutschland ging, suchte Storm jedoch noch ein Vier-Augen-Gespräch. Der Gesprächspartner: Ivan Cupic. Das Thema: Sein Wechsel zu den Löwen. Das Ergebnis: „Der Spieler hat mir erneut gesagt, dass er sehr gerne zu uns möchte.“ Eine unendliche Geschichte, in der jedoch nur noch das genaue Datum des Transfers offen sein soll. Gestern legte Cupic erneut ein akzeptables Bewerbungsschreiben vor: Der Kroate schenkte den Löwen fünf Treffer ein.

Carlos Prieto ging leer aus, durfte aber immerhin mal wieder ein paar Minuten ran. Abgeben möchte man ihn aber nach wie vor. Göppingen fragte schon lose an, wurde vom Spanier aber abgeschmettert: „Er hat sofort abgeblockt, da war überhaupt keine Basis“, verrät Göppingens Trainer Velimir Petkovic auf RNZ-Nachfrage. Storm dazu: „Prieto will trotz seiner für ihn unbefriedigenden Situation nicht weg von uns.“

Von Daniel Hund

 23.11.2009