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Nur Gensheimer in Normalform (Rheinpfalz)

KIEL. Lehrstunde in Kiel: Der Bus-Ausflug der Rhein-Neckar  Löwen endete gestern Abend mit einer 25:33 (9:17)-Niederlage beim auch nach 21 Spielen verlustpunktfreien THW Kiel.

„Wenn nicht jeder einzelne Spieler Topform bringt, kann man in Kiel nicht gewinnen, bei uns war das heute so”, fasste Uwe Gensheimer zusammen, was die Kieler Zuschauer so begeistert hatte. Der  Löwen-Kapitän nahm da keinen aus, obwohl wenigstens er mit neun Treffern den Abend vor dem Prädikat „Klatsche” gerettet hatte.

Alfred Gislasons „Zebras” waren einfach in allen Belangen überlegen. Sie spielten ihre Kontermöglichkeiten erfolgreich aus, egal ob in der ersten, der zweiten oder der dritten Welle. Bei den  Löwen wurde schon die erste Welle erst gar nicht gespielt. In der Anfangsphase mischte die Mannschaft von Trainer Gudmundur Gudmundsson noch mit, dann aber stellte der Isländer seine sonst übliche Aufgeregtheit langsam ein und beschränkte sich darauf, aus dem Unheil zu lernen. 14 Fehlwürfe, eine unglaubliche Fülle technischer Fehler, die teilweise auch daher rührten, dass seltsamerweise das Wissen um die Laufwege der Mitspieler abhanden gekommen zu schien, raubten den  Löwen nicht nur den Mut. Sie raubten ihnen auch die Chance, auch nur halbwegs mitzuhalten. „Wir haben eigentlich erst mitgespielt, als alles entschieden war”, meinte Manager Thorsten Storm. Tatsächlich mischten die  Löwen im zweiten Abschnitt etwas besser mit, hielten den Abstand zum Schluss unter zehn Toren, was durchaus für einen gewissen Kampfgeist spricht. Selbst Karol Bielecki, der im ersten Abschnitt acht Bälle verwarf, raffte sich noch zu drei Treffern auf.

Die Kieler gründeten ihren Erfolg auf eine „sehr wirkungsvoll arbeitende Abwehr in der ersten Halbzeit, mit einem sehr gut haltenden Thierry Omeyer im Tor” (Gislason). Tatsächlich machte dies den Unterschied. Weder Goran Stojanovic noch Henning Fritz und später wieder Stojanovic fanden ein Mittel gegen die Würfe von Filip Jicha, der mit den ersten vier Toren im Spiel den Respekt der  Löwen ins Unerträgliche steigerte und insgesamt zehn Mal traf. Die  Löwen-Abwehr machte nach dem Wechsel einen etwas besseren Eindruck, doch war dem Spiel anzumerken, was auch Gudmundsson noch einmal anmerkte: „Wir hatten wegen der vielen verletzten Spielern wenig Alternativen, zudem waren einige meiner Leute schon vor dem Spiel sehr müde durch die englischen Wochen.”

Schämen müssen sich die  Löwen nicht, sie erwischten einfach einen rabenschwarzen Tag und das gegen eben jene Mannschaft, die, wie Gudmundsson noch einmal betonte „derzeit in einer anderen Liga spielt”. Eine Nummer zu groß für alle, einschließlich der  Löwen.

Von Dieter Einzmann