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„Müssen besser auftreten als in Berlin“

Kristian Bliznac und die Löwen sind am Sonntag um 15 Uhr beim HC Erlangen gefordert

Vier Spiele sind es noch. Vier Spiele auf dem Weg zum großen Ziel. Die Rhein-Neckar Löwen gehen in den Saisonendspurt in der DKB Handball-Bundesliga – und das trotz der jüngsten Niederlage mit einem guten Gefühl. „Hätte man uns vor der Saison gesagt, dass wir mit zwei Punkten Vorsprung in die letzten Partien gehen, dann wären wir sehr froh darüber gewesen“, sagt Kristian Bliznac und liegt damit auf der Linie des gesamten Teams. Vor dem Auswärtstrip ins Frankenland, wo die Löwen am Sonntagnachmittag um 15 Uhr das Topspiel des 32. Spieltages gegen den HC Erlangen bestreiten, demonstrieren die Gelben von Rhein und Neckar eine gesunde Mischung aus Ruhe und Entschlossenheit.

Je zwei deutsche Meisterschaften und Super-Cup-Titel (2016 und 2017), ein EHF-Cup-Sieg (2013) und ein DHB-Pokal-Triumph (2018) geben den Löwen die nötige Selbstgewissheit, um auf der Zielgerade der Spielzeit bei sich zu bleiben, sich auf die eigenen Stärken zu besinnen und sich nicht unnötig verrückt machen zu lassen. Dies gilt insbesondere für Kristian Bliznac. Der Schwede strahlt alleine schon durch seine hünenhafte Erscheinung das aus, was die Löwen aktuell nach außen transportieren: Wir lassen uns von einer Pleite nicht umwerfen, wir schauen schnell wieder nach vorne. Und Bliznac, der auf der Löwen-Bank unentwegt Optimismus ausstrahlt, seine Teamkameraden anfeuert und mächtig Betrieb macht, sieht dieselbe Einstellung in der gesamten Mannschaft: „Wir sind alle gut erholt von der schweren Woche mit vier Spielen und der Niederlage in Berlin am Ende. Das beunruhigt uns nicht. Berlin war einfach besser und wir hatten keinen guten Tag. Deshalb lassen wir jetzt aber nicht die Köpfe hängen. Die Stimmung ist weiterhin richtig gut.“

Großer Respekt vor ehrgeizigen Franken

Dass man an dem 23:29 zu knabbern hatte und auch „sauer“ war, wie Bliznac es ausdrückt, sei selbstverständlich, aber nicht von Dauer gewesen. „Wir haben den Pokal gewonnen und die Möglichkeit, auch noch die Meisterschaft und damit das Double zu gewinnen. So gesehen geht es uns doch ganz gut“, sagt der Abwehrspezialist. Vor der Aufgabe beim HC Erlangen hat er großen Respekt: „Ich habe da schon gespielt und weiß, wie schwer das ist. Wir müssen auf jeden Fall besser auftreten als in Berlin.“ Die Erlanger spielen eine äußerst durchwachsene Saison, die von den Ergebnissen her einer ziemlich rasanten Achterbahnfahrt gleicht. In der Regel folgt auf einen Sieg eine Niederlage, dazwischen gibt es immer mal wieder ein Remis. Mit acht Punkteteilungen sind die Franken zusammen mit Minden und Lemgo die Unentschieden-Könige der Liga. In der Tabelle bedeutet das vier Spiele vor Schluss Rang 13. Denkbar ist noch der Sprung vorbei an Minden auf den zwölften Platz – mehr aber auch nicht. Für die ehrgeizigen Franken heißt das, nach Rang neun in der vergangenen Spielzeit einen Rückschritt zu verbuchen. Andererseits hat man nach einem richtig schlechten Saisonstart und einem durchaus gewagten Trainerwechsel Stabilität zurück ins Team und auch in die Performance gebracht.

Zwar brauchte Aðalsteinn Eyjólfsson eine Weile, um die Trendwende in Erlangen einzuleiten. Mittlerweile aber verstehen es seine Jungs immer besser, das durchaus vorhandene Potenzial regelmäßiger abzurufen. So gab es beim vorerst letzten Heimspiel gegen die HSG Wetzlar ein 25:25, davor einen Sieg in Hüttenberg sowie zuhause gegen Hannover. Die letzte Serie mit drei Niederlagen am Stück geht auf den März zurück, als man sich nacheinander Göppingen, Kiel und Stuttgart beugen musste. Eyjólfsson, ein echter Teamplayer, der sich immer vor seine Mannschaft stellt, wird nicht müde zu betonen, mit wie viel Einsatz seine Jungs zu Werke gehen. Und tatsächlich: Mit Führungsfiguren vom Kaliber Michael Haaß, Christoph Steinert und Jonas Thümmler haben die Franken echte Mentalitäts-Spieler in ihren Reihen, die jedem Gegner das Leben schwermachen können. Alle drei befinden sich aktuell in starker Form, was genauso für Kult-Keeper Nikolas „Katze“ Katsigiannis gilt. Die Löwen sind gewarnt: Geben sie in der Arena Nürnberger Versicherung am Sonntagnachmittag auch nur ein paar Prozentpunkte zu wenig, wird das nicht nur eine enge Kiste, sondern kann auch komplett in die Hose gehen.

Bergkirchweih und Bierkrugstemmen

Für die Erlanger ist das Spiel ohnehin etwas Besonderes. Bei ihnen steht am Wochenende die sogenannte Bergkirchweih auf dem Programm, ein Volksfest, das auf das Jahr 1755 zurückgeht und sich seit jeher allergrößter Beliebtheit erfreut. Die Franken lassen es da richtig krachen – und würden die Feierlichkeiten natürlich am allerliebsten mit einem Sieg über den aktuellen Deutschen Meister krönen. Rund um das Spiel wird es Sonderaktionen geben, darunter ein Bierkrugstemmen, einen Fan-Talk und eine Autogrammstunde. Das Wichtigste aber soll sich immer noch auf der Platte abspielen. Und da haben die Erlanger durchaus etwas gutzumachen. 22:33 verloren sie das Hinspiel Anfang Dezember 2017 in der SAP Arena – und das nach einem echten Wahnsinnsstart. Bis zu vier Tore lagen die Franken in der Löwenhöhle vorne. Ein Umstand, welcher der Truppe von Nikolaj Jacobsen genauso eine Warnung sein sollte wie die etwas weiter zurückliegende Vergangenheit beim aufstrebenden HCE.

Im Dezember 2014 mussten die Löwen zum damals erstmals in die Bundesliga aufgestiegenen Handball-Club und kassierten eine äußerst bittere 25:27-Niederlage. Es sollte die einzige bis dato bleiben, dafür eine umso folgenschwerere. Am Ende der Saison 2014/15 fehlten den Löwen nämlich exakt jene zwei Punkte auf den Meister THW Kiel. Die Partie wird am Sonntag ab 14.30 Uhr live auf Sky Sport 2 übertragen.