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Mutlose Löwen gehen an der Ostsee baden (MM)

Kiel. Es sollte der nächste Schritt, das nächste Signal, ein echtes Ausrufezeichen sein. Am 6. April 2011 stürmten die Rhein-Neckar Löwen in der Handball-Bundesliga die Ostseehalle, eroberten die gefürchtete Heimspielstätte des THW Kiel. Mit dem 33:31-Sieg hatten die Gelbhemden gezeigt, dass sie ein Stück näher an den – damals allerdings auch schwächelnden – Branchenprimus herangerückt sind. Doch mittlerweile trennen die beiden Klubs wieder Welten, wie die Badener gestern Abend erfahren mussten. Beim THW unterlagen die Löwen nach schwacher Leistung mit 25:33 (9:17).

Gewiss: Die Anreise mit dem Bus war nicht optimal, das Programm mit dem von Verletzungen geplagten Kader in den vergangenen Wochen anstrengend. Was die Löwen im vermeintlichen Spitzenspiel zwischen dem Tabellenführer und dem Ligafünften anboten, war dennoch enttäuschend und deutlich zu wenig. Das sah auch Manager Thorsten Storm so: „Wir haben in einem guten Hotel geschlafen und sind mit einem tollen Bus nach Kiel gefahren. Die Anreise konnte also nicht das Problem gewesen sein, sondern eher die Körpersprache. Wer mit hängenden Schultern in die Partie geht, der verliert. Nach fünf Minuten war klar, wer diese Partie gewinnt.“

Mit dem Auftritt seiner Mannschaft war der Geschäftsführer überhaupt nicht einverstanden: „Natürlich ist der THW gut drauf, aber es kommt auf unsere Leistung an – und die war schlecht. Die Mannschaft hat sich nicht gewehrt.“ Bis zum 6:7 (13.) hielten die Badener gegen die Kieler Zebras zwar noch mit, danach riss der Faden jedoch komplett. Phasenweise ergaben sich die Gelbhemden, bei denen Børge Lund zurück ins Aufgebot gekehrt war, ihrem Schicksal. Eine Überzahl nutzte der THW konsequent für einen 3:0-Lauf zum 10:6 (16.).

Trainer Gudmundur Gudmundsson reagierte, brachte Henning Fritz für Schlussmann Goran Stojanovic. Doch auch das verlieh den Löwen keine Sicherheit. Ivan Cupic brachte nicht einen seiner drei Versuche im Netz unter, Karol Bielecki ballerte den Ball überhastet vier Mal neben oder übers Tor. Den Kieler Lauf unterbrach erst Linksaußen Uwe Gensheimer nach zehn torlosen Minuten mit dem 14:7 (23.). Bis dahin lag die Feldwurfquote bei seiner Mannschaft bei 31 Prozent, während der THW 87 Prozent seiner Chancen nutzte. Mit dem 17:9 zur Pause waren die Löwen noch gut bedient.

Gar auf zehn Treffer (20:10/35.) wuchs der Rückstand unmittelbar nach dem Seitenwechsel. Der THW marschierte, leistete sich aber mehr Fehler als noch in der ersten Halbzeit. Dass diese ohne Folgen blieben, lag allen voran an den Löwen, die nur wenig Interesse an einer Ergebniskosmetik zeigten und bei denen sich auch die Rückkehr von Stojanovic ins Tor nicht auszahlte. „Wir haben nicht das geboten, was wir können“, meinte Gensheimer. Trainer Gudmundsson lobte den Gegner: „Kiel spielt in einer anderen Liga als alle andere Mannschaften. In der ersten Halbzeit haben wir 14 Chancen ausgelassen, deshalb der Rückstand. Nach dem Seitenwechsel war die Leistung in Ordnung.“

Von Marc Stevermüer